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Medien zeigten echte Fotos des Helfers vom Hamburger Hauptbahnhof

Am Hamburger Hauptbahnhof hat eine Frau 18 Menschen mit einem Messer angegriffen und verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich. Die Tatverdächtige wurde laut Polizei von zwei Passanten gestoppt, ehe Einsatzkräfte sie festnahmen.

Nun werden in den sozialen Netzwerken Gerüchte und Falschbehauptungen über die beiden Helfer verbreitet. So äußern Nutzer zum Beispiel den Verdacht, dass Medien, die mit einem der Männer gesprochen haben, gefälschte Bilder verwenden würden. Über das Foto eines Mannes heißt es, es sein ein «KI Bild», also eine mit Künstlicher Intelligenz erstellte Fälschung.

Andere stellen zwei Bilder gegenüber, auf der dieselbe Person in fast identischer Pose und gleicher Kleidung einmal vor dem Brandenburger Tor und einmal auf einem Bahngleis, angeblich in Hamburg, zu sehen sein soll. Auch mit diesen Bildern wird nahegelegt, dass Medien mit Fälschungen gearbeitet hätten. Der Verdacht, der sich durch viele Beiträge im Netz zieht: Hier wurde manipuliert – und die Geschichte des Helfers, wie sie in den Medienberichten geschildert wird, könnte falsch sein. Was hat es mit den Bildern auf sich?

Bewertung

Es gibt keine Hinweise, dass in Medienberichten über einen der Passanten KI-generierte Bilder verwendet wurden. Von vier Bildern des Mannes ist nur eines mit Hilfe von KI erstellt worden, wie Details zeigen. Doch es kursiert lediglich in den sozialen Netzwerken. Eine Verwendung in einem journalistischen Medium ist nicht bekannt.

Fakten

Nach dem Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof am vergangenen Freitag berichten Medien unter anderem über einen der Männer, der die 39-jährige Tatverdächtige gestoppt haben soll. Ein 19-Jähriger hat sowohl mit dem «Spiegel» als auch mit der «Bild»-Zeitung und dem NDR gesprochen.

Die Berichte werden jedoch von einigen Nutzerinnen und Nutzern in den sozialen Netzwerken in Zweifel gezogen, möglicherweise aufgrund seiner Nationalität – der Mann ist Syrer. Als Beleg werden Fotos des Mannes herangezogen. Über das Foto im «Bild»-Bericht heißt es, es handele sich um ein «KI Bild», also eine mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellte Fälschung.

Doch darauf deutet nichts hin. Das Foto, das laut der Quellenangabe von einem «Bild»-Reporter gemacht wurde, ist authentisch. Es fehlen die für KI typischen Bildfehler. Der Mann steht am Gleis 13 des Hamburger Hauptbahnhofs, dem Tatort vom Freitagabend. Die Schilder und Anzeigetafeln zeigen lesbare Schrift. Von Gleis 13 soll laut Plan um 16.15 Uhr der links stehende Zug der Eisenbahngesellschaft Metronom nach Bremen abfahren – so wie es auch im Fahrplan vorgesehen ist. Im Fenster des Zugs spiegeln sich die Menschen auf dem Gleis. Details wie der Koffer eines Kindes stimmen überein. KI-generierte Bilder hingegen weisen an solchen Stellen nach wie vor häufig Fehler auf.

Echte Fotos aus Hamburg und Berlin

Am selben Ort sprach der NDR mit dem 19-Jährigen. In einem Video-Interview beschreibt er, wie er zusammen mit dem zweiten Passanten die Täterin aufhielt.

Es gibt zwei weitere authentische Bilder des Syrers. Eines wird vom «Hamburger Abendblatt» verwendet. Es zeigt ihn auf der Altmannbrücke über den Gleisen in der Nähe des Hauptbahnhofs. Auch in diesem Fall gibt es keine Hinweise auf eine Fälschung. Als Quelle gibt die Zeitung «privat» und den Namen des Mannes an.

Der «Spiegel» zeigt in seinem Bericht über den Helfer ebenfalls ein Foto, das laut Quellenangabe zuvor privat verwendet wurde. Darauf steht der Mann vor dem Brandenburger Tor in Berlin: ein Motiv, wie es viele Hauptstadtbesucher aufnehmen. Der 19-Jährige trägt andere Kleidung und einen etwas anderen Bart als auf den Fotos aus Hamburg, doch es gibt keinen Zweifel, dass es sich um dieselbe Person handelt.

KI-Fälschung mit typischen Fehlern bei Schriftzügen

Offensichtlich gefälscht ist nur ein viertes Bild: Es scheint den Mann an einem Bahnsteig zu zeigen, auf den ersten Blick mit derselben Kleidung wie auf dem Foto aus Berlin. Doch bereits ein Blick auf das Markenlogo auf der Jacke zeigt, dass es sich um eine KI-generierte Fälschung handelt: Die Schrift ist nicht lesbar, anders als auf der echten Jacke.

Auch am Rand und im Hintergrund des Bildes sind Schriftzüge auf Schildern verschwommen – ein noch immer typischer Fehler von KI-Bildgenerierung. Es ist darüber hinaus völlig unklar, wo sich der Mann auf dem Bild aufhalten soll. Zwar geben manche Nutzer als Ort Hamburg an. Doch zumindest der Hamburger Hauptbahnhof ist es nicht, denn es gibt dort keine solche Glasüberdachung über den Bahnsteigen.

Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass sich auch die Gesichtszüge auf den beiden vermeintlich sehr ähnlichen Bildern aus Berlin und Hamburg unterscheiden, etwa die Augenbrauen.

Person aus echtem Foto in KI-Bild «eingebaut»

Eine Erklärung für die Ähnlichkeit zwischen dem echten Foto aus Berlin und dem gefälschten, nur scheinbar aus Hamburg stammenden Bild: Einige KI-Tools können bei der Erstellung von Bildern Elemente aus echten Fotos übernehmen. So lassen sich Personen oder Gegenstände scheinbar an andere, künstlich generierte Orte versetzen.

Doch anders als es in einigen Beiträgen in den sozialen Netzwerken angedeutet wird, gibt es keinen Beleg dafür, dass die Fälschung in Medienberichten verwendet wurde. Weder «Spiegel» noch «Bild», «Hamburger Abendblatt», NDR oder andere journalistische Medien haben das Bild genutzt. Es findet sich nur auf Social Media, meist mit dem falschen Vorwurf, es würde eine Manipulation in der Berichterstattung über den Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof zeigen.

Der Gesundheitszustand der drei lebensgefährlich Verletzten hat sich laut Angaben der Polizei vom Samstag inzwischen stabilisiert. Die 39-Jährige Tatverdächtige wurde in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Ihr wird versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen vorgeworfen. Die Frau soll bereits in der Vergangenheit psychisch und gegenüber der Polizei auffällig geworden sein.

(Stand: 26.5.2025)

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Künstliche Intelligenz, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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