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Bilder von Siedlungen stammen von künstlicher Intelligenz

Statuen, verfallene Mauern und Pyramiden inmitten von Schnee und Eisschollen – wurde das alles 1912 in der Antarktis fotografiert? Laut einem Post auf Facebook soll es sich um die Überreste einer alten Zivilisation auf dem Kontinent handeln. Doch hinter den Bilden steckt etwas anderes.

Bewertung

Die Bilder stammen nicht von der von Robert Scott geleiteten Antarktis-Expedition im Jahr 1912. Sie wurden mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt.

Fakten

Die Bilder, die in den sozialen Medien verbreitet werden, sind auch in einem Youtube-Video zu sehen und sollen demnach 1912 in der Antarktis von Kapitän Robert Scott und seinem Team aufgenommen worden sein. Robert Scott war ein britischer Entdecker, der 1912 mit seinem Team als zweiter den südlichsten Punkt der Erde (den Südpol) erreichte, nachdem er das Rennen gegen den Norweger Roald Amundsen verloren hatte. Scott starb zusammen mit seinen Teamkollegen auf dem Rückweg vom Südpol zu seinem Basislager auf der Ross-Insel.

Die während der Scott-Expedition aufgenommenen echten Fotos befinden sich im Besitz des Scott Polar Research Institutes an der Universität Cambridge. Die Bilder der angeblichen Pyramiden und Ruinen sind im Archiv jedoch nicht enthalten. Das Institut bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass die Bilder nicht bekannt seien.

Bilder zeigen Hinweise aus Fälschung

Weitere Hinweise sprechen dafür, dass die Bilder nicht von Scotts Expedition stammen können. Das YouTube-Video zeigt an fünf Stellen (hier, hier, hier, hier und hier) ein Schiff. Es scheint sich allerdings um unterschiedliche Schiffe zu handeln, da sie eine andere Anzahl von Masten oder einen anderen Rumpf haben. Scott hatte ein einziges Schiff auf seiner Expedition: die Terra Nova.

Die Terra Nova hatte drei Masten und einen Schornstein, was bei keinem der Schiffe im Video der Fall ist. Sie weisen auch unrealistische Elemente auf, wie z. B. Masten, die nicht mit dem (ohnehin seltsam geformten) Rumpf übereinstimmen, Segel, die nicht zu den Masten passen, und Masten, die mitten im Nirgendwo stehen. Es kann sich also nicht um Fotos von Robert Scotts Expedition handeln.

Künstliche Intelligenz für Bildmanipulation

Obwohl die Fotos auf den ersten Blick realistisch wirken, weisen sie Fehler auf, die darauf hindeuten, dass sie mit künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Zum Beispiel mit dem Programm «Dall-E 2», das Bilder auf der Grundlage von Textbeschreibungen erzeugt.

Es sind Fehler in der Schattierung zu erkennen (hier am unteren Bildrand, hier der Schatten des Mastes), und es gibt fehlgeschlagene Versuche, Text zu generieren (hier, hier und hier). Sie ergeben nichts Verständliches und schon gar keinen Satz in englischer Sprache. Bei Minute 2:07 sind Menschen zu sehen, aber ein zweiter Blick macht sofort klar, dass diese Figuren wenig Menschliches und kein wirkliches Gesicht haben. Auch die Proportionen der Person in Minute 0:08 sind nicht realistisch.

Mit dem Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz wird es immer schwieriger, echte von gefälschten Bildern zu unterscheiden. Im momentanen Entwicklungsstand weisen solche Bilder häufig noch Unstimmigkeiten auf, die wie in den obigen Beispielen erkannt werden können.

«Tartaria und die Schlammlawine» als Verschwörungserzählung

Warum will dieser Youtube-Nutzer den Eindruck erwecken, dass es in der Antarktis untergegangene Zivilisationen gab? Die Beschreibung bezieht sich auf Tartaria und die Schlammflut. Dies ist eine Verschwörungserzählung, die davon ausgeht, dass es ein «Reich der Tartaren gab. Eine globale Elite soll angeblich verantwortlich sein, dass die Spuren größtenteils verschwunden sind und die Geschichte nicht gelehrt wird.

Diese Erzählung wird oft durch Bilder von beeindruckenden antiken Bauwerken gestützt, die angeblich von dieser untergegangenen Zivilisation errichtet worden sein sollen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ist nun auch einfach möglich, Bilder von nicht existierenden Bauwerken zu generieren, wie das Beispiel der angeblichen Antarktis-Fotos zeigt.

(Stand: 23.12.2022)

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Wissenschaft, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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