Im Dezember beschäftigte die Facktcheck-Teams im EU-weitem EDMO-Netzwerk weiterhin die Lage im Nahen Osten. Zu diesem Ergebnis kommt das monatliche Briefing des EDMO-Netzwerks. Die 34 Organisationen, die dazu beigetragen haben, veröffentlichten im Dezember 2023 insgesamt 1.416 Faktenprüfungsartikel. Von diesen Artikeln konzentrierten sich 158 (11%) auf den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, 139 (10%) auf Desinformation im Zusammenhang mit dem Klimawandel, 116 (8%) auf Desinformation im Zusammenhang mit der Ukraine, 108 (8 %) auf Desinformation im Zusammenhang mit der EU, 89 (6 %) auf COVID-19-bezogene Desinformation, 81 (6 %) auf Desinformation im Zusammenhang mit Einwanderung und 20 (1 %) auf Desinformation über LGBTQ+ und Genderfragen.
Der Prozentsatz der Desinformationen über die Krise im Nahen Osten geht den zweiten Monat in Folge deutlich zurück. Er sank von 36% im Oktober auf 24% im November und auf 11% im Dezember, wahrscheinlich als Folge der Normalisierung der Krisensituation im Nachrichtenzyklus und in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Desinformation über den Klimawandel hat sich im letzten Monat verdoppelt, von 5 % im November auf 10 % im Dezember. Dasselbe geschah bei der Desinformation über die EU, allerdings innerhalb von zwei Monaten, nämlich von 4 % im Oktober auf 8 % im Dezember. Die Prozentsätze der Desinformation über den Krieg in der Ukraine und über Migranten stiegen um einige Punkte, und die anderen beobachteten Hauptthemen der Desinformation blieben weitgehend stabil.
Meist verbreitete Falschmeldung im Dezember: Weihnachten soll verboten werden
Im Dezember entdeckten die Fact-Checking-Organisationen des EDMO-Netzwerks zahlreiche Falschmeldungen über angebliche Angriffe auf Weihnachten. Eine der am meisten verbreiteten Falschmeldungen in der EU ist die, dass die Europäische Kommission die Verwendung des Begriffs „Weihnachten“ verbietet. Diese Geschichte kursierte auch schon in früheren Jahren, gewann aber während der letzten Weihnachtszeit wieder an Zugkraft.
Andere lokale Geschichten vermittelten ein ähnliches Narrativ: In Frankreich wurde ein KI-generiertes Deepfake-Video verbreitet, in dem Präsident Emmanuel Macron verkündet, dass Weihnachten kein Feiertag mehr sein wird. In Ungarn wurde eine Falschmeldung über eine angebliche Entscheidung der Stadtverwaltung von Berlin entdeckt, die das Singen von Weihnachtsliedern auf Weihnachtsmärkten in der Stadt verbietet. Verschiedenen Nutzern zufolge wurde die Entscheidung angeblich getroffen, um Gefühle nicht-christlicher Migranten zu schützen. In Irland wurde der Stadtrat von Dublin fälschlicherweise beschuldigt, die städtische Initiative in Winter Lights‘ umbenannt zu haben, um Weihnachten nicht zu erwähnen, wiederum – laut vielen öffentlichen Beiträgen – eine mögliche Kränkung von Nicht-Christen zu umgehen.
Falschinformation über Elektrofahrzeuge und Klimawandel
Die kalte Jahreszeit brachte eine neue Welle von Falschmeldungen über angeblich schlechte Leistungen von Elektrofahrzeugen. Diesen Fahrzeugen wurde allgemein und zu Unrecht vorgeworfen, dass sie mehr Emissionen produzieren oder brennbarer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Jetzt wird ihnen vor allem vorgeworfen, dass sie in einer kalten Umgebung schlecht abschneiden. Eine der im Dezember in Europa am meisten verbreiteten Falschmeldungen ist ein Bild von Autos, die im Schnee stecken bleiben. Den Bildunterschriften zufolge handelt es sich um Elektroautos in Deutschland, deren Batterien wegen der Kälte nicht mehr funktionieren und so einen Stau verursachen. Aber das ist falsch. Generell werden Nachrichten über kaltes Wetter in verschiedenen Teilen Europas von Leugnern genutzt, um die Behauptung zu verbreiten, der Klimawandel sei ein Schwindel und traditionelle Medien verbreiteten eine unbegründete Panik.
Viraler Betrug in Sozialen Medien nutzt Prominente mit Deepfake-Techologie aus
In vielen EU-Ländern wurde im Dezember auf verschiedenen Social-Media-Plattformen eine spezielle Art von Betrug aufgedeckt, die bereits in den vorangegangenen Monaten aufgedeckt wurde: Das Bild von Prominenten wurde ohne deren Zustimmung verwendet, um für betrügerische Finanzprodukte zu werben, wobei häufig Deepfake-Technologien und KI zur Erstellung falscher Videos eingesetzt wurden.Die Liste der Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die von diesem Betrug betroffen waren, reicht von Politikern (einschließlich aktueller oder ehemaliger Premierminister wie Giorgia Meloni und Andrej Babiš) bis hin zu Sängern, Journalisten und Schauspielern. In verschiedenen Ländern gingen im Dezember auch Betrügereien mit falschen Weihnachtsangeboten viral.
KI-generierte Falschinformation
Neben den bereits erwähnten KI-generierten Desinformationsinhalten über Macrons Ankündigung, dass Weihnachten kein gesetzlicher Feiertag mehr sein wird, und über virale Betrügereien auf Social-Media-Plattformen wurden im Dezember weitere bedeutende Fälle von KI-generierter Desinformation entdeckt. Dazu gehört, dass in Irland ein KI-generiertes Bild einer weißen obdachlosen Mutter mit Kindern verwendet wurde, um im Zusammenhang mit der Wohnungskrise im Land Feindseligkeit gegen Migranten zu schüren.
In der Tschechischen Republik kursierte eine KI-generierte Aufnahme von Volodymyr Zelenskyy und seiner Frau, in der sich der ukrainische Präsident über westliche Politiker (einschließlich Joe Biden) beschwert und die Antikorruptionspolitik ablehnt. In vielen EU-Ländern kursierten KI-generierte Bilder von Waffen unter dem Shifa-Krankenhaus in Gaza. Der Prozentsatz der entdeckten KI-generierten Desinformation ist immer noch gering (48 Artikel von insgesamt 1.407, 3%) und ähnelt dem im November verzeichneten Wert (4%).
Methodik
Die in diesem Kurzbericht enthaltenen Informationen wurden anhand eines Fragebogens gesammelt, der an die Fact-Checking-Organisationen geschickt wurde, die dem EDMO-Fact-Checking-Netzwerk angehören. Bezugszeitraum: 1. bis 31. Dezember 2023. Anzahl der Befragten: 34.
Hauptherausgeber dieses Briefings: Tommaso Canetta und Enzo Panizio, Pagella Politica/Facta. Für weitere Informationen: [email protected].
Das ausführliche Briefing in Englisch mit weiteren Informationen zu Falschinformationen in verschiedenen EU-Staaten finden Sie hier.