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Mit Wasserstoff betriebenes Stahlwerk noch nicht in Betrieb

Die deutschen Klimaziele sehen vor, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral wird, also unterm Strich nur noch so viele Treibhausgase ausgestoßen werden, wie der Atmosphäre auch wieder entnommen werden. Der Industriesektor ist aktuell in der Europäischen Union nach Energie und Verkehr der drittgrößte Verursacher von Treibhausgas-Emissionen. Innerhalb der deutschen Industriebranche trägt die energieintensive Stahlproduktion den größten Anteil an diesen Emissionen.

In sozialen Netzwerken wie Facebook wird derzeit behauptet, in Deutschland sei das weltweit erste emissionsfreie Stahlwerk gebaut und bereits in Betrieb genommen worden. Aber ist das korrekt? Lösen sich die CO2-Probleme des Industriezweigs in Luft auf?

Bewertung

Die Behauptung, Deutschland habe «das erste emissionsfreie Stahlwerk der Welt gebaut, das ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wird», und dieses schon in Betrieb genommen, ist falsch. Auf der Projekt-Website des SALCOS-Programms der im Posting genannten Salzgitter AG heißt es: «Die erste dieser Anlagen könnte 2026 in Betrieb gehen.»

Fakten

In Deutschland existieren mehrere Pilotprojekte, die eine schrittweise Umstellung der kohlebasierten Stahlherstellung auf Direktreduktion mit Wasserstoff anstreben – darunter auch das Projekt SALCOS der Salzgitter AG. Laut Website «könnte» 2026 eine erste Anlage mit 30 Prozent CO2-Reduktion in Betrieb genommen werden. Eine weiterentwickelte Anlage mit bis zu 95 Prozent Reduktion ist für Ende 2033 geplant.

Bislang (Stand Juni 2025) gibt es jedoch kein voll funktionsfähiges Stahlwerk, das emissionsfrei und ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wird.

Umstellung auf CO2-arme Stahlproduktion

Die hohen CO2-Emissionen in der Stahlindustrie entstehen vor allem durch den Einsatz von Kohle in klassischen Hochöfen. Diese dient als Reduktionsmittel, um aus Eisenerz Roheisen zu gewinnen – dabei wird CO2 freigesetzt.

Zukünftig soll Wasserstoff das Eisenerz direkt reduzieren. Dabei entsteht Eisen und als Nebenprodukt lediglich Wasser, welches weiterverwendet werden kann.

Der benötigte Wasserstoff lässt sich durch Elektrolyse gewinnen. Bei diesem Verfahren wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Nur wenn der eingesetzte Strom aus erneuerbaren Energien stammt und nicht mithilfe fossiler Energieträger wie Kohle, Öl oder Erdgas hergestellt wird, handelt es sich um sogenannten grünen Wasserstoff.

Der in der in sozialen Netzwerken kursierenden Behauptung vermittelte Eindruck einer fertigen und weltweit einzigartigen Lösung entspricht somit nicht dem aktuellen Stand der Technik, sondern übertreibt den tatsächlichen Fortschritt.

(Stand: 24.6.2025)

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Klimawandel, Technologie

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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