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Geschichte über Stimmzettel in der Elbe ist erfunden

Nach der Bundestagswahl kursiert online eine Nachricht über angeblichen Wahlbetrug. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt seien angeblich mehr als «3.000 Briefwahlzettel mit AfD-Kreuzen» an einem Ufer der Elbe gefunden worden, heißt es. Den Fund habe demnach ein Dresdner Sicherheitsdienst gemacht – die Stimmzettel sollten anschließend «in Dresden dem Landratsamt» übergeben werden. Stimmt das?

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Weder die Polizei Magdeburg noch die zuständigen Landeswahlleitungen in Sachsen-Anhalt und Sachsen haben Kenntnis von einem solchen Fund. Die kursierende Nachricht weist zudem Ungereimtheiten auf, die für eine erfundene Geschichte sprechen.

Fakten

In der Nachricht wird ein angeblicher Fundort an der Elbe in Magdeburg erwähnt. Doch beim zuständigen Polizeirevier Magdeburg ist die vermeintliche Entdeckung nicht bekannt. Das teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch die Wasserschutzpolizei, die für den Bereich des Flusses zuständig ist, hat demzufolge keine Kenntnis von einem solchen Stimmzettelfund.

Dasselbe Ergebnis liefern Anfragen bei den Wahlbehörden: Laut einer Sprecherin der Landeswahlleitung von Sachsen-Anhalt sei der Fall weder plausibel noch habe die Wahlleitung oder der zuständige Kreiswahlleiter des Wahlkreises 69 (Magdeburg) Kenntnis von einem solchen Fund. Auch das Büro des Landeswahlleiters in Sachsen, in dessen Zuständigkeitsbereich angeblich die Übergabe der Stimmzettel erfolgt sei, erklärte, ein solcher Fall sei dort nicht bekannt.

Ungereimtheiten im Text: Es gibt kein Landratsamt in Dresden

Tatsächlich enthält der verbreitete Text Widersprüche, die für eine erfundene Geschichte sprechen: Wieso es sich bei dem Fund konkret um «Briefwahlzettel» handeln soll, bleibt ein Rätsel. Denn den Stimmzetteln lässt sich nicht ansehen, ob sie aus einem Urnenwahlbezirk oder aus der Briefwahl stammen. Darauf weist auch die sächsische Landeswahlleitung hin.

Zudem heißt es in der Nachricht, nach dem Fund in Magdeburg sollten die gefundenen Abstimmungszettel «dem Landratsamt» im mehr als zwei Autostunden entfernten Dresden übergeben werden. Das ergibt keinen Sinn: Die sächsische Landeshauptstadt Dresden besitzt kein Landratsamt. Auch darauf weist die Landeswahlleitung hin.

Auf der Webseite der Städte Magdeburg und Dresden lassen sich auch keine Mitteilungen über die vermeintliche Entdeckung finden. Die Dresdener Stadtverwaltung hatte in einer Meldung vom 28. Februar 2025 geschrieben, dass es bei der Bundestagswahl keine Auffälligkeiten gegeben habe. Das bestätigte eine Stadtsprecherin nun erneut gegenüber Faktenprüfern des Recherchezentrums Correctiv.

Fehlende Datengrundlage für Behauptung über Briefwahlunterlagen

Am Ende der Textnachricht heißt es außerdem, dass «nur einzelne von über 3.000 Wahlberechtigten im Ausland» Briefwahlunterlagen erhalten hätten. Diese Behauptung passt nicht zur Datengrundlage. Zur Bundestagswahl 2025 haben sich insgesamt rund 214.000 Auslandsdeutsche in ein Wählerverzeichnis eintragen lassen. Nach Angaben der Bundeswahlleiterin waren darunter 1.818 Einträge in Sachsen-Anhalt sowie 6.009 in Sachsen.

Wie viele im Ausland lebende Deutsche tatsächlich an einer Wahl teilnehmen, lässt sich nicht sagen, wie ein dpa-Faktencheck zeigt. Denn die Wahlbriefe werden in den zuständigen Gemeinden gemeinsam mit den Wahlbriefen der übrigen, in Deutschland lebenden Wahlberechtigten ausgezählt. Daher könne die Bundeswahlleiterin weder zur Wahlbeteiligung noch zum Stimmverhalten der Auslandsdeutschen Aussagen treffen.

Facebook-Nutzerin spricht jetzt selbst von Fake

Bei der kursierenden Nachricht mit dem erfundenen Stimmzettelfund handelt es sich um einen Screenshot von einem Facebook-Post. Die Nutzerin, die diesen in einer Facebook-Gruppe namens «AfD – Fans Deutschland» geschrieben hatte, löschte ihn am 1. März. Sie spricht mittlerweile selbst von einem Fake. In einer Nachricht bittet sie darum, die «Screenshots nicht weiter zu verbreiten und den Sachverhalt gerade zu rücken».

(Stand: 6.3.2025)

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Wahlen, Bundestagswahl 2025, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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