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Merz-Aussage zu Taurus-Raketen bezog sich auf Ukraine

Im Zusammenhang mit dem Zwölftagekrieg zwischen Israel und dem Iran kursiert online ein virales Video über angebliche Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Nach einem iranischen Angriff auf Tel Aviv wolle Merz nun Taurus-Raketen an Israel liefern, heißt es. Das Video ist auf den 15. Juni 2025 datiert, auf der Plattform Tiktok hat der Clip bereits über 1,2 Millionen Aufrufe erzielt. Doch hat der Kanzler wirklich eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Israel angekündigt?

Bewertung

Falsch. Das Video basiert auf Äußerungen, die Merz im April mit Blick auf die Selbstverteidigung der Ukraine gemacht hat. Es gibt keinerlei Hinweise für eine geplante Taurus-Lieferung an Israel.

Fakten

Das Video weist inhaltliche Fehler auf. So wird Merz als designierter Kanzler bezeichnet (Minute 00:24). Es heißt, er habe in einem Interview gesagt, Israel müsse aus der Defensive kommen und in der Lage sein, «strategisch wichtige Ziele wie die Verbindung zur Krim zu treffen». Die Krim ist jedoch Schauplatz im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zudem soll der Iran auf diese Äußerungen reagiert haben – im Video heißt es dann aber, der Kreml (Russland) habe eine Warnung an Deutschland geschickt (Minute 00:46).

Für diese Fehler lässt sich eine Erklärung finden: Eine Bilderrückwärtssuche führt zu einem Tiktok-Beitrag vom 14. April 2025. Darin geht es um Äußerungen von Friedrich Merz über eine mögliche Taurus-Lieferung an die Ukraine, nicht an Israel. Der Beitrag fasst Aussagen, die der CDU-Parteichef am 13. April in der ARD-Talkshow «Caren Miosga» gemacht hatte, sinngemäß zusammen. Zu dem Zeitpunkt war Merz noch nicht Kanzler, er wurde erst am 6. Mai vom Bundestag gewählt. Russland warnte aufgrund der Aussagen vor einer Eskalation, wie die «Tagesschau» berichtete.

Das virale Video zum Israel-Iran-Krieg basiert auf diesem Beitrag und hat ihn größtenteils kopiert. Einige Bilder wurden zwar ausgetauscht, die gesprochenen Sätze sind hingegen fast identisch. Merz Aussagen, die zur Ukraine sinngemäß fielen, wurden verfälscht und an den Zwölftagekrieg angepasst. Zudem sind Bilder einer Pressekonferenz mit Irans Präsident Massud Peseschkian zu sehen – eine Warnung an Deutschland wurde in dieser aber nicht ausgesprochen.

Für Pläne zur Taurus-Lieferung an Israel gibt es keine Belege

Israel hatte am 13. Juni den Iran angegriffen und landesweit Ziele bombardiert. Als Begründung führte die Regierung die Bedrohung durch Irans umstrittenes Atomprogramm an. Der Iran reagierte mit Raketen- und Drohnenangriffen. Inzwischen gilt eine Waffenruhe.

Dass die Bundesregierung angesichts dieser Entwicklungen eine Lieferung der Taurus-Marschflugkörper an Israel plant, dafür lassen sich keinerlei Belege finden. Mehrere Suchen lieferten keine Quellen für eine solche Ankündigung. Auch auf der Webseite der Bundesregierung existiert keine entsprechende Mitteilung.

Hätte sich Merz tatsächlich so geäußert, würde es dazu mit Sicherheit Berichterstattung geben. Über deutsche Rüstungsexporte an Israel wird immer wieder berichtet. Wie zuletzt bekannt wurde, hat die neue Bundesregierung von Union und SPD in den ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte nach Israel für knapp vier Millionen Euro genehmigt.

(Stand: 15.7.2025)

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Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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