Desinformation über den Klimawandel nimmt zu

Überschwemmungen in Italien, eine Dürre in Spanien – extreme Wetterereignisse in einigen EU-Ländern haben in Europa zu einem Anstieg von Falschbehauptungen über den Klimawandel geführt. Neben dem üblichen Leugnen des Klimawandels verbreiteten sich bekannte Verschwörungstheorien zu Chemtrails aber auch neue über Staudämme.

Zu diesem Ergebnis kommt das monatliche Briefing des EU-weiten EDMO-Faktencheck-Netzwerks. Dazu beigetragen haben 28 Faktencheck-Organisationen, die im Mai 2023 insgesamt 1.361 Faktenchecks veröffentlicht haben.

Von diesen Beiträgen konzentrierten sich 143 (11%) auf Desinformation über die Ukraine und 102 (7%) auf Desinformation im Zusammenhang mit Covid-19. Im April waren die Werte ähnlich. In 160 Beiträgen(12%) ging es um Desinformation über den Klimawandel, ein leichter Anstieg im Vergleich zum April.

Falschbehauptungen über die EU

Im Mai bezogen sich zudem 53 Beitrage (4%) auf Desinformation über die EU, ihre Politik und ihre Entscheidungsträger, die als unmoralisch oder antidemokratisch dargestellt wurde. Im Mai-Briefing wird im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2024 zum ersten Mal explizit auf die Desinformation über die EU eingegangen. EDMO hat auch eine Taskforce zur Europawahl 2024 eingerichtet. Da die Wahl erst in etwa einem Jahr stattfindet, ist der Prozentsatz an Online-Desinformation über die EU noch recht niedrig; es ist wahrscheinlich, dass dieser noch stark zunehmen wird.

Auch die Desinformation und Verschwörungstheorien über den Klimawandel zielten wiederholt darauf ab, die EU anzugreifen. Dieses Phänomen könnte in den kommenden Monaten die politische Debatte vergiften, wenn man die Polarisierung rund um das Thema, die bereits bestehende Verwirrung und Desinformation über EU-Maßnahmen sowie die zahlreichen Wahlkampagnen für die EU-Wahl aber auch für Wahlen in den EU-Ländern bedenkt.

In Bezug auf die Ukraine waren die im Mai aufgedeckten Desinformationsnarrative dieselben wie in den Vormonaten. Es ging um die Eskalation des Konflikts, die Kosten für die Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge (vor allem in Polen und Tschechien, wo besonders viele ukrainische Geflüchtete leben, verbreiteten sich Falschbehauptungen) und die angebliche Russophobie des Westens. Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, wurde behauptet, dass eine sowjetische Flagge auf dem Reichstag in Berlin gehisst worden sei, um den Anschein zu erwecken, die Geschichte von 1945 wiederhole sich am 8. Mai 2023.

Falschinformationen über LGBTQ+ scheinen zuzunehmen

Der Anteil an Falschinformationen über LGBTQ+-Gemeinschaften scheint EU-weit zuzunehmen. Menschen, die der LGBTQ+-Gemeinschaft angehören, werden als krank, pädophil und gewalttätig bezeichnet, und demokratische und europäische Institutionen werden beschuldigt, ihre Lebensanschauung auf Kosten traditioneller Werte durchsetzen zu wollen. Im Juni wird aufgrund der Aktivitäten anlässlich des „Pride Month“ ein weiterer Anstieg erwartet.

In Spanien wurde viel Desinformation über die Kommunal- und Regionalwahlen, die im Mai stattfanden, verbreitet. Es gab zahlreiche Berichte über angeblichen Wahlbetrug, insbesondere im Zusammenhang mit der Briefwahl. Außerdem wurden Zuwanderer beschuldigt, die Ergebnisse verfälschen zu wollen, und das Unternehmen Indra, das für die Übermittlung der Ergebnisse, aber nicht für die Auszählung der Stimmen zuständig war, wurde beschuldigt, das Ergebnis zu manipulieren. Es ist wahrscheinlich, dass sich dieses Phänomen bei den im Juli stattfindenden Parlamentswahlen wiederholen wird – auch über die spanischen Grenzen hinaus.

Die drei am weitesten verbreiteten Falschmeldungen in der EU im Mai waren laut der beteiligten Faktencheck-Organisationen die folgenden:

KI-generierte Desinformationen machte 4% der insgesamt aufgedeckten Desinformationen aus (55 Artikel von 1.361), im April war derselbe Wert festgestellt worden.

Wie bereits in den früheren Briefings hervorgehoben wurde, handelt es sich bei den erfassten Falschmeldungen meist um Bilder, die mit KI erstellt wurden. Im Mai kursierte zum Beispiel das gefälschte Foto einer Explosion in der Nähe des Pentagon, ein anderes zeigte Elon Musk, wie er einen weiblichen Roboter küsste.

Methodik

Die in diesem Briefing enthaltenen Informationen wurden mittels eines Fragebogens erhoben, der an die Mitgliedsorganisationen des EDMO-Faktencheck-Netzwerks geschickt wurde. Bezugszeitraum: 1. bis 31. Mai 2023. Anzahl der Befragten: 28. Hauptherausgeber dieses Dokuments: Tommaso Canetta, Pagella Politica/Facta.

Organisationen, die zu diesem Briefing beigetragen haben: 15min, AFP, Correctiv, Demagog.cz, Demagog (Pl), DPA, DW, Eesti Päevaleht, EFE Verifica, Ellinika Hoaxes, Eurocomunicare, Factcheck Vlaanderen, Faktabaari, FranceTV, Funky, Greece Fact Checking, Källkritikbyrån, Knack, Lakmusz,  Maldita, Newtral,  PagellaPolitica/Facta, Polígrafo, Re:Baltica, The Journal Fact-Check, TjekDet, VerificaRTVE, Verificat.

Das ausführliche Briefing in Englisch mit weiteren Informationen zu Falschinformationen in verschiedenen EU-Staaten finden Sie hier.

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