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Manipuliertes Video erweckt den Anschein, Trump würde Netanjahu brüskieren

Bei der immer weiter ansteigenden Zahl von Toten im Krieg im Gazastreifen, ist die Rolle der USA als Verbündeter und Waffenlieferant Israels ein heißes Thema bei den US-Präsidentschaftswahlen im November 2024. In diesem Zusammenhang kursiert ein altes Video in sozialen Medien. Dieses wurde geschnitten, um den Anschein zu  erwecken, als würde sich der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump weigern, die Hand des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu bei einem Treffen am 26. Juli 2024 zu schütteln. Das Originalmaterial zeigt jedoch, wie sie sich zwei Mal die Hand geben.

„Gerade reingekommen – nach dem Ende des Treffens weigerte sich Trump, Netanjahu die Hand zu schütteln“, lautet die serbische Beschreibung eines kurzen Videos, das am 26. Juli 2024 auf Facebook veröffentlicht wurde. Im Video sieht man, wie der ehemalige US-Präsident und derzeitige republikanische Kandidat für die bevorstehende Wahl im November 2024 bei einer Pressekonferenz aufsteht, um zu gehen. Dadurch kehrt er dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu den Rücken zu. Das Video zeigt auch das Logo des US-amerikanischen Fernsehsenders Sky News.

Das Video wurde mit ähnlichen Behauptungen auf vielen Plattformen geteilt, wie beispielsweise auf Telegram, wo es heißt, „dass Trump sich weigerte, einem Kriegsverbrecher die Hand zu geben“. Zudem wurde das Video auch auf VKontakte und auf X geteilt, sowie in verschiedenen Sprachen wie etwa auf Kroatisch, Englisch, Spanisch und Griechisch.

Gaza wurde durch den nun fast zehn Monate andauernden Krieg verwüstet. Er begann, als am 7. Oktober 2023 hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels eindrangen. Nach israelischen Angaben wurden bei dem Überfall 1197 Menschen getötet – die meisten von ihnen Zivilistinnen und Zivilisten.

Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden mehr als 39.000 Palästinenserinnen und Palästinenser bei der Vergeltungsaktion Israels getötet. Unter den Opfern des Konflikts sind auch Tausende Frauen und Kinder.

 

Screenshots der falschen Beiträge: 29. Juli 2024

 

Während Donald Trump und Benjamin Netanjahu sich am 26. Juli 2024 tatsächlich getroffen haben, zeigt das in sozialen Medien verbreitete Video eine zeitlich viel früher zurückliegende Pressekonferenz – nämlich aus dem Jahr 2017. Außerdem wurde das Video so geschnitten, um den Eindruck zu erwecken, der ehemalige US-Präsident habe den Raum verlassen und den israelischen Regierungschef allein stehen gelassen. In der längeren Version des Videos ist zu sehen, wie sie sich davor die Hand geben, wie sich Trump dann umdreht und wie sie sich dann später noch einmal vor den Kameras die Hände schütteln.

Das Video stammt aus dem Jahr 2017 

Eine umgekehrte Bildsuche mit Ausschnitten aus dem Video führte zu Medienberichten wie diesem aus dem Jahr 2017 mit einem Foto von Trump und Netanjahu, die in einem Raum sitzen. Der ähnelt dem im Video, das in sozialen Medien geteilt wurde. In dem Artikel heißt es, dass sich Trump und Netanjahu in Jerusalem getroffen haben.

Eine erweiterte Websuche nach einem Treffen im Mai 2017 und einem von Sky News ausgestrahlten Video führte zu der längeren Version einer Pressekonferenz vom 22. Mai 2017, in der Donald Trump geht und wieder zurückkommt (hier archiviert). „Donald Trump geht versehentlich weg, als er Netanjahu eigentlich die Hand schütteln sollte – er kehrt dann aber für weitere Fotos zurück“, heißt es in der Beschreibung des Videos auf der Website von Sky News.

In dieser längeren Version schütteln sich Donald Trump und Benjamin Netanjahu die Hände, während sie sitzen. Dann stehen sie auf und Donald Trump geht weg, kommt aber zurück, um Netanjahu vor den Kameras noch einmal die Hand zu schütteln.

Screenshots der Behauptung (links) und Screenshot des richtiggestellten Beitrags (rechts): 29. Juli 2024

CNN hat auch über den Vorfall berichtet.

Krieg im Gazastreifen führt zu Spannungen zwischen Israel und den USA

Am 25. Juli 2024 hielt Netanjahu vor dem US-Kongress eine Rede, bevor er sich mit dem derzeitigen Präsidenten Joe Biden und der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris traf. Die US-Vizepräsidentin Harris sagte, sie habe dem israelischen Premierminister ihre „ernsthafte Besorgnis über das Ausmaß des menschlichen Leids in Gaza, einschließlich des Todes von viel zu vielen unschuldigen Zivilistinnen und Zivilisten, zum Ausdruck gebracht“, wie AFP berichtete.  Nach dem Treffen sagte Harris: „Ich habe meine ernsthafte Besorgnis über die katastrophale humanitäre Lage dort zum Ausdruck gebracht.“

Biden seinerseits führte im Oval Office Gespräche mit Netanjahu und forderte ihn auf, schnell einen Deal über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln „endgültig abzuschließen“ und „den Krieg im Gazastreifen dauerhaft zu beenden“, wie aus einer Mitteilung des Weißen Hauses über das Treffen hervorgeht.

Das Treffen mit Donald Trump am 26. Juli 2024 in Florida verlief deutlich freundlicher. Trump begrüßte Netanjahu und seine Frau Sara, küsste sie auf beide Wangen und reichte dem langjährigen Premierminister die Hand, als sie im Mar-a-Lago-Resort des Republikaners ankamen, wie AFP berichtete (hier archiviert).

Fazit: Trump lehnte es nicht ab, Netanjahu die Hand zu schütteln. Das Video, das dies glauben lässt, wurde so geschnitten, damit dieser Eindruck entsteht. In der ungekürzten Originalversion des Videos geben sich Trump und Netanjahu zwei Mal die Hände.

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Wahlen, USA, Politik

Autor(en): Marion DAUTRY / Lisa-Marie ROZSA / AFP Belgrad

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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