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Junge Belgier sind überwiegend belgischer Herkunft

Nur 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Belgien seien, so behaupten Nutzer sozialer Netzwerke, auch tatsächlich Belgier. Teilweise sind diese Posts mit einem Video verbunden, das ähnliche Angaben in englischer Sprache verbreitet. Ein Blick in die Statistik klärt auf, wie die Dinge wirklich liegen.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Von den gut 2,3 Millionen Menschen im Alter bis 17 Jahre, die in Belgien leben, sind nur etwa 300.000 oder 13 Prozent keine Belgier. Die Belgier mit Migrationshintergrund machen in dieser Altersgruppe knapp 36 Prozent aus. Die meisten jungen Menschen in Belgien haben also belgische Wurzeln.

Fakten

Das Königreich Belgien zählt 11.825.551 Einwohnerinnen und Einwohner, wie das Statistikamt Statbel für den Stichtag 1. Januar 2025 ermittelte. 36 Prozent dieser Menschen haben demnach eine ausländische Herkunft, also einen Migrationshintergrund. Annähernd die Hälfte dieser Gruppe (45,7 Prozent) stammt aus den Nachbarländern, einschließlich Großbritannien oder anderen EU-Staaten.

Unter 18 sind Statbel zufolge 2.320.770 Menschen. Nur 301.425 von ihnen sind in der Statistik als «Nicht-Belgier» geführt. Das heißt, dass rund 87 Prozent der jüngsten Bevölkerungsgruppe Belgier sind. Die Aussage «Nur noch 16% der unter 18-jährigen in Belgien sind auch Belgier» ist also eindeutig falsch.

Viele Belgier haben ausländische Wurzeln

Die allermeisten Einwohner Belgiens haben also die belgische Staatsangehörigkeit, auch unter den Kindern und Jugendlichen. Viele von ihnen haben aber Wurzeln im Ausland. Statbel gibt an, dass 64 Prozent der Belgier belgische Eltern haben. 22,1 Prozent der Bürger im Land hätten eine ausländische Herkunft. 13,8 Prozent der Bevölkerung seien keine Belgier.

Bei den 0-17-Jährigen liegt der Anteil der Nicht-Belgier mit 13 Prozent etwas niedriger. Umgekehrt gelten fast 1,2 Millionen junge Menschen im Land als «Belgier mit belgischem Hintergrund», was einem Anteil von 51,2 Prozent der ungefähr 2,3 Millionen Menschen dieser Altersgruppe im Land entspricht.

Sonderrolle der EU-Hauptstadt Brüssel

In dem englischsprachigen Video, dass einige Nutzer zusammen mit ihrer Falschbehauptung verbreiten, ist jedoch nicht von der Bevölkerung in Belgien insgesamt die Rede, sondern von der Hauptstadt Brüssel. Allerdings stimmen auch die Angaben im Video nicht, unter anderem, weil der Sprecher offensichtlich auch Kinder mit einem belgischen Elternteil zu Menschen «ohne belgische Vorfahren» zählt.

Von der Situation in Brüssel lässt sich auch nicht auf das ganze Land schließen. Die Hauptstadt hat schon deshalb eine Sonderrolle, weil dort wichtige Einrichtungen der Europäischen Union sowie der Sitz der Nato untergebracht sind. Deshalb leben dort Zehntausende EU-Bürger, die als Diplomaten, Beamte oder Lobbyisten in Brüssel arbeiten.

In Brüssel leben viele EU-Ausländer

Auch das geht aus den Zahlen des Statistikamtes hervor: Während landesweit lediglich 16,4 Prozent der Einwohner aus anderen EU-Staaten und Großbritannien stammen, sind es in Brüssel fast 30 Prozent. Viele dieser Europäer haben Kinder, was natürlich deren Anteil an der Gesamtbevölkerung erhöht. Allein an den Europäischen Schulen in Brüssel waren 2024 mehr als 14.600 Kinder angemeldet, deren Eltern überwiegend bei den EU-Institutionen arbeiten.

Diese besondere Situation führt dazu, dass von rund 269.000 jungen Menschen unter 18 fast 82.800 keinen belgischen Pass haben. Nur knapp 28.400 Brüsselerinnen und Brüsseler im Alter bis 17 Jahre gelten als Belgier mit belgischer Herkunft.

(Stand: 25.6.2025)

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Migration, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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