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Container der MSC Daniela brannten 2017 vor Sri Lanka

Seit der Krieg zwischen der Hamas und Israel in Gaza wütet, beschießen jemenitische Huthi-Milizen immer wieder Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden. Die vom Iran unterstützten Rebellen wollen damit angeblich ihre Solidarität mit den Palästinensern ausdrücken.

Nun zirkuliert ein Video unter anderem auf Facebook und X, auf dem ein brennendes Schiff zu sehen ist. Das «israelische Schiff» MSC Sarah V solle von einer jemenitischen Rakete getroffen worden sein, schreibt ein Nutzer dazu: «Offensichtlich konnte kein westliches Kriegsschiff den Volltreffer verhindern.» Stimmt die Geschichte?

Bewertung

Nein, das Video zeigt den Containerfrachter MSC Daniela, auf dem es 2017 brannte. Das Schiff wurde nicht angegriffen. Attackiert wurde jüngst die MSC Sarah V, die jedoch weder getroffen noch beschädigt wurde.

Fakten

Wer wissen möchte, ob Bilder wirklich zeigen, was in den sozialen Netzwerken dazu behauptet wird, kann das häufig am besten anhand einer Bilderrückwärtssuche überprüfen.

In diesem Fall erweist sich, dass vielen Menschen tatsächlich kritiklos annehmen, dass es sich bei dem gezeigten Schiff um die MSC Sarah V handelt. Wer sich allerdings einige Suchergebnisse genauer anschaut, kommt zu einem anderen Schluss. Mehrere Quellen deuten auf den Brand auf einem anderen Schiff hin: die MSC Daniela.

MSC Daniela brannte 2017

Die MSC Daniela ist ein Containerschiff der Reederei MSC, das 2017 auf dem Indischen Ozean Feuer fing. Das Schiff war von niemandem angegriffen worden. Der wahrscheinlichste Grund für den Ausbruch des Feuers war Berichten zufolge, dass damals gefährliche Ladung falsch registriert und verstaut worden war.

Auf YouTube sind verschiedene Filme des Brandes zu finden. Anhand dieser Videos kann man feststellen, dass die jüngst online gestellten Bilder die MSC Daniela zeigen und nicht die MSC Sarah V.

In einem Nachrichtenstück von Hiru News aus Sri Lanka über das Feuer auf der MSC Daniela ist nach 0:29 Sekunden dasselbe Bild zu sehen wie nach 0:06 Sekunden in dem Video auf Facebook. Auf beiden Videos sind dieselben Container über dem linken Strich des Buchstabens «M» zu erkennen: erst drei gelbe, darüber ein roter und wiederum darüber ein längerer grüner.

Auf beiden Videos schlagen links dieser Container die Flammen heraus. Außerdem ist auf beiden Videos derselbe weiße Fleck zwischen zwei Strichen des Buchstabens «M» zu erkennen.

In einem anderen Nachrichtenfilm von 2017 über die MSC Daniela, der von Newsfirst Sri Lanka stammt, sind nach 46 Sekunden die Bilder zu sehen, mit denen das Video auf Facebook beginnt. In dieser Reportage wird nach 43 Sekunden zudem eine Heckansicht der MSC Daniela mit einer großen Rauchwolke über dem Schiff gezeigt. Die gleiche Perspektive findet sich auf dem Facebook-Video nach 14 Sekunden. Der Form nach ist es exakt dieselbe Rauchwolke.

Angriff auf die MSC Sarah V

Das Schiff auf dem Video ist also nicht die MSC Sarah V. Dennoch ist es wenig verwunderlich, dass viele Menschen das glauben. Am Dienstag, den 25. Juni, behauptete nämlich ein Sprecher von Ansar Allah, wie die jemenitische Huthi-Bewegung offiziell heißt, dass die Huthis die MSC Sarah V mit einem neuen Typ einer ballistischen Rakete getroffen hätten.

In Wirklichkeit scheint der Angriff jedoch missglückt zu sein. Die Attacke war schon tags zuvor vom Kapitän des Schiffs gemeldet worden. Die MSC Sarah V befand sich im Arabischen Meer etwa 246 Seemeilen (456 Kilometer) südöstlich von Nishtun im Jemen, als eine Rakete etwa 50 Meter von der Steuerbordseite entfernt ins Wasser fiel. Das Schiff wurde nicht beschädigt, es gab keine Verletzten.

Es ist unklar, warum der Huthi-Sprecher von einem Angriff auf ein «israelisches» Schiff sprach. Die MSC Sarah V fährt unter der Flagge von Liberia und die Besatzung soll derzeit unter griechischem Kommando stehen. MSC ist eine ursprünglich italienische Reederei, deren Firmensitz inzwischen in der Schweiz liegt.

Der fehlgeschlagene Angriff hat die MSC Sarah V nicht daran gehindert, ihren Kurs fortzusetzen. Auf vesselfinder.com, einer Webseite zum Tracking von Schiffen, ist zu sehen, dass der Frachter am 28. Juni 2024 um 10:31 Uhr lokaler Zeit (6:31 UTC) den Hafen von Khalifa in den Vereinigten Arabischen Emiraten verließ.

Huthi beschießen Schiffe

Seit dem Aufflammen des Konflikts zwischen Israel und der Hamas, nehmen die Huthi immer wieder Schiffe im Roten Meer und dem Golf von Aden unter Beschuss. Nun also auch im Arabischen Meer bei Oman, weiter entfernt von ihrer Machtbasis im Jemen.

Bei dutzenden Angriffen haben sie zwei Schiffe versenkt, ein drittes gekapert und vier Seeleute getötet. Längst nicht alle betroffenen Schiffe hatten eine klare Verbindung zu Israel.

Allerdings hat nicht jedes aktuell verbreitete Video eines brennenden Schiffs in den sozialen Netzwerken auch etwas mit den Huthi zu tun. Die Deutsche Presse-Agentur hat schon häufiger Bilder von Schiffsunglücken gefunden, die mit angeblichen Huthi-Angriffen letztlich gar nichts zu tun hatten.

(Stand: 28.06.2024)

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Israel-Hamas-Konflikt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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