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Auch bei neuen DGE-Ernährungsempfehlungen handelt es sich um keine verbindlichen Vorgaben. Das Bundesministerium für Ernährung bestätigt zudem, dass jeder nach Belieben Fleisch kaufen und essen könne.
Fakten
In Deutschland wird immer noch viel Fleisch gegessen, auch wenn der Trend klar rückläufig ist. Pro Person seien im vergangenen Jahr 52 Kilogramm Fleisch verzehrt worden, rund 4,2 Kilogramm weniger als 2021, berichtete das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gestützt auf vorläufige Zahlen. Dies sei zwar der niedrigste Stand seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989, aber immer noch etwa ein Kilogramm pro Mensch und Woche. Zur Einordnung: Eine Portion Fleisch wiegt etwa 100 bis 150 Gramm, eine Scheibe Wurstaufschnitt, Schinken oder Aspikaufschnitt 15 bis 25 Gramm.
DGE rät zum Fleischverzehr: «Kleine Mengen und nicht täglich»
Demgegenüber stehen die Ernährungsempfehlungen der DGE: «Kleine Mengen und nicht täglich» rät die Organisation allgemein beim Fleischverzehr und konkret zu maximal 600 Gramm pro Woche. «Wenn Sie Fleisch und Wurst essen, dann reicht eine wöchentliche Menge von insgesamt 300 g für Erwachsene mit einem niedrigen Kalorienbedarf bis hin zu 600 g für Erwachsene mit einem hohen Kalorienbedarf aus», heißt es auf der DGE-Webseite. Im Vergleich mit dem tatsächlichen Fleischkonsum in Deutschland wird klar: Bei den DGE-Werten handelt es sich nicht um verbindliche Vorgaben, sondern um Empfehlungen.
Neue Ernährungsempfehlungen: Nur noch eine Currywurst im Monat?
Weil diese demnächst geändert und dabei mehr Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden sollen, befürchtet manch Boulevardmedium eine Fleischrationierung auf «nur noch eine Currywurst im Monat» und sieht dadurch die anstehende Grillsaison in Gefahr.
Aktuell gehe es aber noch gar nicht um die Ernährungsempfehlungen selbst, sondern um die wissenschaftliche Methode zu deren Ableitung, erklärt DGE-Sprecherin Antje Gahl gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Neue Werte: Branchenvertreter äußern ihr Missfallen
Die DGE stellte diese Methode nach Angaben von Gahl «im Rahmen einer öffentlichen Kommentierung vor». In einem Erklärvideo seien Branchenvertretern konkrete Werte vorgelegt worden – mitunter zu deren Missfallen.
Die «Lebensmittelzeitung» zitiert online (kostenpflichtig) etwa Wiebke von Seggern, Leiterin Nachhaltigkeit beim Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), wie folgt: «So soll der empfohlene Tagesbedarf Geflügel künftig bei weniger als ein Gramm liegen – und das, obwohl die DGE weißes Fleisch bisher zu Recht empfiehlt.»
Und mit dem nächsten Experten kommt die Currywurst ins Spiel: Eckhard Heuser, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands (MIV), kommentiert «die angedachten 10g Fleisch insgesamt pro Tag» in dem Artikel so: «Das entspräche einer Currywurst im Monat!»
Bei diesem Feedback sei es allerdings «noch nicht um Ernährungsempfehlungen selbst, sondern um die Methode der Ableitung» gegangen, erläutert Gahl. Und diesen Prozess bezeichnet die DGE-Sprecherin als «noch nicht abgeschlossen».
Ernährungsstrategie soll bis Ende 2023 verabschiedet werden
SPD, Grüne und FDP haben im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Ernährungsstrategie zu erarbeiten. Diese soll bis Ende 2023 verabschiedet werden. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betont dabei, es sei nicht «Ziel, den Leuten vorzuschreiben, was sie essen sollen.» Es gehe darum, «dafür zu sorgen, dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und gesund zu ernähren».
Direkt zur kursierenden Behauptung äußerte sich Özdemirs Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft via Twitter. Eine angeblich drohende Fleischrationierung wird dort als «Völliger Quatsch» bezeichnet. «Jede und jeder kann individuell so viel Fleisch & Wurst kaufen und essen, wie sie oder er möchte. Das bleibt auch so», heißt es weiter in dem Tweet.
Fleisch als Gefahr für die Gesundheit
Maßloser Fleischgenuss kann gefährlich für den Körper sein. «Wer viel rotes Fleisch und Wurst isst, hat ein höheres Risiko für Darmkrebs», erklärt DGE-Sprecherin Silke Restemeyer. «Für weißes dagegen besteht nach derzeitigem Wissensstand keine Beziehung zu Krebserkrankungen.» Zur Erklärung: Rotes ist das vom Rind, Schwein, Lamm und Ziege. Weißes ist vom Geflügel wie Huhn oder Pute.
Wurst ist sogar problematischer als rotes Fleisch: Der DGE-Ernährungsbericht zeigt laut Restemeyer, dass hier vermutlich sogar das größte Krankheitsrisiko beim Konsum toter Tiere besteht.
(Stand: 7.6.2023)