Kann Telegram die Zukunft vorhersagen? Offenbar ja, denn bereits vor Veröffentlichung einer angeblichen Handelsblatt-Ausgabe wollen spanische, englische, russische und italienische Kanäle gewusst haben, was die Titelseite zeigen wird: Eine Karikatur des ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei seiner vermeintlich sinnlosen Jagd nach der Nato-Mitgliedschaft mit den Worten: „Es ist Zeit, unsere Einstellungen über die geistigen Fähigkeiten des Präsidenten der Ukraine zu überdenken.“
Mit diesen Telegram-Beiträgen soll offenbar der Nato-Gipfel im litauischen Vilnius kommentiert werden, der vom 11. bis 12. Juli stattfand. Dort hoffte die Ukraine laut Medienberichten auf eine Einladung in das Verteidigungsbündnis. In der Abschlusserklärung des Gipfels stand jedoch nur der vage Satz: „Wir werden in der Lage sein, eine Einladung an die Ukraine zum Beitritt zum Bündnis auszusprechen, wenn die Bündnispartner zustimmen und die Bedingungen erfüllt sind.“
Anders als online behauptet, reagierte das Handelsblatt nicht mit dem satirischen Cover, das sich auf Telegram verbreitet.
Das Handelsblatt hat dieses Selenskyj-Cover nie veröffentlicht
Gegenüber CORRECTIV.Faktencheck stellte das Handelsblatt klar: „Das Cover mit einer Karikatur des ukrainischen Präsidenten und dem Titel ‚Eine endlose Geschichte‘ (Nr. 134, 14./15./16. Juli 2023) ist eine Fälschung. Die Handelsblatt-Redaktion hat ein solches Cover nie erstellt, insofern auch weder veröffentlicht noch geplant, es zu veröffentlichen.“ Das bestätigt ein Blick ins Archiv der Tageszeitung, es reicht bis zum 1. Juni 2023 zurück (Stand: 13. Juli).
Erst vor wenigen Wochen berichteten wir über ein anderes gefälschtes Handelsblatt-Cover. Bei solchen Fälschungen stehen Präsident Selenskyj und der Krieg in der Ukraine oft im Fokus, wie wir bereits im Mai 2022, im Dezember 2022, und im Juni 2023 berichteten.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Kimberly Nicolaus, Sophie Timmermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Archiv des Handelsblatts: Link (archiviert)