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Falsche Verdächtigung. Das Foto des jungen Mannes stammt von einem anderen Ort als dem Tatort in Liverpool. Die Polizei hat den Tatverdächtigen als 53-Jährigen identifiziert. Britische Medien haben zudem Fotos des Verdächtigen veröffentlicht.
Fakten
Die örtliche Polizei in Liverpool hat kurz nach dem Vorfall eine Pressemitteilung mit Informationen über den Tatverdächtigen veröffentlicht. Demnach sei ein 53-jähriger Brite im Zusammenhang mit dem Vorfall verhaftet wurde.
Mehrere britische Medien, etwa BBC oder «The Telegraph», veröffentlichten später den Namen und Fotos des Tatverdächtigen. Sie zeigen eine andere Person als die nun verbreiteten Bilder eines deutlich jüngeren Mannes mit kurzem Bart in einer schwarzen Trainingsjacke, der fälschlicherweise als Fahrer verdächtigt wird.
Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche stößt man auf die Originalaufnahme, aus der die Bilder mit dem falschen Verdächtigen stammen. Der Mann ist in einem Clip auf Tiktok zu sehen, in dessen Beschreibung es (übersetzt) heißt: «Scouser stiehlt Polizeiauto und -hut». Scouser werden umgangssprachlich Personen aus Liverpool genannt. Dazu steht in der Beschreibung: «LFC Parade» – dieselbe Meisterschaftsparade des FC Liverpool, bei der auch das Auto in die Menschenmenge fuhr.
Polizei warnt vor voreiligen Schuldzuweisungen
Über Kartendienste lässt sich zudem der Aufnahmeort dieses Clips ermitteln – der sich vom Tatort des Autoangriffs unterscheidet: Das Video mit dem Polizeiwagen wurde unmittelbar vor der Metro-Station James Street in Liverpool aufgenommen. Zu erkennen ist zum Beispiel ein markantes Gebäude im Hintergrund zu Beginn des Videos, das Mann Island Building, mit scharfkantigem Dach und gläserner Außenfassade.
Damit befindet sich der Ort, wo dieser Clip aufgenommen wurde, etwa 210 Meter Luftlinie von dem Punkt, wo das Auto in Liverpool in die Menschenmenge fuhr und der Tatverdächtige festgenommen wurde.
Polizei und Medien warnen regelmäßig davor, bei Straftaten Personen ohne verlässliche Informationen vorschnell als Täter zu identifizieren – die zuständige Polizei in Liverpool hatte darum in ihrer Pressemeldung gebeten. Unbelegte Beschuldigungen im Netz können reale Konsequenzen für unbeteiligte Menschen haben.
(Stand: 30.05.2025)