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Korrelation ist nicht gleich Kausalität

Die Diskussion über Nebenwirkungen von Impfungen ist spätestens seit der Corona-Pandemie im Internet präsent. Jetzt wird in sozialen Netzwerken der Screenshot eines Artikels geteilt, in dem behauptet wird, dass die Covid-19-Impfung zum Erblinden führen würde. Die Bildunterschrift lautet: «Impfnebenwirkung: Immer mehr Menschen, die vollständig gegen Corona geimpft sind, erblinden jetzt.» Der Text liefert eine Vielzahl vermeintlicher Quellen, die solch einen schweren Impfschaden belegen soll.

Bewertung

Aus den gelieferten Quellen geht nicht hervor, dass die Covid-19-Impfung zur Erblindung führen würde. Mit der steigenden Zahl geimpfter Menschen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einige davon erblinden – aus welchem Grund auch immer.

Fakten

In einem Artikel auf der Webseite «Anonymous News» wird behauptet, dass es «unter Medizinern schon länger bekannt» wäre, dass die Covid-19-Impfung zur vollständigen Erblindung führen kann. Der Text ist jedoch nicht neu, er wurde bereits im Mai 2022 einmal archiviert. Damals unter dem Titel «Hiobsbotschaft: Viele Corona-Geimpfte erblinden jetzt». Als erste Quelle, die diese Behauptung stützen soll, ist ein im National Library of Medicine hochgeladener Befund verlinkt.

Der darin beschriebene Patient ist mit plötzlichen Blutungen an mehreren Stellen am Körper, unter anderem auch im Gesicht und in den Augen behandelt worden. Er klagte zum Zeitpunkt der Diagnose zwar über Sehbeeinträchtigungen, erblindet war er jedoch nicht.

Der Mann war dem Papier zufolge etwa drei Wochen vorher gegen das Coronavirus geimpft worden, es wird jedoch explizit darauf hingewiesen: «Ein kausaler Zusammenhang zwischen der erfolgten Impfung und der aufgetretenen ITP lässt sich nicht beweisen.» ITP (Immunthrombozytopenie) ist eine Autoimmunkrankheit und beschreibt einen Thrombozyten-Mangel, der zu plötzlichen, stärkeren oder länger als gewöhnlich anhaltenden Blutungen führt.

Weiter unten wird im «Anonymous News»-Artikel auf einen Text verlinkt, in dem es heißt, dass Erblindung eine Nebenwirkung der Covid-19-Impfung sei – und dass bereits viele davon betroffen wären. Die Plattform mit dem seriös klingenden Namen «Global Research» verbreitet nach Einschätzung der US-Behörden jedoch Desinformationen und Verschwörungstheorien, wie unter anderem der kanadische Nachrichtensender CBC berichtete. Unter anderem wird auf der Plattform bis heute infrage gestellt, ob das Coronavirus überhaupt existiert, obwohl dpa das bereits im September 2021 geprüft hat.

Korrelation ist nicht Kausalität

Kern des Artikels ist die Behauptung, dass mehrere Menschen erblindet sind, nachdem sie geimpft worden waren. Doch das ist kein Nachweis über einen kausalen Zusammenhang. Je größer der Anteil Geimpfter in der Bevölkerung ist, desto größer ist auch der Anteil an Geimpften unter den Menschen, die erblinden.

Die Zahl der Betroffenen mit schweren Nebenwirkungen nach einer Corona-Schutzimpfung ist sehr gering. In Deutschland zog ein Mann vor Gericht, der 2022 über unter anderem an Erblindung auf einem Auge klagte. Zuvor hatte er seine zweite Impfdosis erhalten. Das Landgericht Rottweil hatte sich damit befasst, die Klage jedoch abgewiesen.

Meldungen zu solchen Symptomen, die zum Beispiel bei Welt.de als «“Mini-Schlaganfälle“ im Auge» benannt wurden, häuften sich, nachdem eine Studie dazu im Mai 2023 veröffentlicht wurde. Die «Süddeutsche Zeitung» nennt diese Berichterstattung «unlauteren Medizinjournalismus». Der Bayrische Rundfunk wies auf Verzerrungen durch Unterschiede in den Vergleichsgruppen in der Studie hin. Das Risiko einer Sehbehinderung nach einer Covid-19-Infektion sei größer als nach einer Impfung, zitieren AFP-Faktenchecker Experten.

(Stand: 22.7.2024)

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Corona, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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