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Gefärbte Temperaturkarten werden schon lange verwendet

Der menschengemachte Klimawandel ist wissenschaftlich unumstritten, dennoch begegnen manche Menschen ihm skeptisch – und verbinden diese Skepsis mit Kritik an Medien. Ein Schlagwort ist die angebliche «Klimahysterie», ein häufiger Vorwurf jener der Manipulation des Publikums. Im Frühsommer 2025 wird dazu in den sozialen Netzwerken eine bekannte Bildcollage verbreitet. Zu sehen sind zwei Wetterkarten aus der ARD-Nachrichtensendung «Tagesthemen», eine aus dem Jahr 2017, eine aus dem Jahr 2022. Einmal sind bei Temperaturen von über 30 Grad neutrale Farben eines Satellitenbildes zu sehen, und einmal, bei Temperaturen um 25 Grad, eine rot eingefärbte Karte.

Werden hier also dieselben oder ähnliche Temperaturen zunehmend dramatisch dargestellt? Der ironische Kommentar «Niemand hat die Absicht, uns zu manipulieren» in den Beiträgen auf Social Media legt jedenfalls genau das nahe.

Bewertung

Grund für die geänderte Ansicht ist eine Vereinheitlichung von Wetterkarten mit der anderen ARD-Nachrichtensendung, der «Tagesschau». Dort werden bereits seit langer Zeit gefärbte Temperaturkarten verwendet, in den «Tagesthemen» erst seit 2020.

Fakten

Bereits im Jahr 2022 kursierte die Gegenüberstellung in den sozialen Netzwerken. Doch es geht bei den geänderten Wetterkarten nicht darum, vergleichsweise angenehme Sommertemperaturen bis 30 Grad mittels roter Farbe nun als besonders bedrohlich darzustellen.

Seit 2020 werden die Wetterkarten der ARD «nicht mehr von unterschiedlichen Redaktionen und Firmen angeliefert», sondern vom ARD-Kompetenzzentrum in Frankfurt. So wird Silke Hansen, die Leiterin der zuständigen Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks (HR), in einem Artikel des ARD-«Faktenfinders» aus dem Jahr 2022 zitiert. Bei der Übernahme sei das komplette Design umgestellt und dem der «Tagesschau» angepasst worden.

Die Karte von 2017 ist keine Temperaturkarte. Das bedeutet, dass sich die Kartenfarbe nicht änderte. Niedrige Temperaturen wurden in der gleichen Farbe wie hohe Temperaturen dargestellt. In dem Kartendesign von 2022 hingegen ändert sich die Farbe entsprechend der Gradzahlen.

«Tagesschau» zeigte 2017 rot gefärbte Karte

Die «Tagesschau» verwendet Temperaturkarten schon seit Jahrzehnten. Mindestens seit 1999 sind dort rot eingefärbte Karten zu sehen.

Die beiden Karten in der Bildcollage stammen tatsächlich von den angegebenen Sommertagen in den Jahren 2017 und 2022. Man findet sie in den jeweiligen «Tagesthemen»-Ausgaben (hier und hier).

Am 21. Juni 2017 berichtete auch die «Tagesschau» über die damals anstehenden hochsommerlichen Temperaturen. Und bereits damals wurde in der Sendung eine Temperaturkarte gezeigt – mit der typischen roten Farbe, aber anders als in den «Tagesthemen» von jenem Tag.

Dass sich die Karten in den «Tagesthemen» von 2017 zu 2022 unterscheiden, liegt also an einer Vereinheitlichung. Einen Beleg für eine Manipulation liefert die Gegenüberstellung nicht.

Wetterkarten können weitere Unterschiede aufweisen. Zum Beispiel werden für eine Temperatur von 15 Grad im Sommer meist kühlere Farben verwendet als im Winter. Grund sind die Erwartungen beim Publikum: Im Sommer werden 15 Grad als kühl empfunden, im Winter hingegen als mild.

Temperaturanstieg ist gut belegt

Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Temperaturen zu verdeutlichen, wären neue Farbskalen gar nicht nötig. Es genügt ein Blick in die Wetter- und Klimadaten: Laut dem EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus ist Europa der Kontinent, der sich infolge des Klimawandels am schnellsten erwärmt.

In Deutschland war das Jahr 2024 laut Deutschem Wetterdienst (DWD) das wärmste seit Beginn der Messungen. Auch die Zahl der Heißen Tage, an denen die Höchsttemperatur bei 30 Grad Celsius oder höher liegt, hat in Deutschland seit Jahrzehnten zugenommen.

(Stand: 11.6.2025)

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Klimawandel

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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