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Löwenzahn bisher keine medizinische Option bei Darmkrebs

Für viele Gärtner ist Löwenzahn ein lästiges Unkraut. In den sozialen Medien jedoch kursieren derzeit Behauptungen, nach denen Löwenzahnwurzel angeblich in nur zwei Tagen über 90 Prozent der Darmkrebszellen abtöten könne – ohne dass eine verlässliche Quelle genannt wird.

Ein ähnlicher Beitrag verweist auf einen Artikel, dem zufolge Löwenzahnwurzel innerhalb weniger Wochen Krebszellen zerstören soll. Der Artikel geht sogar noch weiter: Chemotherapie senke angeblich die Heilungschancen und führe nur in zehn Prozent der Fälle zum Erfolg, während die Behandlung mit Löwenzahnwurzel-Pulver Heilungsraten von 75 bis 80 Prozent erreichen solle.

Was ist dran an den Behauptungen?

Bewertung

Die Aussage ist sehr verkürzt. Zwar gibt es vielversprechende Ansätze in der Krebsforschung mit pflanzlichen Stoffen wie Löwenzahnwurzel-Extrakt – diese basieren jedoch bislang ausschließlich auf Laborstudien, der Weg zu einem Medikament von dort noch sehr weit.

Zudem ist die Behauptung, Chemotherapie senke die Heilungschancen, wissenschaftlich nicht haltbar – ebenso wie die genannten Erfolgsraten von bis zu 80 Prozent für Löwenzahnwurzel, für die keine belastbaren Belege existieren.

Fakten

Aussagen wie «Löwenzahnwurzel tötet über 90 Prozent der Darmkrebszellen» wecken falsche Hoffnungen und ignorieren die Komplexität moderner Krebstherapien. Eine therapeutische Anwendung von Löwenzahnwurzel ist bislang weder zugelassen noch wissenschaftlich ausreichend untersucht.

Tatsächlich existieren einige in-vitroStudien, die zeigen, dass Löwenzahnwurzel-Extrakt bestimmte Krebszellen unter Laborbedingungen abtöten kann. In vitro bedeutet, dass etwas nicht im lebenden Organisamus stattgefunden hat. Eine Untersuchung der University of Windsor ergab beispielsweise, dass nach 48 Stunden rund 95 Prozent der Darmkrebszellen in einer Zellkultur zerstört wurden.

In der selben Studie wurde auch ein in-vivo-Modell mit Mäusen untersucht, denen menschliche Krebszellen implantiert worden waren. Hier konnte das Tumorwachstum durch den Extrakt um mehr als 90 Prozent verlangsamt werden. In vivo bedeutet im lebenden Organismus.

Doch diese Ergebnisse lassen sich nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Klinische Studien mit Patienten, die Wirksamkeit und Sicherheit belegen könnten, fehlen bislang vollständig. Der Weg von vielversprechenden Laborergebnissen zur zugelassenen Therapie ist lang und erfordert umfangreiche Forschung und Prüfverfahren.

Demgegenüber gibt es für zugelassene Chemotherapien umfangreiche wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise. Allgemeingültige Aussagen zur «Heilungschance» einer Chemotherapie sind jedoch kaum möglich. Krebs gilt als geheilt, wenn innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Behandlung kein Rückfall auftritt. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate variiert je nach Krebsart, liegt aber bei fast allen Formen deutlich über zehn Prozent.

Ähnliche Behauptungen zu Löwenzahnwurzeln wurden bereits von anderen Faktencheck-Organisationen widerlegt (hier, hier und hier).

(Stand: 30.7.2025)

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Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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