Der mutmaßliche Trump-Attentäter Routh war nicht in einem Werbespot von BlackRock zu sehen - Featured image

Der mutmaßliche Trump-Attentäter Routh war nicht in einem Werbespot von BlackRock zu sehen

Am 15. September 2024 wurde in Florida ein mutmaßlicher Attentatsversuch auf Donald Trump vereitelt. Nach der Verhaftung von Ryan Wesley Routh in diesem Zusammenhang wurde online behauptet, der Verdächtige sei in einem Werbespot des Finanzunternehmens BlackRock aufgetreten. Das ist jedoch falsch. Das online geteilte Bildmaterial stammt aus einem Video von 2022, das proukrainische Demonstrationen nach dem Angriff Russlands zeigt.

Ryan Routh und Thomas Crooks, beide Trump-Attentäter, traten in Blackrock-Werbespots auf„, schreibt ein Nutzer in einem X-Beitrag vom 16. September 2024 und teilt einen Clip, in dem Routh auf einer Demonstration zu sehen ist. „Wer jetzt noch an Zufälle glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.“

Auch auf Facebook kursiert die Behauptung seither und erreicht zehntausende Ansichten in Telegram-Kanälen. Sie wurde auch auf Englisch, Chinesisch und Spanisch geteilt.

X-Screenshot der Behauptung: 18. September 2024

Vor einem Bundesgericht in Florida ist gegen den 58-jährigen Ryan Wesley Routh wegen Waffendelikten Anklage erhoben worden, nachdem er am 15. September 2024 im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf Donald Trump auf dessen Golfplatz in West Palm Beach festgenommen worden war.

Mitarbeiter des US-Geheimdienstes entdeckten Berichten zufolge einen Mann, der mit einem Gewehr aus einer Baumreihe schoss und später als Routh identifiziert wurde, während sie den Platz für Trump sicherten. Die Agenten eröffneten daraufhin das Feuer auf Routh, bevor dieser floh und anschließend von der örtlichen Polizei festgenommen wurde.

Routh, ein selbständiger Bauunternehmer aus dem Bundesstaat Hawaii, hat ein Vorstrafenregister, das Jahrzehnte zurückreicht. Er hat sich in sozialen Medien regelmäßig über Politik geäußert. Öffentliche Aufzeichnungen zeigen, dass er wechselnde Ansichten hat.

Die Behauptungen, Routh sei in einem Werbespot von BlackRock vorgekommen, sind jedoch falsch. Das Finanzunternehmen erklärte auf AFP-Anfrage in einer E-Mail vom 16. September 2024, dass Beiträge mit dieser Behauptung „völlig falsch“ sind. Ein Sprecher des größten Vermögensverwalters der Welt mit Sitz in New York City schrieb: „Ryan Routh war nie ein Mitarbeiter von BlackRock und ist nie in einer Werbung von BlackRock zu sehen gewesen.“

Aufnahmen stammen von proukrainischer Demonstration

Mithilfe einer umgekehrten Bildsuche fand AFP heraus, dass der X-Account „Save Azov“ den Clip am 1. Mai 2022 postete (hier archiviert). Das scheint die erste Veröffentlichung der Aufnahmen zu sein. „Dieses Video ist eine Botschaft von den Verteidigern von Mariupol an die Welt“, heißt es in der Bildunterschrift. „Sie sind dankbar für unsere Unterstützung und bitten uns, weiterzukämpfen.“

Der Account spricht sich für die Asow-Brigade aus, ein nationalistisches Freiwilligenbataillon, das Teil der ukrainischen Nationalgarde wurde und bei der Verteidigung der südlichen Hafenstadt Mariupol zu Beginn der russischen Invasion 2022 half. Die Belagerung dauerte von Februar bis Mai 2022 und endete mit der Kapitulation von mehr als 2000 Kämpfern.

Durch eine Geolokalisierung fand AFP zudem heraus, dass der Clip auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan Nesaleschnosti) in Kiew aufgenommen wurde (hier archiviert).

Screenshot des Videos auf X, Hervorhebungen durch AFP: 17. September 2024
Screenshot von Google Maps, Hervorhebungen durch AFP: 17. September 2024

Als die Aufnahmen in dem falschen Kontext geteilt wurden, erklärte die Asow-Brigade auf X, dass Routh „keine Verbindung zu Asow hat und nie eine Verbindung zu Asow hatte“ (hier archiviert). Und weiter: „Die friedliche Demonstration, an der er teilnahm, war offen und jeder konnte daran teilnehmen.“ 

Eine weitere umgekehrte Bildsuche führte zu ähnlichen Aufnahmen, die das ukrainische Medium „Ukrainska Pravda“ am 30. April 2022 auf Youtube veröffentlicht hatte (hier archiviert). Routh ist in einigen Einstellungen zwischen den Demonstrierenden zu sehen.

Screenshot des Youtube-Videos, Hervorhebung durch AFP: 16. September 2024
Screenshot des Youtube-Videos, Hervorhebung durch AFP: 16. September 2024

AFP führte zudem ein Interview mit Routh während einer Demonstration in Kiew am 27. September 2022. Er war nach eigenen Angaben in die Ukraine gereist, um sich als Freiwilliger zu melden und ausländische Kämpfer zu rekrutieren, um den russischen Angriff abzuwehren.

Thomas Matthew Crooks in BlackRock-Werbung

Im Juli 2024 wurde Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler in Pennsylvania von einem Schützen am Ohr getroffen. Der Bewaffnete tötete einen Unbeteiligten und verletzte zwei Teilnehmer schwer, bevor er selbst von Scharfschützen des Secret Service erschossen wurde.

Nach dem versuchten Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten schrieben einige Nutzerinnen und Nutzer in sozialen Medien, der Schütze, der als der 20-jährige Thomas Matthew Crooks identifiziert wurde, sei in einer BlackRock-Werbung aus dem Jahr 2022 zu sehen gewesen.

Das Investmentunternehmen räumte ein, dass Crooks in einem Video zu sehen war, er für seinen Auftritt jedoch nicht entlohnt worden sei. „Im Jahr 2022 schalteten wir eine Anzeige mit einem Lehrer der Bethel Park High School, in der mehrere unbezahlte Schüler kurz im Hintergrund zu sehen waren, darunter Thomas Matthew Crooks“, erklärte BlackRock gegenüber AFP. „Wir werden das gesamte Videomaterial den zuständigen Behörden zur Verfügung stellen und haben das Video aus Respekt vor den Opfern aus dem Verkehr gezogen.“

AFP überprüfte bereits weitere Falschinformationen über BlackRock.

Fazit: Ryan Routh war nicht in einer Werbung des Investmentunternehmens BlackRock zu sehen, anders als der Schütze des ersten versuchten Attentats auf Donald Trump. Die Aufnahmen von Routh stammen von einer proukrainischen Demonstration in Kiew im Jahr 2022.

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Wahlen, USA, Politik

Autor(en): Natalie WADE / Johanna LEHN / AFP USA

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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