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EU-Dokument enthielt Sprachempfehlungen an Mitarbeiter

Feiertage haben für viele Menschen eine wichtige kulturelle oder religiöse Bedeutung. Doch in den sozialen Netzwerken kursiert das Gerücht, dass die EU tief in kulturelle Traditionen eingreifen wolle: «EU will uns echt Weihnachten verbieten», heißt es in einem kurzen Video auf Facebook. Was hat es damit auf sich?

Bewertung

Die EU will Weihnachten nicht verbieten. Die Behauptung geht zurück auf ein internes EU-Dokument aus dem Jahr 2021. Es handelte sich nicht um eine Richtlinie oder ein geplantes Verbot, sondern um eine interne Empfehlung aus der EU-Kommission für Formulierungen zu Feiertagen.

Fakten

Die Europäische Kommission veröffentlichte am 26. Oktober 2021 ein internes Dokument, worin sie zum Zweck einer «inklusiven Kommunikation» empfahl, den Begriff «Weihnachten» zu vermeiden. Neben vielen Hinweisen etwa zu einer respektvollen Anrede von Menschen lautete eine Empfehlung, den Begriff «Weihnachtszeit» oder «Weihnachtsfeiertage» durch «Feiertagszeit» oder «Feiertage» zu ersetzen.

Das Dokument wurde von der damaligen EU-Kommissarin für Gleichstellung Helena Dalli vorgelegt. Es beinhaltete interne sprachliche Empfehlungen und Formulierungshinweise für EU-Beamte, nicht für die europäischen Bürger. Die EU-Beamten sollten laut den Empfehlungen darauf achten, dass nicht jeder Christ sei. Man solle berücksichtigen, dass es verschiedene religiöse Traditionen und Kalender gebe.

Das Dokument wurde jedoch sehr schnell falsch interpretiert und löste eine heftige Kontroverse mit Kritik von Medien, Politikern und kirchlichen Vertretern aus. Die italienische Zeitung «Il Giornale» schrieb in einem Artikel: «Im Namen der Inklusivität geht die Europäische Kommission so weit, Weihnachten abzuschaffen». Die französische Politikerin Marine Le Pen schrieb auf Twitter: «Die Europäische Kommission will den Begriff „Weihnachtsfeiertage“ […] verbieten, weil sie ihn für „diskriminierend“ hält».

Kritik kam auch aus dem Vatikan: Der damalige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wies die EU-Sprachempfehlung in einem Video als übertrieben zurück.

Das EU-Dokument wurde schließlich 2021 zurückgezogen. Am 29. November 2021 reagierte die Europäische Kommission öffentlich auf die Kontroverse. Der italienischen Nachrichtenagentur Ansa teilte sie mit: «Wir haben niemandem verboten, das Wort „Weihnachten“ zu verwenden. Wir sind für Inklusion.» Bereits im Jahr 2021 kursierten im Netz irreführende Behauptungen zu dem Dokument.

(Stand: 05.09.2025)

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Politik, EU

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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