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Nein, Samsung hat das Olympia-Sponsoring nach der Eröffnungsfeier nicht eingestellt

Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris am 26. Juli 2024 rief neben Lob für den Erfindungsreichtum auch Kritik und Falschinformationen hervor. Einige Leute sahen in einem Teil der Zeremonie, bei dem unter anderem Drag Queens hinter einem Banketttisch zu sehen waren, eine Parodie auf das letzte Abendmahl von Jesus Christus nach der Bibel. Userinnen und User behaupteten fälschlich, Samsung habe als Reaktion darauf eine Milliarde Dollar an Sponsorengeldern zurückgezogen. Die Aussage ist jedoch falsch, wie der Technik-Konzern gegenüber AFP bestätigte. Sie stammt ursprünglich von einer satirischen Website.

„Samsung steigt aus 1-Milliarden-Dollar-Werbekampagne zu den Olympischen Spielen aus“, schrieb ein Nutzer am 31. Juli 2024 auf X und teilte ein Bild einer Person, die bei einer Szene der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele namens „Festivity“ zu sehen ist. Daneben ist das Logo von Samsung abgebildet. Auch auf Facebook kursierte die Falschbehauptung.

In anderen Sprachen wie Englisch, FranzösischSpanisch und Ungarisch wurde die falsche Aussage ebenfalls veröffentlicht. „Der Hauptunterstützer der Olympischen Spiele tritt wegen Schändung des Christentums zurück!“, hieß es etwa in diesem Beitrag auf Ungarisch.

Screenshot der Behauptung auf X: 7. August 2024

Zahlreiche Beiträge mit der Behauptung wurden auch von einer Fotomontage begleitet, die aus zwei Bildern besteht. Eines zeigt ein Gebäude mit dem Samsung-Logo darauf. Das andere zeigt einen größeren Ausschnitt mit mehreren Personen von der „Festivity“-Szene der Olympia-Eröffnungsfeier.

Die Posts implizieren stets, dass das südkoreanische Unternehmen wegen dieses Ausschnitts der Zeremonie eine Milliarde Dollar an Sponsorengeldern zurückgezogen habe.

Falschbehauptung auf Ungarisch auf Facebook (links) und auf Französisch auf X (rechts), Screenshots: 1. August 2024

Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris stand unter Beschuss von konservativen Politikern und Gläubigen auf der ganzen Welt. Im Mittelpunkt der Kontroverse stand eine Szene mit dem Titel „Festivity“, die mehrere Menschen zeigte, die hinter einem großen Banketttisch aufgereiht waren – darunter mehrere Drag Queens. Dies wurde von einigen als Parodie auf das letzte Abendmahl gewertet, das laut Bibel das letzte Mahl Jesus Christus mit seinen zwölf Aposteln war.

Wie Thomas Jolly, der künstlerische Leiter der Eröffnungsfeier, jedoch betonte, bezog sich die Szene auf die Götter des Olymps. Der französische Schauspieler und Sänger Philippe Katerine, dessen Körper ganz mit blauer Farbe bemalt war, spielte die Rolle des Gottes des Weines, Dionysos.

In Frankreich hingegen beklagte die Bischofskonferenz am Tag nach der Zeremonie „Szenen des Spotts und der Verhöhnung des Christentums“. Der ehemalige US-Präsident und derzeitige republikanische Kandidat für die nächste Präsidentschaftswahl, Donald Trump, bezeichnete die Zeremonie als „Schande“.

Vor diesem Hintergrund tauchte die Falschbehauptung auf, der südkoreanische Technologie-Konzern Samsung – ein globaler Partner der Olympischen Spiele –, habe sein Sponsoring nach der Show gebremst.

„Sie sind aufgewacht“

In zahlreichen Versionen tragen die Behauptungen eine Bildunterschrift in englischer Sprache: „Samsung zieht 1 Milliarde Dollar Sponsoring von den Olympischen Spielen in Paris zurück“, heißt es dort. Danach findet sich meist der Zusatz „They’ve gone woke“ oder „Woke Agenda“. In deutschen Postings wird diese Passage meist wörtlich mit „Sie sind aufgewacht“ übersetzt.

Der Ausdruck „Woke“ bezieht sich auf „Wokeness“ (vom englischen Verb „to wake up“). Der Begriff wird heutzutage umgangssprachlich hauptsächlich genutzt, um die Aufmerksamkeit (Wachsamkeit) und Sensibilität gegenüber Menschen aus Minderheiten sowie Situationen der Diskriminierung zu beschreiben. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Themen wie Rassismus, Sexismus und ähnlichen Diskriminierungsformen.

Vor allem in konservativen Kreisen wird die Bewegung abgelehnt. Sie sehen darin häufig eine Bedrohung für bestimmte traditionelle Werte und sogar für die Gesellschaft als Ganzes. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán etwa spricht oft in einem negativen Kontext darüber.

Artikel einer satirischen Website

Eine Stichwortsuche mit der Behauptung auf Englisch führte AFP zu einem Artikel der Website „SpaceXMania“ (hier und hier archiviert).

Der Beitrag trägt den Titel „Samsung zieht 1 Milliarde US-Dollar Sponsoring von den Olympischen Spielen in Paris zurück, ‚Woke Agenda'“. Das entspricht der Bildunterschrift der Fotomontage, die Userinnen und User mit der Falschbehauptung vielfach in sozialen Medien teilten. Auch die Illustration in dem Artikel ist mit der Fotomontage identisch, die in sozialen Netzwerken kursiert. Das deutet darauf hin, dass es sich dabei um einen Screenshot handelt, der von derselben Website aufgenommen wurde.

„SpaceXMania“ ist jedoch eine satirische Seite, die sich selbst als ein Team von „in New York ansässigen Autorinnen und Redakteuren“ beschreibt, dessen Mission es sei, „Ihnen die frischesten Fake News, einige freche Analysen und eine gesunde Dosis Satire zu bringen“. Das Wort „Satire“, im Bild unten gelb umrandet, ist in der oberen linken Ecke des Artikels zu sehen:

Screenshot der „SpaceXMania“-Website vom 30. Juli 2024, gelbe Hervorhebung durch AFP

Manche Postings beinhalten Screenshots eines anderen Artikels mit demselben Inhalt. Die Kennzeichnung als Satire fehlt darin allerdings.

Auf Anfrage von AFP am 1. August 2024 bestätigte Samsung, dass die in sozialen Medien geteilte Aussage „falsch“ und Samsung „immer noch ein Partner von Paris 2024“ sei. „Wir haben an der Eröffnungsfeier mit unseren Smartphones auf den Booten teilgenommen und bleiben unseren Verpflichtungen gegenüber dem IOC [Internationales Olympisches Komitee, Anm. d. Red.] bis Los Angeles im Jahr 2028 treu“, fügte das Unternehmen hinzu.

Seit der Eröffnungsfeier hat Samsung, das laut IOC seit 1998 weltweiter Partner der Olympischen Spiele ist, weiterhin seine Loyalität gegenüber dem Wettbewerb unter Beweis gestellt.

Das Unternehmen kommuniziert nach wie vor über die Olympischen Spiele, insbesondere durch das „Sieges-Selfie“.  Hierbei handelt es sich um eine von Samsung unterstützte Initiative, die Medaillengewinnerinnen und -gewinner einlädt, den Platz am Podium „aus ihrer eigenen Sicht“ zu verewigen, indem sie ein Selfie mit einem Telefon der „Olympic Edition“ der Marke machen. Das wird allen Athletinnen und Athleten angeboten, die an den Spielen in Paris teilnehmen.

Samsung veröffentlichte am 29. Juli 2024, einige Tage nach der Zeremonie, eine Pressemitteilung zu diesen Selfies. Darüber hinaus werden diese Fotos der Athletinnen und Athleten in sozialen Netzwerken weiterhin von Samsung sowie den Olympischen Spielen verbreitet, wie in diesem Posting vom 31. Juli 2024 auf X zu sehen ist.

 

Screenshot einer Veröffentlichung auf X von Samsung Mobile vom 31. Juli 2024, aufgenommen am 31. Juli 2024

 

Ein kleines amerikanisches Telekommunikationsunternehmen, C-Spire, das weder Sponsor noch Partner ist, hat auf seinem X-Account jedoch angekündigt, dass es seine Werbung während der Olympischen Spiele wegen der Zeremonie zurückzieht.

AFP hat bereits andere Falschbehauptungen zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris überprüft.

Fazit: Userinnen und User behaupteten fälschlich, Samsung habe als Reaktion auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris 2024 eine Milliarde Dollar an Sponsorengeldern zurückgezogen. Die Aussage ist jedoch falsch, wie der Technik-Konzern gegenüber AFP bestätigte. Sie wurde ursprünglich von einer satirischen Website aufgestellt.

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Olympische Spiele 2024, Wirtschaft

Autor(en): Katharina ZWINS / Océane CAILLAT / AFP Frankreich

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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