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US-Präsidentschäftsbewerber verbreitet falsche Behauptungen

Es ist ein beliebter Verschwörungsmythos: Medien würden im Hintergrund angeblich von einem Geldgeber finanziert, in dessen Interesse darum hörig berichtet werden müsse. Das Anliegen von Journalisten, objektiv zu berichten, soll damit infrage gestellt werden. So heißt es etwa, der Pharmakonzern Pfizer würde 80 Prozent des Gehalts des US-amerikanischen CNN-Moderators Anderson Cooper bezahlen.

Bewertung

Es gibt keinerlei Belege dafür, dass Coopers Gehalt mehrheitlich von Pfizer bezahlt wird – weder direkt noch indirekt.

Fakten

Zuerst verbreitet hat die Behauptung Robert F. Kennedy, der für die Demokraten zur US-Präsidentenwahl 2024 antreten will – Kennedy war in den vergangenen Jahren als Verschwörungstheoretiker vor allem rund um die Corona-Pandemie aufgefallen. Der Neffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy wetterte dabei immer wieder gegen große Pharmaunternehmen.

Die Behauptungen aus dem Facebook-Posting stammen aus Kennedys Antworten in einem Interview mit dem Podcaster und Youtuber Brian Rose, der Corona-Verschwörern gerne eine Plattform bietet.

Im Kanal «London Real» sprach Kennedy am 2. Oktober 2022 unter anderem über CNN-Moderator Anderson Cooper. Pharmaunternehmen hätten die mit Abstand höchsten Werbeausgaben im US-Fernsehen, vor allem in den abendlichen Nachrichtensendungen.

Die größten Werbeausgaben nach Unternehmen im US-Fernsehen stammten 2021 jedoch vom Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble, dem Internet-Riesen Amazon und dem weit verzweigten Multi Berkshire Hathaway, der von Warren Buffet geleitet wird. Nach Sparten lag «Leben und Unterhaltung» mit fast den doppelten Ausgaben der zweitplatzierten Kategorie «Pharma- und Medizinprodukte» vorne.

Kennedy verbreitet unbelegte Behauptungen

Als Beispiel der Macht, die große Pharmaunternehmen durch ihre Werbeausgaben auf die Medien ausüben würden, nannte Kennedy auch Coopers angebliches Jahresgehalt. «Anderson Cooper verdient zwölf Millionen (US-Dollar, Anm.) pro Jahr. Zehn Millionen davon kommen von Pfizer», erklärte Kennedy. Dafür solle der Journalist ungeniert Werbung für Pfizers Produkte machen. Kennedy nannte keine Quellen für seine Behauptung.

Auf Nachfrage von Politifact und Associated Press antwortete Kennedys Kampagnenteam für die Vorwahl zum Präsidentschaftswahlkampf 2024 nahezu deckungsgleich. Seine Aussage sei nicht wörtlich, sondern vielmehr sinnbildlich als Kritik an den hohen TV-Werbeausgaben großer Pharmaunternehmen zu verstehen. Pfizer sei hier als Platzhalter für die gesamte Pharma-Branche genannt worden.

Gegenüber AP hielt Kennedys Team allerdings an der Falschbehauptung fest, 80 Prozent aller Werbeeinnahmen von TV-Sendern kämen von «Big Pharma». Deshalb hätten auch zehn der zwölf Millionen von Coopers Gehalt in der Pharmaindustrie ihren Ursprung. Auf Nachfrage wurde AP keine Quelle für die Statistiken zu TV-Werbeeinnahmen in den USA genannt.

CNN nannte Kennedys Behauptungen gegenüber Politifact «erfunden und falsch». Angaben zum Gehalt Coopers machte der Sender weder gegenüber AP noch Politifact.

Eine Behauptung aus dem Posting erweist sich hingegen als korrekt: Pfizer investierte 2021 in Österreich rund 22,7 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Die Liste «geldwerter Leistungen an medizinische Fachkreise und Institutionen» legte das Unternehmen in seinem Transparenzbericht 2021 offen.

(Stand: 28.6.23)

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Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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