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Dieses Wahlplakat zum Tod weißer Deutscher stammt nicht von den Grünen

Auf Facebook kursieren Anfang September 2022 erneut vermeintliche Wahlkampfplakate der Grünen. Auf einem soll die Partei angeblich den Tod weißer deutscher Männern fordern. Das Plakat gehört allerdings zu einer Serie an gefälschten Plakaten aus dem Jahr 2019. Die offiziellen Wahlkampfplakate sahen damals anders aus.

User haben AFP die Behauptung Anfang September 2022 über Whatsapp zugeschickt. Sie kursiert auch dutzendfach auf Facebook. Auf Telegram kursierte das gleiche Bild mit dem Grünenplakat bereits seit März 2021 und erreichte mehr als 148.000 Views.

Die Behauptung: Zu dem Foto des grünen Wahlplakats mit der Aufschrift „Tod dem weißen, deutschen Mann“ schreiben User: „Das ist schon ne verdammt krasse Aussage der Grünen.“

Screenshot der Behauptung auf Facebook: 08.09.2022

Eine AFP-Suche nach ähnlichen Postings hat gezeigt, dass das Foto bereits im April 2019 vor der Wahl des Europäischen Parlaments in Deutschland kursierte. Damals gab es ähnliche Behauptungen mit anderen Fotos vermeintlicher Wahlplakate der Grünen aus Konstanz. AFP verfasste im November 2020 einen Faktencheck darüber. Das aktuell geteilte Plakat gehört in diese Serie.

Foto stammt aus Donauwörth in Bayern

In den älteren Postings ist zusätzlich der bayerische Ort Donauwörth genannt. Auch der AFP-Faktencheck erwähnt bereits gefälschte Plakate im bayerischen Donauwörth.

Eine Suche mit Hinweisen aus dem Bild nach der Parteizentrale der Grünen in Donauwörth hat ergeben, dass auf dem Bild tatsächlich die Zentrale der Grünen im Kreis Donau-Ries zu sehen ist. In Google Streetview lässt sich die Straße nicht komplett einsehen, aber aus einem Geschäft, das sich gegenüber der Parteizentrale befindet, ist dasselbe rote Gebäude mit grau umrahmten Fenstern zu sehen.

Grüne dementieren Echtheit der Plakate

AFP hat bei den Grünen nach dem Plakat nachgefragt. Eine Bundessprecherin erklärte gegenüber AFP am 8. September 2022: „Bei dem Plakat handelt es sich nicht um ein Plakat von Bündnis 90/Die Grünen, sondern um eine Fälschung.“

Auch Medien berichteten Mitte April 2019 von gefälschten Plakaten an der Grünen-Zentrale in Donauwörth (hier, hier, hier). Demnach habe sich die rechtsextreme Identitäre Bewegung zu den Plakaten bekannt. Die Seite „Reconquista Nordschwaben“ hat am 10. April 2019, kurz bevor Medien berichteten, auf Facebook Fotos von den Plakaten geteilt. Dazu kommentierten sie, dass unklar sei, ob die Plakate von den Grünen stammten oder „ob ein Donauwörther ihnen bei der Wahrheitsfindung behilflich sein wollte“.

Die Identitäre Bewegung Schwaben bekannte sich zwei Tage später auf ihrer Internetseite mit Fotos beim Aufhängen der Plakate zu der Aktion.

Die Grünen aus Donau-Ries nahmen auf ihrer Internetseite schon damals zu den Plakaten Stellung. Dabei erklärten sie ebenfalls, die Plakate seien eine Fälschung und widerrechtlich am Fenster des Büros angebracht worden. Es sei Anzeige erstattet worden. Die bayerische Grünen-Landtagsabgeordnete Eva Lettenbauer, die bei der Landtagswahl 2018 für den Stimmkreis Donau-Ries kandidierte, bestätigte die Fälschung nochmals auf AFP-Anfrage am 9. September 2022.

Die offiziellen Plakate der Grünen-Kampagne zur Europawahl 2019 sahen anders aus als die an dem Fenster angebrachten. Die Farben und das Logo unterscheiden sich stark zum auf Facebook verbreiteten Bild. Die offiziellen Plakate sind auch auf dem auf Facebook verbreiteten Bild zu sehen. Sie hängen im zweiten Fenster.

Screenshot der offiziellen Wahlplakate der Grünen 2019: 08.09.2022

Fazit: Das auf Facebook verbreitete Foto zeigt ein gefälschtes Wahlplakat in Donauwörth im April 2019. Die Identitäre Bewegung bekannte sich zur Aktion. Die Grünen dementierten die Echtheit des Plakats.

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Autor(en): Jan RUSSEZKI, AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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