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Unbelegte Vorwürfe gegen Stiftung der ukrainischen First Lady

Im September 2022 gab die ukrainische First Lady Olena Selenska die Gründung einer Stiftung bekannt. Diese setzt sich für vom Krieg betroffene Kinder ein. In einem Ende Januar 2024 geteilten Facebook-Post und einem zugehörigen Blog-Artikel wird behauptet, die Stiftung würde Kinder aus der Ukraine unter anderem nach Deutschland, Großbritannien und Frankreich bringen, um sie an Pädophile zu vermitteln. Doch der angebliche Gewährsmann für die Gerüchte ist selbst suspekt.

Bewertung

Weder Facebook-Post noch Artikel liefern Beweise für die Behauptung. Ursprung der Gerüchte ist ein völlig unbekannter, maskierter Mann mit unbewiesenen Anschuldigungen.

Fakten

Sowohl im Facebook-Post als auch im verlinkten Blog-Artikel steht mitten im Text das Überbleibsel eines englischen Satzes: «According to a sensational confession from a». Es wirkt so, als sei der Text ungenau aus einem Übersetzungstool kopiert worden.

Sucht man nach den englischen Worten bei Google, stößt man auf einen Artikel der indischen Nachrichtenseite «Mid-Day» vom 7. November 2023. Doch es gibt noch ältere Varianten: Wie bulgarische Faktenchecker recherchierten, wurde die Geschichte bereits am 3. November 2023 auf der französischsprachigen Seite «Senenews» verbreitet.

Die angeblich «komplexe Untersuchung» beruht auf einem bei Youtube verbreiteten Video, das inzwischen von der Plattform entfernt wurde, da es gegen die Richtlinien zu Belästigung und Mobbing verstieß. In einer archivierten Fassung sieht man einen vermummten Mann, der behauptet, für die Olena-Selenska-Stiftung zu arbeiten.

Der vermeintliche Insider zeigt einen angeblichen Mitarbeiterausweis. Im Netz finden sich jedoch keine weiteren derartigen Schriftstücke. Auch die darauf angegebene Position des «Pathway coordinator» lässt sich mit einer Google-Suche auf der Seite der Stiftung nicht finden. Das Logo der Stiftung ist frei verfügbar, eine Fälschung lässt sich also leicht herstellen.

Immer wieder werden in sozialen Netzwerken unbelegte Pädophilie-Vorwürfe gegen Prominente und Organisationen erhoben. Die Deutsche Presse-Agentur hat mehrere derartige Falschbehauptungen geprüft: So wurde dem US-Schauspieler Mel Gibson eine erfundene Aussage über einen Pädophilenring im Hollywood zugeschrieben. Und das Weltwirtschaftsforum wurde zu Unrecht verdächtigt, eine Entkriminalisierung in diesem Kontext zu fordern.

(Stand: 19.2.2024)

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Politik, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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