Keine Ausweiskontrolle? Nein, in den USA können Menschen nicht mehrfach wählen

Schon mehrere Tage vor der US-Wahl wollen einige Deutsche Rundreisen durch die USA gemacht und in mehreren Bundesstaaten gewählt haben – dutzende Male. Möglich sei das, weil in den USA kein Ausweis zum Wählen erforderlich sei. Das behaupten zumindest einige X-Nutzer. Ein anderer Nutzer behauptet, er sei Kanadier, aber in die USA gefahren, um für Trump zu stimmen. Ein angeblicher Franzose behauptete sogar, fast 1.600 Mal für den nicht mehr zur Wahl stehenden Joe Biden gestimmt zu haben. Die Behauptung ist offenbar als Scherz gemeint, einige nehmen sie jedoch ernst.

Wahr sein kann nichts davon. Denn obwohl man zur Abstimmung am Wahltag nicht in jedem Bundesstaat einen Ausweis braucht und auch nicht unbedingt in den USA leben muss, ist mehrfaches Wählen nahezu unmöglich. „Man muss sich zwingend registrieren, um seine Stimme abgeben zu können“, wie uns Susan Dzieduszycka-Suinat, Vorsitzende der US Vote Foundation, per E-Mail erklärt. Und registrieren kann sich nur, wer US-Bürger und über 18 Jahre alt ist. So steht es unter anderem auf einer Webseite der US-Regierung.

Nur US-Amerikaner dürfen bei US-Wahl wählen

Nur weil bei der Wahl selbst oft kein Ausweis erforderlich ist, wie auch in Deutschland, bedeutet das also nicht, dass Personen mehrfach wählen könnten. Die Geschichten von den Dutzendfach abgegebenen Stimmen von Touristen können nicht richtig sein.

Auf einer Informationsseite der US-Regierung heißt es zum Ablauf der Registrierung: „In den meisten Fällen benötigen Sie zur Wählerregistrierung entweder einen Führerschein oder einen Personalausweis. Wenn Sie keinen von beiden haben, können Sie möglicherweise andere Dokumente vorlegen, etwa einen Kontoauszug oder eine Stromrechnung“.

Abgesehen davon gibt es Identifikations-Vorschriften für Erstwählerinnen und Erstwähler die sich per Post für die Wahl anmelden: Laut dem Help America Vote Act braucht es dafür entweder einen Lichtbildausweis, einen Kontoauszug, eine Strom-, Wasser- oder Gasrechnung oder Ähnliches.

Es gibt Fälle, wo es Personen gelungen ist, mehrfach zu wählen. Das ist in den gesamten USA aber eine Straftat – darauf stehen bis zu 10.000 Dollar Geldstrafe, fünf Jahre Gefängnis oder beides.

Eine Behauptung aus Dänemark wurde später vom Verfasser selbst aufgeklärt; er hatte behauptet, im Urlaub in den USA gewesen und dort für Trump gestimmt zu haben, ebenfalls weil es keine Ausweiskontrollen gebe. Später kommentierte er unter seinen eigenen Beitrag: „Aus Rechtsgründen: Das war ein Witz.“ Diese Erklärung haben 1,6 Millionen Menschen gesehen. Die erfundene Behauptung dagegen 16 Millionen.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zur US-Wahl 2024 finden Sie hier.

Redigatur: Max Bernhard, Gabriele Scherndl

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Wahlen, USA

Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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