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Durch die Hand auf dem Foto wurde Strom geleitet

Schwingungen, Energieströme und verborgene Kräfte sind Thema auf jeder Esoterikmesse. Angeblich sollen laut einer «kürzlich durchgeführten Studie» Hände und insbesondere Fingernägel Licht abgeben, heißt es in Beiträgen bei Facebook. Bebildert werden sie mit einer Hand, von der Strahlen und Blitze ausgehen – angeblich «ein perfektes Beispiel dafür, wie der Mensch ursprünglich aus reiner Liebe und verdichteten Lichtformen erschaffen wurde». Doch hat die Hand auf dem Bild wirklich geleuchtet?

Bewertung

Das Bild zeigt eine elektrifizierte Hand. Es ist keine neue Studie auffindbar, die speziell auf Lichtemissionen der menschlichen Hand eingeht. Die Biolumineszenz eines Menschen ist zwar nachweisbar, befindet sich allerdings weit außerhalb unseres Wahrnehmungsbereichs.

Fakten

Tatsächlich kann der menschliche Körper Licht ausstoßen. Den Effekt nennt man Biolumineszenz. Einer Studie aus dem Jahr 2009 zufolge sind diese Lichtemissionen beim Menschen allerdings tausendmal schwächer als das Licht, welches das menschliche Auge wahrnehmen kann.

Studien aus der jüngsten Vergangenheit zur Biolumineszenz von Händen finden sich nicht. Eine Studie zu Photonenemissionen menschlicher Hände aus dem Jahr 2007 beschäftigte sich mit Handrücken und Handinnenfläche. Eine Studie aus dem Jahr 2005 legt nahe, dass tatsächlich die Regionen um die Fingernägel die stärkste Intensität beim Photonenausstoß aufweisen könnten. Ein Artikel aus dem Jahr 2013 zeigt allerdings, dass dies nicht auf die Fingernägel selbst begrenzt sein muss.

Tatsächlich ist es noch recht schwierig, die extrem geringen Lichtemissionen des menschlichen Körpers abzubilden. Es stellt sich also die Frage, woher die Abbildung stammt, die in dem Facebook-Beitrag im Kontext angeblicher Lichtemissionen der Fingernägel geteilt wird.

Verfolgt man die Herkunft des Bildes mit einer Foto-Rückwärtssuche online zurück, stößt man auf mehrere Quellen, die das Bild einem Mann namens Hermann Schnauss zuschreiben und auf das Jahr 1900 datieren. Betitelt sind die Einträge mit «Electrographics of a Hand» und «Effluvia einer elektrifizierten Hand auf Photoplatte».

Die Elektrographie von Hermann Schnauss findet sich auch im Online-Archiv der Wiener Albertina. «Elektrographie einer Hand» von Hermann Schnauss aus dem Jahr 1900 ist dort in der Beschreibung zu lesen.

Die Albertina übermittelte auf Anfrage der dpa zum Herstellungsprozess des Bildes einen Ausschnitt aus der Monografie «Fotografie und das Unsichtbare: 1840 bis 1900». Darin ist das Erzeugnis in einem Abschnitt zu sogenannten Geisterfotografien zu finden.

Derartige «Fluidum-Fotografien» seien demnach entstanden, indem ein Körperteil auf eine lichtempfindliche Platte gelegt und teilweise dem Körper schwacher Strom zugeführt wurde. Einige Anhänger des Animismus versuchten dadurch, mithilfe wissenschaftlicher Techniken angebliche von Lebenden ausgehende Kräfte nachzuweisen, während es anderen wie Schnauss um das Verhalten von Elektrizität gegangen sei.

Mit einer Abgabe von Licht hat das Bild daher nichts zu tun. Zu sehen sind elektrische Kräfte eines unter schwachen Strom gesetzten menschlichen Körpers.

(Stand: 20.06.2023)

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Wissenschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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