Bewertung
Das Video ist zwar aktuell, zeigt aber Teilnehmer einer religiösen Feier anlässlich des senegalesischen Feiertags «Le Grand Magal de Touba», der weltweit gefeiert wird. Es handelt sich nicht um Migranten auf dem Weg nach Europa.
Fakten
Das Video wurde am 23. August 2024 in Vecindario, einer Stadt im südöstlichen Teil der Insel Gran Canaria, aufgenommen. Es zeigt Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Feierlichkeiten zum senegalesischen Feiertag «Le Grand Magal de Touba». Verschiedene Lokalzeitungen (hier und hier) haben darüber berichtet und Videos veröffentlicht. Hier findet man einen Zusammenschnitt mehrerer Aufnahmen der Feierlichkeiten. Ab Minute 00:30 wird der Ausschnitt eingeblendet, der auch im YouTube-Video zu sehen ist.
Der «Grand Magal» zählt zu den größten religiösen Festen im Senegal. Jedes Jahr pilgern mehrere Millionen Muslime in die heilige Stadt Touba, um den Gründer eines Sufi-Ordens, Cheikh Amadou Bamba, zu ehren. Das Fest wird auch weltweit gefeiert, so wie auf Gran Canaria.
Route führt von Flughafen weg
Ein genauer Blick auf die Gruppe auf Gran Canaria zeigt weitere Ungereimtheiten, die nicht dazu passen, dass die Menschen angeblich zum Flughafen laufen sollen: Sie tragen keine Koffer, Tüten oder sonstiges Gepäck bei sich. Ein Vergleich bei Google Maps offenbart zudem, dass der Flughafen drei Stunden Fußweg entfernt liegt – und zwar in die entgegengesetzte Richtung. Wie im Video zu sehen ist, bewegt sich die Gruppe nach Süden bis Südwesten, zum Flughafen geht es nach Norden bzw. Nordosten. Das erkennt man durch einen Vergleich der Ladengeschäfte und des Verlaufs der Straße.
Immer wieder werden Videos aus dem Kontext gerissen und in den sozialen Netzwerken verbreitet, um die Stimmung in der Flüchtlingsdebatte aufzuheizen. Das Online-Magazin «Teneriffa-News» hat bereits über mehrere falsch zugeordnete Videos berichtet.
Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge auf den Kanarischen Inseln ist stark gestiegen. Das spanische Innenministerium meldete einen Anstieg um über 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr im Zeitraum von Januar bis August 2024. Täglich kommen Hunderte, aber keine Tausenden von Migranten an. Die meisten Boote erreichen die kleinste kanarische Insel El Hierro.
Medien berichteten über Migrationsbewegungen auf die Kanaren
Die meisten Migranten stammen aus westafrikanischen Ländern wie dem Senegal. Sie fliehen vor politischer Instabilität und wirtschaftlicher Not. Die Kanarischen Inseln sind aufgrund ihrer Nähe zu Westafrika ein Hauptziel auf der gefährlichen atlantischen Migrationsroute, die als eine der tödlichsten der Welt gilt
Die Behauptung, dass die Migrationsbewegungen nach Gran Canaria »verschwiegen« werden oder dass die Tagesschau nicht darüber berichtet hat, ist falsch. Dies behauptete der Kommentator im Video ab Minute 8:56. Eine Google-Suche zeigt jedoch: Die Tagesschau hat viele Beiträge dazu veröffentlicht.
(Stand: 25.09.2024)