Immer wieder kursieren online aus dem Kontext gerissene Aufnahmen, die explodierende Elektroautos zeigen sollen. Ein aktuell verbreitetes Video soll angeblich die Explosion eines Teslas auf einer Autobahn zeigen. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Clip aus dem Jahr 2013, der den Unfall eines russischen Gastransporters zeigt. Das belegen weitere Aufnahmen der Situation sowie Medienberichte zu dem Vorfall. Das in dem Video zu sehende Auto passt zu keinem bekannten Tesla-Modell.
Dutzende User haben das angebliche Tesla-Video auf Facebook geteilt. Auch auf Twitter wurde der Clip weiterverbreitet. Tausende sahen das Video auf Telegram.
Die Behauptung: Ein Video zeigt ein brennendes Fahrzeug auf einer Autobahn. Mehrere Explosionen sind zu sehen. Dazu schreiben User, Elektroautos seien Zeitbomben, die nur darauf warteten, in die Luft zu gehen. Weiter heißt es: „Ein Tesla hat eine Fehlfunktion auf einem Highway, stoppt, beginnt zu rauchen und es folgen ungefähr 16 Explosionen.“
AFP überprüfte bereits in der Vergangenheit mehrfach Unfälle mit Gasflaschen (hier, hier), die ebenfalls fälschlich als Explosionen von E-Fahrzeugen beschrieben wurden. User behaupteten außerdem, dass eine E-Ladestation mit einem Dieselgenerator versorgt werden müsse oder dass die Schweiz angeblich plane, E-Autos zu verbieten.
Video zeigt Gasexplosion in Russland
Der Ursprung des Videos lässt sich mithilfe einer umgekehrten Videosuche nachvollziehen. Dabei werden Bildausschnitte aus einem Clip genutzt, um mithilfe von Suchmaschinen weitere und möglicherweise ältere Veröffentlichungen eines Videos ausfindig zu machen.
Das Bild erscheint in mehreren Berichten von Online-Medien (hier, hier), sowie einem portugiesischen Faktencheck der Nachrichtenagentur Reuters. Darin heißt es, das Video zeige die Explosion eines Transporters mit Gasflaschen nahe der russischen Hauptstadt Moskau im Jahr 2013. Aus diesem Jahr findet sich auch der Upload eines Youtube-Videos mit verschiedenen Perspektiven auf die Explosionen, darunter auch das aktuell kursierende Video. In der Beschreibung heißt es, zu sehen sei ein mit mehr als 30 Gastanks beladener Lastwagen, der auf der Autobahn verunglückte. Durch den Aufprall hätten sich die Gasflaschen entzündet. Dabei sei aber niemand ums Leben gekommen.
Reuters verweist zudem auf einen russischsprachigen Bericht der Seite „Moscow 24“, in dem der Unfall im Juli 2013 auf der MKAD, der Moskauer Ringautobahn, verortet wird. Eine Stichwortsuche in der russischen Suchmaschine Yandex führte zudem zu einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti datiert auf den 13. Juli 2013. Auch darin heißt es, bei dem Unfall sei niemand ums Leben gekommen. Das Fahrzeug sei mit einem Bus auf dem Moskauer Ring kollidiert.
Die Nachrichtenagentur APA verortete den Aufnahmeort des Videos nahe eines Autobahnkreuzes im Osten von Moskau. Die Angabe passt zu der Umgebung und den im Video zu sehenden Schildern. So ist auf der rechten Fahrbahn ein auffälliges Abfahrtsschild zu erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn ist die Rückseite dreier Schilder zu sehen sowie eine Auffahrt zur Autobahn. Im Hintergrund ist eine Brücke zu erkennen.
Der Youtube-Upload zeigt weitere Perspektiven des Clips und Momente vor dem Unfall. Darin ist eine markante Kombination von Straßenschildern sowie eine Überdachung am Straßenrand zu erkennen, die das Video eindeutig auf der Ringautobahn im Osten von Moskau verortet.
Die Gasflaschen auf dem Transporter sind zudem in verschiedenen Aufnahmen des Unfalls auf Youtube (hier, hier) eindeutig zu erkennen. Eine Dashcam-Aufnahme vom 13. Juli 2013 zeigt, wie der Transporter Momente vor dem Unfall ein weiteres Auto überholt. Auf der Ladefläche sind Gasflaschen zu sehen. An der Seite des Wagens sind die Worte „Promtech Gaz“ zu lesen.
Wie auch die Nachrichtenagentur APA berichtete, handelt es sich bei „Promtech Gaz“ um ein Gasunternehmen nahe Moskau. Auf der Website des Unternehmens heißt es, die Firma biete die Lieferung und Befüllung der Gasflaschen an.
Bei genauem Hinsehen sind im online kursierenden Video immer wieder einzelne Gasflaschen zu sehen, die bei der Explosion durch die Luft fliegen.
Video zeigt keinen Tesla
Das verunglückte Fahrzeug ist online wenige Momente vor der Explosion zu erkennen. Dabei handelt es sich um keinen Tesla, wie in den kursierenden Beiträgen behauptet. Tesla listet seine verfügbaren Modelle online auf. Ein Fahrzeug wie in dem Video ist nicht darunter.
Der US-Elektroautobauer begann erstmals im Dezember 2022 mit der Lieferung eigener LKWs, also etwa neun Jahre nach dem Unfall auf der russischen Autobahn. Der sogenannte „Tesla Semi„, ein batteriebetriebener Lastkraftwagen, hat aber keine Ähnlichkeit mit dem Fahrzeug im Video.
In der auf Youtube zugänglichen Dashcam-Aufnahme des Unfalls heißt es, bei dem Wagen handele es sich um einen Isuzu, eine japanische Automarke. Das gleiche berichtete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Zu diesem Schluss kam auch die Nachrichtenagentur APA und verwies auf die typische Fensterform, Türgriffe und Spiegel des Wagens. Diese entsprächen einem Isuzu NQR Q75 des Baujahres 2007, einem Dieselfahrzeug. Erste elektrische Lastwagen kündigte Isuzu erst 2023 an, lange Zeit nach dem Unfall in Russland.
Tatsächlich stimmt die Form des Isuzu-Models mit den Aufnahmen der Dashcam-Aufnahme überein. Aufnahmen des Models in Blau passen zum Clip.
Fazit: Das Video zeigt keine Explosion eines Teslas. Zu sehen ist ein Unfall auf einer Autobahn nahe Moskau im Jahr 2013. Ein Transporter mit Gasflaschen verursachte damals mehrere Explosionen, wie russische Medien berichteten und wie auf weiteren Aufnahmen des Vorfalls zu sehen ist. Bei dem verunglückten Fahrzeug handelt es sich wahrscheinlich um einen Lastwagen der Marke Isuzu.