Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg blieb von der Sturmflut verschont, keine Punkte sind verschwunden - Featured image

Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg blieb von der Sturmflut verschont, keine Punkte sind verschwunden

Die Sturmflut an der Ostseeküste vom 20. und 21. Oktober 2023 hat schwere Schäden angerichtet. In sozialen Medien wird die Behauptung geteilt, die IT des in Flensburg ansässigen Kraftfahrt-Bundesamtes sei ebenfalls betroffen und die dort registrierten Punkte für Verkehrsdelikte seien gelöscht worden. Die Behauptung ist jedoch falsch und beruht auf einem Satire-Artikel. Das Kraftfahrt-Bundesamt und das Bundesverkehrsministerium widerlegten die Falschinformation.

„Das Bundesverkehrsamt hatte jetzt einen Wasserschaden vor zwei Tagen am 21.“, sagt eine Tiktok-Nutzerin in einem Video vom 24. Oktober 2023. „Der Server wurde leider beschädigt und die ganzen Punkte, die vorher dort eingetragen sind, sind leider gelöscht“, berichtet sie weiter. „Das Bundesverkehrsamt bittet darum, dass die Bevölkerung sich doch bitte telefonisch meldet und selbst angibt, wie viele Punkte vorher da waren.“

Das Video wurde auf Tiktok über 21.000 Mal geteilt und zwei Millionen Mal angesehen. Es kursiert außerdem auf Telegram und Facebook. Auf Facebook gibt es zudem Beiträge mit der gleichen Behauptung, allerdings mit Screenshots eines Artikels statt des Videos. Die Behauptung ist jedoch frei erfunden.

Während das ursprüngliche Tiktok-Video zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Faktenchecks noch online war, postete die Nutzerin ein zweites Video. Darin sagt sie, sie habe nicht gewusst, dass die Informationen von einer Website mit satirischen Inhalten stammten und nicht wahr seien. Dieses Video wurde mit rund 1600 Ansichten jedoch viel weniger angesehen als jenes mit der Falschinformation.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 26. Oktober 2023

Eine Stichwortsuche in sozialen Medien lieferte Beiträge (hier und hier), die einen Link zu einem Artikel der Satire-Website „Der Postillon“ enthalten. In diesem Artikel wird vorgeblich darüber berichtet, dass das Rechenzentrum des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) in Flensburg von der Sturmflut beschädigt worden sei. Dadurch seien alle Punkte, die Verkehrsteilnehmende für Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten im Straßenverkehr bekommen, gelöscht worden. Dazu zitiert der Artikel einen Sprecher des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und gibt einen angeblichen Aufruf des KBA wieder, wonach sich Personen melden und die Anzahl ihrer Punkte nennen sollen.

In der Nacht zum 21. Oktober 2023 erreichte die Sturmflut an der Ostseeküste ihren Höhepunkt, im besonders betroffenen Flensburg erreichte der Wasserstand eine Höhe von 2,27 Meter über dem Normalwert, wie Medien berichteten. Das sei der höchste Wasserstand seit über 100 Jahren gewesen, die Schäden entlang der Küste würden auf eine dreistellige Millionensumme geschätzt.

Das Kraftfahrt-Bundesamt, das als Bundesbehörde für den Straßenverkehr zum Geschäftsbereich des Bundesverkehrsministeriums gehört, reagierte mit einer Meldung auf seiner Website auf den Satire-Beitrag: „Bei der Meldung, dass ein Wasserschaden zur Löschung der Punkte im KBA geführt hat, handelt es sich um einen satirischen Beitrag ohne Wahrheitsgehalt“, heißt es dort. Die Punkte seien sicher, „nicht ein einziger wurde ‚weggespült'“.

Screenshot der Website des Kraftfahrt-Bundesamtes: 26. Oktober 2023

Auf Anfrage von AFP fügte der Pressesprecher des KBA, Stephan Immen, in einer E-Mail vom 26. Oktober 2023 hinzu: „Das KBA wurde von der Sturmflut in keiner Weise erfasst.“

Das bestätigte Hanna Büddicker, Pressesprecherin des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) in einer E-Mail an AFP vom 26. Oktober 2023. „Das BMDV hat die Aussage, die im Artikel steht, nicht getätigt“, ergänzte sie und verwies ebenfalls auf die Richtigstellung des satirischen Beitrags auf der Website des Kraftfahrt-Bundesamtes.

Fazit: Die Sturmflut vom 20. Oktober 2023 hat das Gebäude und die IT des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg nicht beschädigt. Die Behauptung beruht auf einem Satire-Artikel. Alle Punkte für Delikte von Verkehrsteilnehmenden sind nach wie vor vorhanden, wie das Bundesamt sowie das Bundesverkehrsministerium bestätigten.

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Autor(en): Johanna LEHN / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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