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Wahlergebnis kam erst nach Mülltonnenbrand in Bobigny

Viele Franzosen waren mit dem Ergebnis der ersten Runde der Parlamentswahl unzufrieden. Doch stand deshalb «nach Bekanntgabe der vorläufigen Ergebnisse der Wahlen (…) der Pariser Vorort Bobigny bereits in Flammen, verursacht durch die Antifa», wie es ein Internet-Nutzer behauptet? Er zeigt dazu ein Video, das ein Feuer an einem nicht näher bezeichneten Ort in einem Wohnviertel von Bobigny zeigen soll.

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Es gab am Wahlsonntag einen Brand in Bobigny, doch der brach Stunden vor der Bekanntgabe der ersten Wahlergebnisse aus, wie die zuständige Präfektur von Seine-Saint-Denis mitteilte und verschiedene Aufnahmen belegen. Die Behörden haben jeden Bezug zur Wahl ausgeschlossen.

Fakten

Videos von dem Feuer begannen sich in den sozialen Netzwerken am Sonntag, dem 30. Juni, zu verbreiten, dem Tag der vorgezogenen Neuwahl des französischen Parlaments.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat den Brand in der Avenue de l’Hôtel de Ville in Bobigny lokalisiert. Auf Google Maps erkennt man den Eckladen mit der roten Reklame im Erdgeschoss eines braun-weißen Wohnblocks. Rechts sind die Wohntürme, der Rasen und der weiße Zaun identifizierbar. Das Feuer dürfte am Abstellplatz der Müllcontainer vor dem Hochhaus ausgebrochen sein. Das Video eines französischen Journalisten zeigt den Ort aus anderer Perspektive.

Jedenfalls hat der Brand nichts mit dem Wahlergebnis zu tun. Der Präfekt von Seine-Saint-Denis dementierte jeden Zusammenhang. «Ein Video eines Brandes in #Bobigny verbreitet sich gegenwärtig in den sozialen Netzwerken. Dieser Brand brach um 17.30 Uhr aus und hängt deshalb in keiner Weise mit den Wahlergebnissen zusammen», betonte er in einer Mitteilung am Wahlabend. Feuerwehr und Polizei antworteten zunächst nicht auf Anfragen der dpa.

Aber andere Fotos und Belege in den sozialen Netzwerken zeigen, dass der Brand gegen 17.30 Uhr ausbrach, als die Wahllokale noch geöffnet waren. Dazu gehört der Tweet des oben genannten Reporters des Nachrichtensenders BFMTV.

In Frankreich schreibt das Wahlgesetz vom 19. Juli 1977 vor, dass Zeitungen, Radio- und Fernsehsender keine Auszählungsergebnisse oder Nachwahlbefragungen vor Schließung Wahllokale verbreiten dürfen. Vor 20.00 Uhr gab es dort deshalb keine Ergebnis-Berichterstattung.

Wo die Falschnachricht herkam

Nach Angaben des Sender TF1 verbreitete sich das falsche Gerücht über Bobigny am Abend des 30. Juni zuerst bei «Frontières», einem einflussreichen Portal in rechtsextremen Kreisen mit mehr als 140 000 Abonnenten auf X. Zwar wurde die Veröffentlichung anschließend gelöscht, doch finden sich archivierte Spuren.

Die Behauptung wurde anschließend von Rechtsextremen und auch dem früheren politischen Berater von RN-Chefin Marine Le Pen, Bruno Attal, geteilt

(Stand: 3.7.2024)

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Wahlen, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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