Dieses Video der niederösterreichischen Landeshauptfrau ist manipuliert - Featured image

Dieses Video der niederösterreichischen Landeshauptfrau ist manipuliert

Am Sonntag, den 29. Januar 2023, wählen die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher einen neuen Landtag. Vor der Wahl kursiert in sozialen Netzwerken ein Video, in dem die amtierende Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), um Stimmen wirbt. Dabei soll sie sich angeblich vorwiegend an Wählerinnen und Wähler mit ausländisch klingenden Vornamen gewandt haben. Das Video ist allerdings irreführend zusammengeschnitten. Das Material dafür stammt zwar aus einem Wahlkampfwerkzeug der ÖVP. Die ÖVP Niederösterreich bestätigte allerdings, dass das Video in dieser Form nicht Teil des Wahlkampfes war. Ein FPÖ-Politiker verbreitete das Video.

Der als Wahlkampfvideo der ÖVP beschriebene Spot wurde auf TikTok mehr als 6000 Mal geteilt, auf Facebook mehr als 1500 Mal. Auch auf Twitter sind sich User unsicher, was sie von dem Video halten sollen.

Die Behauptung: In einem Video richtet sich die amtierende niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner an Wählerinnen und Wähler mit ausländisch klingenden Namen. Tausende User empören sich in der Kommentarspalte darüber, dass in dem Video keine Österreicher angesprochen seien. Sie schreiben etwa: „Ist das nicht ein Offenbarungseid?! Ganz offensichtlich wirbt Frau Mikl-Leitner um die Stimmen der importierten ‚Neubürger‘!“

Screenshot der irreführenden Behauptung auf Facebook: 24. Januar 2023

„Lieber Achmed, lieber Ali, lieber Emre, liebe Fatima, lieber Furkan, lieber Machmud, lieber Mehmet, lieber Mohammed, lieber Okan, lieber Yusuf, es geht um unser Zuhause, um Niederösterreich. Helfen wir jetzt zusammen, damit wir unseren Weg weiter gehen können. Deine Johanna Mikl-Leitner“, sagt die niederösterreichische Landfrau in dem aktuell geteilten Clip angeblich in die Kamera.

Zwischen den Namen ist jeweils ein Schnitt zu sehen, der darauf hindeutet, dass Mikl-Leitner sich nicht in einer einzelnen Ansprache an alle genannten Personen wandte.

Das Video ist mit orientalischer Musik unterlegt. Veröffentlicht hat es Patrick Haslwanter, Generalsekretär der FPÖ Tirol am 21. Januar 2023 auf TikTok und Facebook mit der Beschreibung „ÖVP-Wahlkampf in Niederösterreich“. Auf Facebook wies Haslwanter selbst darauf hin, dass es sich um einen Zusammenschnitt einer Wahlkampfaktion der ÖVP handelt. Zahlreiche User interpretieren diesen Zusammenschnitt allerdings als offizielles Wahlvideo der ÖVP.

Unter dem Motto „Wir müssen reden“ können User auf einer Website der ÖVP eine personalisierte Videobotschaft mit Mikl-Leitner erstellen, um im Bekanntenkreis die Volkspartei zu unterstützen. Das funktioniert, indem man aus einer vorausgewählten Liste den Namen eines Empfängers und eines Absenders auswählt und dann ein Video generieren kann.

Screenshot der Wahlkampfaktion „Wir müssen reden“ der ÖVP Niederösterreich, aufgenommen: 27. Januar 2023

In einem so erstellen Video spricht Johanna Mikl-Leitner dann immer nur eine Person an: „Liebe (Name), es geht um unser Zuhause, um Niederösterreich. Deshalb hat sich (Name) an mich gewandt. Niederösterreich wählt am 29. Jänner, mitten in dieser turbulenten Zeit.“ Anschließend bittet sie um eine Stimme bei der bevorstehenden Landtagswahl.

Alle Namen aus dem aktuell geteilten Video lassen sich tatsächlich auf der Seite auswählen, allerdings auch viele andere. Zahlreiche typisch österreichische Namen sind ebenfalls darunter. Günther Haslauer von der ÖVP Niederösterreich bestätigte am 23. Januar 2023 gegenüber AFP, dass Mikl-Leitner für die Aktion rund 500 Namen einzeln einsprach. Das vom damaligen Politiker Peter Pilz gegründete Medium „Zackzack“ thematisierte bereits die Namensauswahl des Werkzeugs, mit dem man beispielsweise persönliche Botschaften von oder an „Adolf“ schicken kann.

Mit dem Videogenerator lassen sich aber nicht mehrere Namen gleichzeitig auswählen, wie das im geteilten Clip geschieht. Auch mit Musik ist das echte Video nicht unterlegt. ÖVP-Sprecher Haslauer bestätigte, dass das online verbreitete Video so nicht von der ÖVP stammt. Man hätte im Wahlkampf zwar gezielt verschiedene Zielgruppen angesprochen, allerdings geschah das laut Haslauer vor allem in dem sie einzelne Gemeinden ansprach. Auf dem Facebookkanal von Mikl-Leitner ist das aktuell geteilte Video ebenfalls nicht zu finden.

Fazit: Ein Video, in dem sich Mikl-Leitner an mehrere Wählerinnen und Wähler mit ausländischen Namen wendet, stammt so nicht von der ÖVP Niederösterreich. Es ist ein Zusammenschnitt verschiedener einzelner Videos, die sich über ein Wahlkampfwerkzeug der niederösterreichischen Volkspartei generieren lassen. Die ÖVP Niederösterreich bezeichnete das Video als Fälschung.

Fact Checker Logo

Politik

Autor(en): Eva WACKENREUTHER, AFP Österreich

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen