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Sharepic stellt Verhältnis von Impf- und Krankheitsrisiken auf den Kopf

Eine lange Liste von Krankheiten wird bei Facebook verbreitet. Laut den Zahlen im Sharepic ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Impfung zu sterben, höher als die eines tödlichen Krankheitsverlaufs – und das bei 14 Erregern. Kann das stimmen?

Bewertung

Gesundheitsdaten beweisen: Impfungen sind wirksam und sicher. Die im Sharepic präsentierten Zahlen sind wissenschaftlich unhaltbar.

Fakten

Impfungen zählen nachweislich zu den effektivsten Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verhindern Impfungen weltweit jährlich zwischen 3,5 und 5 Millionen Todesfälle.

Masern-Impfung wirkt

Eine im Fachjournal «The Lancet» veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass zwischen 1974 und 2024 rund 154 Millionen Menschenleben durch Impfungen gerettet werden konnten, allein 93,7 Millionen davon durch Masernimpfungen. Und: Wissenschaftliche Daten zeigen, dass Impfungen weniger Risiken bergen als die Infektionen und Erkrankungen, gegen die sie schützen.

Wie viele Menschen früher an heute vermeidbaren Infektionskrankheiten starben, belegen historische Daten eindrücklich: Vor Einführung der Masernimpfung forderte die Krankheit jährlich rund 2,6 Millionen Todesopfer weltweit. 2023 waren es laut WHO noch etwa 107.500, meist bei «ungeimpften oder unzureichend geimpften Kindern unter 5 Jahren.»

Nur noch wenige Polio-Fälle

Ohne Impfschutz verläuft etwa eine von 200 Polio-Infektion mit Lähmung. Davon sterben wiederum 5 bis 10 Prozent, wenn die Atemmuskalatur betroffen ist, so das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es jährlich weltweit mehr als eine halbe Million Todesfälle und Lähmungen. 1988, als die Globale Initiative zur Ausrottung der Poliomyelitis (GPEI) gegründet wurde, kam es nach Angaben der WHO pro Jahr noch zu über 350.000 Erkrankungen und Tausenden von Todesfällen in 125 Ländern. Seitdem ist die Krankheit durch Impfungen weitgehend eingedämmt worden, mit nur noch wenigen Fällen.

Und die Zahlen in der Tabelle?

Die Angaben auf dem Sharepic stehen im Widerspruch zu den öffentlich zugänglichen Daten. So heißt es dort beispielsweise, dass die Wahrscheinlichkeit, an der Grippeimpfung zu sterben, bei etwa 1 zu 15.702 liege, während die Wahrscheinlichkeit, an der Grippe zu sterben, nur 1 zu 135.905 betrage.

Diese Darstellung entspricht nicht der Realität. Die WHO schätzt, dass die Grippe jedes Jahr weltweit zwischen 290.000 und 650.000 Todesfälle verursacht. Bei einer Weltbevölkerung von 8 Milliarden Menschen entspricht das einem Risiko von ungefähr 1 zu 12.000 bis 1 zu 27.500.

Im Gegensatz dazu ist die Grippeimpfung sehr sicher. Die WHO betont, dass die jährliche Grippeimpfung die wirksamste Maßnahme ist, um schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle zu verhindern und schwere Nebenwirkungen nur sehr selten sind. Dass einer von etwa 15.000 Patienten an der Impfung stirbt, ist falsch. Dies würde für Deutschland bedeuten, dass jährlich mehrere Hundert Menschen wegen des Impfstoffes sterben. Doch es sind keine Todesfälle bekannt.

Das Sharepic verharmlost somit die Gefahr der Krankheit und lässt außer Acht, dass Impfungen nachweislich dazu beitragen, die Zahl der schweren und tödlichen Grippeverläufe deutlich zu senken.

Sharepic stammt aus Kanada

Das Sharepic wurde von «Vaccine Choice Canada» auf X verbreitet, laut Medienberichten einer der bekanntesten Anti-Impf-Organisationen Kanadas. Es basiert auf Zahlen aus einem Dokument der US-amerikanischen Organisation «The Control Group», das Joy Garner erstellt haben soll.

Garner ist laut US-Faktencheckern «Snopes» weder Wissenschaftlerin noch Medizinerin, sondern eine «politische Aktivistin» ohne relevante Qualifikationen, die nicht zum ersten Mal Falschbehauptungen über Impfstoffe verbreitete.

(Stand: 20.6.2025)

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Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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