Europawahl-Ergebnis aus Duisburg irreführend interpretiert – so schnitt die Wählervereinigung Dava ab

Die Wählervereinigung „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“, kurz Dava, trat im Juni 2024 zum ersten Mal bei den EU-Wahlen an. Laut Medienberichten hat die Organisation, die laut eigenen Angaben deutsche Muslimas und Muslime erreichen will, eine Nähe zur türkischen Regierungspartei AKP und eine fehlende Abgrenzung zum Islamismus.

Nach den EU-Wahlen verbreiten Profile auf X und Facebook einen Screenshot, in dem das Wahlergebnis für den Duisburger Wahlbezirk 1001 zu sehen ist. Dort erzielte Dava 41,4 Prozent der Stimmen. Einige der Beiträge erwecken den Eindruck, das Ergebnis gelte für ganz Duisburg. Der Rechtsextremist Martin Sellner schreibt zum Beispiel auf X: „Erdogan holt Duisburg!“ und klärt dann auf, dass es sich nur um einen einzelnen Stimmbezirk handelt – „noch“ seien diese Entwicklungen „auf Städte und Bezirke begrenzt“. Anabel Schunke, Medienberichten zufolge neurechte Influencerin in Deutschland, kommentiert: „Dass mittlerweile in Städten wie Duisburg Islamisten mit 41 Prozent gewählt werden, sollte uns besorgen.“

Mit solchen Aussagen soll offenbar Angst vor einer angeblichen Islamisierung Deutschlands geschürt werden – ein rechter Kampfbegriff und gängiges Desinformationsnarrativ. Doch die Beiträge führen in die Irre, Dava erreichte bei der Europawahl in Duisburg weit unter 41 Prozent.

Die rechte Influencerin Anabel Schunke suggeriert in einem Facebook-Beitrag, dass Dava in Duisburg 41 Prozent der Stimmen erhielt. Das ist falsch. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Nur 2,5 Prozent der Duisburger wählten Dava  

Die offiziellen Daten zum Wahlergebnis in Duisburg zeigen: Im Wahlbezirk 1001, der im Screenshot zu sehen ist, gab es 881 Wahlberechtigte – und nur 223 gaben tatsächlich ihre Stimme ab. Davon wählten 90 Personen Dava.

In ganz Duisburg kam Dava auf 2,5 Prozent, beziehungsweise 4.276 Wählerinnen und Wähler von 170.900 gültigen Stimmen.

In ganz Deutschland erzielte die Wählervereinigung laut vorläufigem Wahlergebnis 0,4 Prozent der Stimmen – und somit keinen einzigen Sitz im EU-Parlament. In diesen Zahlen „eine Islamisierung der Politik“ zu sehen, sei „ziemlich absurd“, erklärte der Politologe Jonas Elis gegenüber der Faktencheck-Redaktion des BR.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Sarah Thust

 

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Wahlen, EU

Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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