Bewertung
Falsch. Weder ist eine Abschaffung der kleinsten Münzen in Deutschland geplant, noch des gesamten Bargelds.
Fakten
Die Europäische Union (EU) steht weiterhin zum Bargeld in Europa. Erst Ende Januar 2025 traf die Europäische Zentralbank (EZB) zum Beispiel eine Vorauswahl an Motiven, die die geplanten neuen Euro-Geldscheine zieren sollen. In der begleitenden Mitteilung heißt es: «Wir arbeiten an neuen Banknoten, da wir heute und in Zukunft auf Bargeld setzen.»
Auch in der Bargeldstrategie des Eurosystems wird klargestellt: «Euro-Bargeld soll auch in Zukunft weithin verfügbar und leicht zugänglich sein. Es soll weiter große Akzeptanz genießen, sowohl als Zahlungsmittel als auch als Mittel zur Wertaufbewahrung.» Von einer Abschaffung kann also keine Rede sein.
Ein- und Zwei-Cent-Münzen bleiben im Zahlungsverkehr
Auch beim Kleingeld sind in Deutschland keine Änderungen geplant. Zuletzt erteilte das Bundesministerium der Finanzen (BMF) im März 2024 (S. 7) Aufträge zur Prägung von weiteren 20 Millionen Ein-Cent-Münzen.
Seit der Einführung des Euro-Bargelds im Jahr 2002 vergab das BMF eigenen Angaben zufolge Präge-Aufträge für insgesamt fast 23,5 Milliarden Ein- und Zwei-Cent-Münzen, ein Geldwert von mehr als 340 Millionen Euro.
Es gibt keinerlei Anzeichen, dass diese Münzen aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Wenn dem so wäre, würden alle großen Medienhäuser in Deutschland darüber berichten. Dem ist aber nicht so. Genauso wenig sind Informationen, die auf ein Münz-Aus hindeuteten, auf der Seite des BMF zu finden.
Nach Angaben der EZB waren von den rund 151,3 Milliarden Münzen, die sich 2024 in Europa im Umlauf befanden, fast die Hälfte Ein- (26,6 Prozent) und Zwei-Cent-Stücke (20,9 Prozent).
Andere Länder verzichten auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen
Es stimmt, dass in einigen Euro-Ländern zwar versucht wird, ohne die kleinsten Cent-Münzen auszukommen. Gänzlich abgeschafft sind sie aber auch dort nicht.
So etwas kann nur auf europäischer Ebene beschlossen werden. «Die Mitgliedstaaten können keine eigenen währungsrechtlichen Maßnahmen wie etwa die Einstellung der Prägung oder die Einschränkung des Umlaufs bestimmter Euro-Münzen in ihrem Hoheitsgebiet ergreifen», schreibt die EU-Kommission im November 2023.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellt im Dezember 2023 zudem klar: Die Zuständigkeit für Maßnahmen, die etwa die Stückelung oder technischen Merkmale der Euromünzen betreffen, liege beim Rat der Europäischen Union auf Vorschlag der Europäischen Kommission und nach Anhörung des Europäischen Parlaments und der EZB.
In Finnland zum Beispiel werden Barzahlungen per Gesetz auf die nächstgelegenen Fünf-Cent-Betrag gerundet – also etwa von 14,97 Euro auf 14,95 Euro. Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden in dem EU-Land zwar nicht in Umlauf gebracht, gelten aber weiter als gesetzliches Zahlungsmittel. Ein Geschäft muss diese nur nicht akzeptieren, wenn es gesondert darauf hinweist.
Ähnliche Regelungen gibt es in den Niederlanden, der Slowakei, Irland, Italien, Belgien und Estland.
Umfragen zeigen Vorbehalte gegen kleinste Münzen
Ein- und Zwei-Cent-Münzen sind nicht bei allen beliebt. Bei einer Eurobarometer-Umfrage vom Oktober 2023 (S. 12) unter rund 18.600 Befragten aus den 19 Euro-Mitgliedstaaten befürworteten 61 Prozent die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Bei Befragten aus Deutschland waren es 53 Prozent.
(Stand: 3.3.2025)