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Höchstwerte sind entscheidend für Hitzeschutzplan

Deutschland hat verglichen mit anderen Ländern auf der Welt übers Jahr gesehen eher niedrige Durchschnittstemperaturen. Mit Blick auf diese Durchschnittswerte verbreiten manche Nutzer sozialer Netzwerke den Eindruck, ein Hitzeschutzplan für Deutschland sei unsinnig. Doch dem liegt ein Denkfehler zugrunde.

Bewertung

Für einen effizienten Hitzeschutz sind die Höchsttemperaturen entscheidend. Die liegen in Deutschland deutlich höher als die durchschnittliche Jahrestemperatur.

Fakten

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am 26. Juni 2023 die Ausarbeitung eines «nationalen Hitzeplans» angekündigt. Damit sollen Kommunen, Pflegeheime und Krankenhäuser Konzepte bekommen, um beispielsweise besonders hitzeanfällige Menschen zu schützen. Dabei geht es auch um die Gestaltung von Grünanlagen, Schattenflächen oder etwa die Installation von Trinkwasserbrunnen in Städten. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die «hitzebedingte Übersterblichkeit» im vergangenen Jahr in Deutschland auf etwa 4500 Personen.

Vor diesem Hintergrund teilt ein Facebook-Nutzer ein Video mit einer «Liste der wärmsten Länder, sortiert nach Temperatur». In dem Video wird langsam auf einer Länder-Liste nach unten gescrollt. Erst sind dabei Hinweise wie «Moment noch…» oder «Kommt gleich…» zu sehen. Dann kommt auf Platz 188 der insgesamt 217 Staaten auch Deutschland ins Bild. Mit einem Pfeil auf diesen Platz 188 wird (bei Sekunde 28) der Satz «Das hier macht jetzt einen Hitzeschutzplan» eingeblendet. «Hirnlos» nennt der Nutzer dies.

An der Spitze der von Wikipedia übernommenen Liste «Staaten und abhängige Gebiete nach Durchschnittstemperatur» rangieren die westafrikanischen Länder Burkina Faso, Mali und Senegal mit Durchschnittstemperaturen zwischen 30,01 und 29,63 Grad Celsius im Jahr 2021. Für Deutschland auf Platz 188 wird eine Durchschnittstemperatur von 9,49 Grad angegeben. Die letzten drei Positionen 215 bis 217 nehmen Russland, Kanada und Grönland mit Durchschnittstemperaturen zwischen -3,64 und -17,56 Grad ein.

Entscheidend sind die Höchsttemperaturen

Das Ministerium selbst verweist auf die Gefahr von Hitzewellen. Trotz moderater Jahres-Durchschnittswerte kann es nämlich zu extremen Temperaturen kommen, die Mensch und Natur stark belasten. Dagegen soll ein Hitzeschutzplan helfen.

Die Jahresdurchschnittstemperatur wird, wie der Bundesverband Geothermie erläutert, aus dem Durchschnitt der zwölf Monatsmitteltemperaturen eines Jahres errechnet. Jeder Monatsdurchschnitt wiederum wird aus dem Durchschnitt der Tagesmitteltemperaturen errechnet. Diese wiederum ergeben sich aus den zu jeder vollen Stunde gemessenen, addierten und durch 24 geteilten Temperaturwerten des Tages.

So entsteht für Deutschland – wo die Nächte kühler sind als die Tage und die Winter kälter als die Sommer – eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 9,49 Grad. Dagegen beträgt sie 30,01 Grad in Burkina Faso – wo die Nächte nicht viel kälter sind als die Tage und die Tagestemperaturen über das Jahr hinweg nur gering schwanken.

Nicht die Durchschnittstemperaturen, sondern die Extremtemperaturen in einem Land sind bei Überlegungen zum Hitzeschutz von Bedeutung. Also die Frage, wie hoch an einzelnen Tagen Temperaturen in einem Land werden können – und wie häufig solche Extremtemperaturen auftreten können.

Extreme Hitze im durchschnittlich kühlen Kanada

Im durchschnittlich so kühlen Kanada hat es im Laufe der Jahre immer wieder sommerliche Temperaturen um die 40 Grad Celsius gegeben: Im Ort Lytton (British Columbia) wurden im Juni 2021 sogar 49,6 Grad gemessen.

Für Deutschland liegt der Hitzerekord laut Deutschem Wetterdienst (DWD) offiziell derzeit bei 41,2 Grad, die im Juli 2019 in Duisburg und Tönisvorst gemessen wurden. Damit ist Deutschland von dem 1984 für Burkina Faso gemessenen Hitzerekord von 47,2 Grad gar nicht so weit entfernt. Der DWD äußert sich in einem anderen Papier zur grundsätzlichen Problematik solcher Messungen.

Immer mehr heiße Tage, auch Durchschnitt steigt

Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in Deutschland zwischen 1881 und 2021 um 1,7 Grad gestiegen. Seit 1997 waren diesen Angaben zufolge die Sommer besonders warm. Am wärmsten war der Sommer 2003, gefolgt von den Sommern der Jahre 2018, 2019 und 2022.

Die fünf wärmsten Jahre seit 1881 sind allesamt nach dem Jahr 2000 aufgetreten. Die Zahl der «heißen Tage» mit einer Temperatur von mehr als 30 Grad hat sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes seit den 1950er Jahren auf derzeit durchschnittlich neun Tage pro Jahr verdreifacht. Es wird also nicht nur wärmer in Deutschland, auch die Zahl der heißen Tage nimmt zu.

(Stand: 6.7.2023)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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