In den sozialen Netzwerken kursiert ein Video, in dem behauptet wird, in Deutschland würden auf diesen zwei Prozent Fläche etwa 90.000 zusätzliche Windräder errichtet. Auf Baden-Württemberg allein würden demnach rund 9.000 Anlagen entfallen.
Bewertung
Das ist falsch. Die genannten Zahlen sind stark übertrieben. Etwa 10.000 zusätzliche moderne Windkraftanlagen bundesweit reichen, um das Ziel der Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen zu erreichen.
Fakten
Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sollen bis 2030 rund 115 Gigawatt Windleistung an Land installiert sein. Laut Bundesnetzagentur waren Ende 2024 bereits 63,5 Gigawatt realisiert. Es fehlen also rund 50 Gigawatt.
Das Zwei-Prozent-Flächenziel ist auf die Bundesländer verteilt – je nach Flächenpotenzial. Baden-Württemberg muss bis Ende 2032 rund 1,8 Prozent seiner Fläche (Gesamtfläche BW: 35.747,82 km²) für Windenergie auszuweisen. Ende 2023 waren dort 0,3 Prozent der Fläche ausgewiesen. Es fehlen somit 536,3 km².
Bundesweit waren Ende 2023 rund 0,92 Prozent der Landesfläche (Gesamtfläche Deutschland: 357.684 km²) rechtswirksam für Windenergie ausgewiesen. Um das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen, fehlen noch etwa 3.863 km².
Wie viele Windräder auf einer Fläche installiert werden können, hängt vom Anlagentyp, Standort und nötigen Abständen ab. Eine Faustregel besagt: In Hauptwindrichtung sollte der Abstand das Fünffache des Rotordurchmessers betragen, in Nebenwindrichtung das Dreifache.
Eine moderne Windanlage von 2024 hat im Schnitt einen Rotordurchmesser von 146 Metern und eine Leistung von 5 Megawatt. Unter idealen Bedingungen lassen sich etwa fünf solcher Anlagen auf einem Quadratkilometer errichten. Das entspricht einem Flächenbedarf von etwa 0,2 km² pro Anlage.
Reale Bedingungen sind jedoch komplexer: Die Flächenkulisse besteht aus vielen, teils kleinen Einzelflächen mit unterschiedlichen Einschränkungen. Die tatsächliche Anlagendichte liegt daher meist darunter.
Für Baden-Württemberg ergibt sich auf der noch auszuweisenden Fläche Platz für etwa 2.500 Windräder. Bundesweit könnten auf den fehlenden Flächen rund 19.000 zusätzliche Anlagen errichtet werden – genug, um rund 95 GW zu erzeugen. Um die fehlenden 50 GW bis 2030 zu erreichen, wären sogar nur etwa 10.000 moderne Windräder nötig.
Die Behauptung, es würden 90.000 neue Windräder benötigt, ist nicht haltbar. Die tatsächlichen Zahlen liegen weit darunter.
(Stand: 29.4.2025)