Auf Facebook, Tiktok, X und Youtube verbreitet sich ein Video, in dem eine singende und syrische Flaggen schwenkende Menschenmenge zu sehen ist. In den meisten Beiträgen ist oben links das Logo der Freien Sachsen eingefügt, einer rechtsextremen Kleinpartei. Sie postete das Video zuerst am 9. Dezember morgens auf Telegram. In den Beiträgen wird behauptet, das Video stamme vom Weihnachtsmarkt in Dresden und zeige, wie er von „Islamisten-Fans“ gestürmt werde, um den Sturz des Regime von Diktator Baschar al-Assad in Syrien zu feiern. Das ist falsch.
Szenen wie die im Video gab es am vergangenen Wochenende laut Medienberichten an vielen Orten in Deutschland, nachdem Assad von islamistischen Rebellen am 8. Dezember gestürzt wurde. Wie Menschenrechtsorganisationen berichten, verübte Assad grausame Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die Freien Sachsen nutzen nun das Video aus Dresden, um mit einer Falschbehauptung Empörung zu schüren: Die feiernden Menschen hätten am Zweiten Advent den Dresdner Weihnachtsmarkt „gestürmt“.
Sturz von Assad: Menschen feierten vor einem Lebensmittelgeschäft in Dresden
Im Video ist im Hintergrund der Versammlung das Schild eines syrischen Lebensmittelgeschäftes zu sehen: das „Damaskus Center“. Es liegt in der St. Petersburger Straße in Dresden. Direkt dort befindet sich kein Weihnachtsmarkt, doch in der Nähe, auf der Prager Straße, stehen Verkaufsstände der „Dresdner Winterlichter“.
Wir fragten bei der Polizei Dresden nach, wie die Route der feiernden Personen verlief. Ein Sprecher teilte uns mit: Die mehreren hundert Menschen, die sich vor dem Lebensmittelgeschäft versammelten, hätten sich von dort nicht fortbewegt: „Die Menschen waren Teil einer stationären Versammlung. […] Einen Aufzug gab es nicht.“
Die Behauptung, die Menschen hätten einen Weihnachtsmarkt gestürmt, ist also falsch. Laut Polizei gab es weder am 8. Dezember noch an einem anderen Tag seitdem eine Kundgebung oder Versammlung von Syrern, von der ein Weihnachtsmarkt betroffen war. Es sei in Dresden zu keinen Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten im Zusammenhang mit solchen Veranstaltungen gekommen.
Redigatur: Kimberly Nicolaus, Uschi Jonas