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Dieses Video zeigt keinen Angriff auf schwedische Polizisten, sondern einen Filmdreh in Nordirland

Im Netz werden immer wieder Videos im falschen Kontext verbreitet. Zuletzt teilten Nutzer einen Clip, der zeigt, wie angeblich ein Polizeiauto mit Brandsätzen attackiert wird. Laut Beschreibung sollen die Aufnahmen aus Schweden stammen. Das stimmt jedoch nicht. Das Video wurde bei einem Filmdreh in Nordirland aufgenommen, wie verschiedene Zeitungsartikel und Videos beweisen.

„Ein kleiner Vorgeschmack, wie in Schweden, so auch bald hier“, schrieb ein Nutzer zu einem Video auf Facebook. In dem Clip werden mehrere Brandsätze auf ein Polizeiauto geworfen. Ein Beamter springt aus dem Wagen, wälzt sich brennend auf dem Boden. Passanten und die vermeintlichen Täter rennen davon. In den Kommentaren bringen die Nutzer den angeblichen Anschlag mit Gewalt von Migranten und „bewaffneten und aggressiven Flüchtlingen“ in dem skandinavischen Land in Verbindung.

Das Video wurde mit ähnlichem Kontext auch auf Telegram und X (ehemals Twitter) geteilt.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 10. Oktober 2023

Das Video stammt jedoch nicht aus Schweden, sondern Großbritannien. Die Aufnahme wurden an einem Filmset für die BBC-Dramaserie „Bloodlands“ in der nordirischen Kleinstadt Ballyclare gemacht.

Einen ersten Hinweis, dass es sich nicht um einen Angriff auf schwedische Polizisten handelt, gibt das Polizeiauto. Auf dem Fahrzeug steht das englische Wort „Police“. Schwedische Polizeiwagen tragen jedoch die schwedische Aufschrift „Polis“.

Eine umgekehrte Bildersuche mit Standbildern des Clips führte zu einem Youtube-Video (hier archiviert) aus dem Februar 2020. Dieses Video startet um etwa 15 Sekunden früher als das auf Facebook. Dadurch ist zu sehen, dass die Beteiligten zunächst ruhig stehen und erst nach einem laut gerufenen „action“ die vermeintlichen Brandbomben werfen und losrennen. In den Kommentaren erwähnt ein Nutzer die BBC-Serie „Bloodlands“.

Eine Stichwortsuche bei Google nach den Begriffen „bloodlands police car fire“ führt zu Artikeln in einer überregionalen Zeitung (hier archiviert) und zwei Lokalzeitungen (hier archiviert), die über ein Filmdreh (hier archiviert) in der nordirischen Kleinstadt Ballyclare berichten.

Den genauen Standort des Filmdrehs in der Ballynure Road in Ballyclare konnte AFP mit einer Geolokalisierung auf Google Streetview finden. So sind dort wie im Video am linken Bildrand ein niedriges Geländer, eine Straßenlampe und eine Hecke zu sehen. Auch die Bäume auf der rechten Straßenseite sind zu erkennen.

Der Filmdreh ist aus einer anderen Perspektive auch auf einem Video (hier archiviert) zu sehen, das von einer lokalen Gruppe am 20. Januar 2020 auf Facebook gepostet wurde. Dazu wurde geschrieben: „Ich habe mich gefreut, James Nesbitt (den Hauptdarsteller der Serie, Anm. d. Red.) und die BBC heute in Ballyclare begrüßen zu dürfen. Es war so aufregend, einen Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten zu einem erstklassigen Drama zu werfen.“

Das Video des Filmdrehs, hochgeladen im Januar 2020. Screenshot vom Facebook vom 10. Oktober 2023

Die Serie „Bloodlands“ ist ein düsteres TV-Drama, in der ein Polizeiermittler versucht, einem Entführer auf die Spur zu kommen. Die fragliche Szene, in der die Polizisten angegriffen werden, ist später in der ersten Folge der ersten Staffel der Serie zu sehen. Aus einer Zusammenfassung der Serie geht hervor, dass „zwei junge Männer Benzinbomben auf einen Streifenwagen werfen“. Ein Ausschnitt der Szene wird auch im Trailer der Serie verwendet. Eine Anfrage von AFP bei der Produktionsfirma blieb unbeantwortet.

In Schweden, dem Land, in dem das Video angeblich aufgenommen worden sein soll, gibt es tatsächlich seit Jahren ein Problem mit Bandenkriminalität. So sind allein im September 2023 18 Menschen bei Kämpfen von Gangs getötet worden.

Fazit: Ein Video, in dem angeblich schwedische Polizisten mit Brandbomben attackiert werden, stammt nicht aus Schweden, sondern ist ein Filmdreh in Nordirland. Dies konnte AFP anhand von Zeitungsartikeln und anderen Videos nachweisen.

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Autor(en): Till EICHENAUER / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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