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Gefälschte Bilder und sexistisches Gerücht über Kamala Harris

Seit Kamala Harris die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten von Joe Biden übernommen hat, wird die derzeitige Vizepräsidentin der USA zunehmend zum Gegenstand von Falsch- und Desinformation. So kursieren in den sozialen Netzwerken zwei Bilder, die angeblich Harris als junge Frau und knapp bekleidet zeigen. Dazu wird die sexistische Behauptung verbreitet, Harris habe als «Eskorte» – im englischen Original «Escort», also als Prostituierte – gearbeitet.Bewertung

Dafür gibt es keine Belege. Die Bilder kursieren erst seit August 2024. Für ihre Echtheit spricht nichts. Einige Details weisen im Gegenteil darauf hin, dass es sich um Fälschungen handelt, die vermutlich mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden.

Fakten

Es gibt keine Belege, dass die Bilder echt sind und Harris in jungen Jahren zeigen. Mit einer Foto-Rückwärtssuche findet man lediglich Treffer aus dem August 2024. Es wäre zwar denkbar, dass es sich um bislang unveröffentlichte Fotos handelt. Doch Details in den Bildern sprechen dagegen.

Die Frau oder die Frauen auf den Bildern erinnern zwar entfernt an Harris. Zieht man echte Fotos der US-Politikerin zum Beispiel aus ihrer Studienzeit zum Vergleich heran, werden jedoch Unterschiede in den Gesichtszügen deutlich.

Auch weitere Details, etwa das Auto im Hintergrund des linken Bildes, passen nicht zu der Behauptung, dass es sich um ein Foto aus der Jugend- oder Studienzeit von Harris handelt. Harris studierte in den 1980er Jahren unter anderem in San Francisco, das in den Postings erwähnt wird und wo sie später auch ihre Karriere bei der Staatsanwaltschaft begann.

Typische KI-Fehler im Bildhintergrund

Das Automodell auf dem Bild wirkt deutlich moderner und passt nicht in die 1980er oder 1990er Jahre. Eine Suche mit Google Lens nach dem genauen Modell ergibt kein eindeutiges Ergebnis. Das ist ein Hinweis auf ein künstlich erzeugtes Bild.

In beiden Bildern finden sich weitere typische KI-Artefakte. Zum einen handelt es sich um unleserliche Werbeschilder im linken Bild, zum anderen um eine Aufschrift im rechten Bild, möglicherweise an einem Geschäft, die keinen Sinn ergibt. Eine Suche nach den Buchstabenkombinationen «SHC CRALLE» oder «SHO CRALLE» führt zu keinen Treffern und dementsprechend auch zu keinen sonstigen Fotos eines Geschäfts oder Restaurants mit einer solchen Aufschrift. Verschiedene KI-Bildgeneratoren haben derzeit noch Probleme mit der Generierung von Buchstaben oder inhaltlich schlüssigem Text in Bildern.

Kleidung nicht identisch

Im Hintergrund des rechten Bildes sind unscharf weitere Personen zu erkennen. Der Kopf einer dieser Personen scheint jedoch nur halb vorhanden zu sein oder aber hinter einem senkrechten Gegenstand oder Gebäudeteil zu verschwinden, der sich aber eigentlich hinter den Personen befindet.

Auffällig ist auch, dass sich die Kleidung der vermeintlichen Kamala Harris im linken und rechten Bild zwar ähnelt, aber nicht identisch ist. All diese Unstimmigkeiten legen den Schluss nahe, dass die Bilder mit KI generiert wurden. Mutmaßlich handelte es sich um mehrere Versuche nacheinander, die zu ähnlichen, aber nicht komplett zueinander passenden Bildern geführt haben.

Für die abwertenden Behauptungen über Harris‘ Vergangenheit («Eskorte für Richter, Politiker und verschiedene mächtige Geschäftsleute»), gibt es keine Belege. Harris studierte Jura in San Francisco und arbeitete später für die Strafverfolgungsbehörden in Kalifornien, ehe sie Senatorin und später Vizepräsidentin wurde.

Seit der Bekanntgabe von Harris‘ Kandidatur um die US-Präsidentschaft verbreiten sich vermehrt falsche Anschuldigungen sowie gefälschte und manipulierte Bilder und Videos über sie. Auch der republikanische Bewerber Donald Trump setzte eine Falschbehauptung über einen Wahlkampfauftritt von Harris in die Welt.

(Stand: 14.8.2024)

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Wahlen, USA, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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