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Militärkolonne auf Autobahn fuhr nach Bayern, nicht «Richtung Russland»

Ein großer Konvoi militärischer Fahrzeuge ist nicht oft in Deutschland zu sehen – und kann in Zeiten des russischen Angriffs auf die Ukraine beängstigend wirken. Solch eine Kolonne wurde kürzlich in einem Video festgehalten, das in den sozialen Medien landete. Darin filmt eine Person aus einem Fahrzeug auf der linken Spur offenbar auf einer Autobahn rund ein Dutzend Militärfahrzeuge, die auf der rechten Spur fahren. «Wir sind heute am 26. Februar 2024 Richtung Bautzen auf der Autobahn von Berlin und wir stellen fest, dass Parkplätze überfüllt sind mit Militärgerät und Militärfahrzeugen», sagt ein Sprecher im Video. Als Beschreibung steht auf dem Clip: «Deutsche Soldaten nichts Dazu Gelernt. Wieder Auf den Weg Richtung Russland !» (Schreibweise im Original). Doch das ist nicht korrekt.

Bewertung

In dem genannten Zeitraum und auf der erwähnten Autobahn war ein Bundeswehr-Konvoi unterwegs zu einer Übung in Bayern, wie Angaben der Bundeswehr zeigen. Noch bis Mai findet in Deutschland und Europa mehrere Nato-Übungen statt.

Fakten

Der genaue Ort, an dem das Video der Militärkolonne aufgenommen wurde, lässt sich lokalisieren: Der Sprecher im Video sagt, er sei auf der Autobahn von Berlin Richtung Bautzen unterwegs. Im Verlauf des Videos erwähnt er den sächsischen Ort Radeburg, als er ein braun-weißes Tourismus-Hinweisschild passiert (Sekunde 27).

Dieses Schild steht an der Autobahn A13 zwischen Berlin und Dresden in der Nähe der Ortschaft Zschorna. Im Video ist später (Minute 1:03) ein weiteres Schild zu sehen, das etwa einen Kilometer weiter südlich auf die «Manufaktur Meissen» hinweist. Die gezeigte Kolonne fährt also im Video in Sachsen auf der Autobahn 13 Richtung Süden auf Dresden zu.

Nato-Großmanöver «Steadfast Defender»

Außerdem sagt der Sprecher im Video, dass es am 26. Februar aufgenommen worden sei. Dazu passt eine Meldung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, wonach am 26. und 27. Februar etwa 130 Fahrzeuge von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen nach Bayern unterwegs gewesen seien. «Die Fahrt ist Teil von #Quadriga24 und der NATO-Übung #SteadfastDefender24», teilte das Territoriale Führungskommando auf der Plattform X (vormals Twitter) mit.

Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass ein Teil der Kolonne, das in Mecklenburg-Vorpommern stationierte Jägerbataillon 413, dabei tatsächlich die A13 nutzte. In einer weiteren Version des Videos ist auch das Abzeichen der Panzerbrigade 21 zu erkennen, zu der das Jägerbataillon gehört. Es ist zwar nicht völlig sicher, dass das Video die Fahrzeuge dieses Bataillons zeigt. Insgesamt stimmen hier aber Ort und Datum der Fahrt überein.

Die Fahrzeuge seien laut Bundeswehr auf dem Weg zum Truppenübungsplatz Hohenfels in Bayern gewesen. «Nach Abschluss der Übung Ende März werden die Fahrzeuge wieder zurück nach Mecklenburg-Vorpommern fahren», teilte der Sprecher des Territorialen Führungskommandos mit. Der im Video gezeigte Militärkonvoi fuhr also zu einer Übung nach Bayern, nicht «Richtung Russland».

Über die Übung auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels in der Oberpfalz hatte die Bundeswehr zuvor bereits informiert. Auch Medien oder etwa der ADAC hatten zuvor gemeldet, dass Truppen auf den Straßen unterwegs sein werden. Die Übung dient laut Bundeswehr dazu, die Zusammenarbeit mit US-Soldaten bei der Landes- und Bündnisverteidigung zu trainieren. Das Militärgelände Hohenfels wird von der US-Armee genutzt und verwaltet.

Das Manöver auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels trägt den Namen «Allied Spirit» (etwa: «Verbündeter Geist») und ist Teil mehrerer Großübungen der Bundeswehr in Deutschland unter dem Namen «Quadriga 2024». Sie gehen über etwa fünf Monate. Es ist laut Bundeswehr die größte Übung deutscher Landstreitkräfte seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.

Zudem ist «Quadriga» die deutsche Beteiligung an dem Nato-Großmanöver «Steadfast Defender» (etwa: «Standhafter Verteidiger»). Im Bündnis werden dazu von Januar bis Mai rund 90 000 Soldaten mobilisiert. Es ist die größte Nato-Übungsserie seit Jahrzehnten. Sie soll nach Angaben der Nato dazu dienen zu demonstrieren, dass das Bündnis bereit und gewillt ist, das Territorium ihrer Mitgliedsländer zu verteidigen.

(Stand: 18.3.2024)

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Politik, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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