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Chinesische Behörden berichten, dass der Maglev-Prototyp «T-Flight» bereits im März 2024 rund 623 Kilometer pro Stunde erreicht habe. Mit Entwicklungshilfen hat das nichts zu tun: Diesbezüglich wurde die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China 2010 beendet.
Fakten
Im März 2024 berichtete die chinesische Regierungsplattform NCSTI, dass der chinesische Prototyp «T-Flight» beim Test in einer speziellen Röhre auf einer Kurzstrecke auf eine Geschwindigkeit von 623 Kilometern pro Stunde beschleunigt habe. Es handelt sich dabei um eine Magnetschwebebahn, kurz Maglev – der Name setzt sich aus «magnetic» und «levitation» (deutsch: magnetisch und schwebend) zusammen.
Die Angaben zum Test stammen ausschließlich von chinesischen Behörden. Bilder oder Videos des Tests wurden nicht veröffentlicht. Auch Medien wie der «Stern» und die britischen Tageszeitung «The Telegraph» berichteten. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, das unabhängige internationale Pressevertreter anwesend waren.
1000 Kilometer pro Stunde bisher nur auf dem Papier
Es handelt sich um Berichte zu einem Testlauf – die Züge kommen derzeit nicht im öffentlichen Transport zum Einsatz. Zu Verwirrung kam es durch die Verwechslung von Meilen pro Stunde (mph) und Kilometern pro Stunde (km/h).
Bei CGTN etwa, einem umstrittenen staatlichen chinesischen Auslandssender, war im August 2024 davon zu lesen, dass der T-Flight Geschwindigkeiten bis zu 1000 Kilometern pro Stunde erreichen könnte – was in etwa 621 Meilen pro Stunde entspricht – nicht aber, dass er dieses Tempo erreicht hätte.
Mehrere Medien, Branchen-interne Webseiten und auch populärwissenschaftliche Social-Media-Profile griffen diese Zahl auf. An anderer Stelle hieß es fälschlicherweise, dass ein chinesischer Zug bei einem Test 620 Meilen pro Stunde erreicht habe – zum Beispiel hier, hier und in dem nun geteilten Foto.
Entwicklungshilfe-Bezug irreführend
Die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China im Kontext von Entwicklungshilfen wurde 2010 beendet, wie auf der Webseite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu lesen ist. Mittelzusagen gebe es seither nur punktuell, vorrangig zum Beispiel für das Deutsch-Chinesische Zentrum für nachhaltige Entwicklung, heißt es dort.
Ein Sprecher des Ministeriums erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zum Zugprojekt: «Mit Mitteln aus dem Haushalt des Entwicklungsministeriums (BMZ) werden in dieser Branche keine Vorhaben finanziert.» Auch vor 2010 seien keine Projekte bekannt, bei denen die genannten Maglev-Züge oder sonstige Magnetschwebebahnen mit Mitteln aus dem BMZ-Haushalt finanziert wurden.
Höchstgeschwindigkeiten: Was technisch derzeit möglich ist
China gilt zusammen mit Japan als Vorreiter bei Magnetschwebebahnen, wie zum Beispiel bei der «Frankfurter Rundschau» nachzulesen ist. Japan entwickelt mit dem Shinkansen Maglev der Baureihe L0 einen Zug, der laut Railway Gazette in einem Test bereits 2015 auf 603 Kilometer pro Stunde gekommen ist. Unabhänige Medien vor Ort bestätigten dies – auch fotografisch. Geplant ist, dass dieser Zug in den kommenden Jahren zwischen Tokio und Nagoya zum Einsatz kommt.
Der Shanghai Maglev, deren Transrapid-Bauart in Deutschland entwickelt wurde, ist mit rund 430 Kilometern pro Stunde die derzeit schnellste Magnetschwebebahn im öffentlichen Betrieb. Allerdings fährt sie laut «Tagesschau» aufgrund der fehlenden Auslastung und Energieeffizienz meist mit einer Maximalgeschwindigkeit von rund 300 Kilometern pro Stunde.
In Europa stellte ein französischer TGV bereits 2007 einen Rekord von 574 Kilometern pro Stunde auf, wie beim «Spiegel» nachzulesen ist – allerdings nicht schwebend, sondern auf Rädern und Schienen. Derzeit liegen reguläre Betriebsgeschwindigkeiten im Hochgeschwindigkeitsverkehr weltweit meist zwischen 300 und 350 Kilometern pro Stunde.
(Stand: 12.6.2025)