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Angebliches BBC-Video über Ehemann von Harris ist gefälscht

Seit Kamala Harris angekündigt hat, für die Demokraten als Präsidentin der USA zu kandidieren, ist sie der Welt noch bekannter als zuvor. Auch ihr Ehemann Douglas Emhoff steht jetzt im Rampenlicht. In den sozialen Medien kursiert die Behauptung, enge Verwandte von Emhoff seien Aktionäre des «größten» Herstellers von Pubertätsblockern. Die Posts stützen sich auf ein Video, das angeblich von der britischen BBC veröffentlicht wurde. Stimmt das?Bewertung

Nein, das Video ist gefälscht, es findet sich nicht auf den Kanälen der BBC. Es gibt zudem keine Hinweise, dass Verwandte von Douglas Emhoff bedeutend an der Pharmafirma «AbbVie» beteiligt sind.

Fakten

Das Video ist nicht auf den offiziellen BBC-Seiten in den sozialen Medien zu finden. Zwar nutzt das Video einzelne Gestaltungselemente klassischer BBC-Videos. Wenn man die Sequenzen jedoch mit den üblichen Videos auf den Kanälen der BBC vergleicht, fällt auf, dass das Logo nie am Anfang gezeigt wird. Videos haben zudem überwiegend einen Voice-over-Kommentar oder sichtbaren Reporter und keine Hintergrundmusik. In dem verbreiteten Video ist statt einer Stimme Musik zu hören.

Im Video heißt es, dass die Familie von Douglas Emhoff, dem Ehemann von Kamala Harris, angeblich an AbbVie beteiligt ist. Die Firma ist eines der größten Pharmaunternehmen der Welt und Hersteller des Medikaments Lupron Depot, das die Pubertät blockiert. Es kann bei Kindern im Alter von acht bis neun Jahren zur Behandlung einer vorzeitigen Pubertät eingesetzt werden. Sie tritt schätzungsweise bei einem von 5.000 bis 10.000 Mädchen auf, bei Jungen seltener.

Medikament wird hauptsächlich bei verfrühter Pubertät verschrieben

In dem Video wird behauptet, Lupron Depot werde hauptsächlich bei Genderdysphorie eingesetzt, also bei einer Diskrepanz zwischen der Geschlechtsidentität einer Person und ihrem biologischen Geschlecht. In den Informationen zu dem Medikament auf der AbbVie-Website wird eine solche Verwendung aber nicht erwähnt.

Ähnliche Medikamente können bei einer frühzeitigen Genderdysphorie jedoch tatsächlich verschrieben werden können. Der Einsatz solcher Medikamente bei Minderjährigen ist umstritten, in Großbritannien sollen sie in diesem Fall nur in Ausnahmefällen verschrieben werden.

Im Jahr 2021 kündigte der texanische Generalstaatsanwalt Kevin Paxton eine Untersuchung gegen AbbVie und mehrere andere Unternehmen an, die im Verdacht stehen, Pubertätsblocker als Behandlung für Teenager mit Genderdysphorie zu bewerben, die bereits in die Pubertät eingetreten sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden aber noch nicht veröffentlicht (Stand: 24. September 2024).

Eine weitere Behauptung aus dem Video lautet, die Einnahme von Lupron Depot würde angeblich zu Unfruchtbarkeit führen. Anders als in dem Video behauptet, verursacht das Medikament nicht automatisch Unfruchtbarkeit. Laut der FDA «könne» das Medikament die Fruchtbarkeit «verringern». Der Hintergrund: Versuche bei Ratten haben gezeigt, dass die Einnahme des Medikaments eine kurzzeitige «Unterdrückung der Fortpflanzungsfunktion» zur Folge haben kann. Nach dem Ende der Behandlung war diese aber wieder hergestellt. Die FDA nennt als mögliche unerwünschte Wirkungen hauptsächlich Hautreaktionen, Unwohlsein, Bluthochdruck und Stimmungsschwankungen.

Keine Hinweise auf Beteiligung an Pharmaunternehmen

Nach amerikanischem Recht ist AbbVie verpflichtet, Daten über Investoren offenzulegen, die mehr als fünf Prozent seiner Aktien besitzen. Der Jahresbericht für 2023 weist zwei solche Aktionäre aus: die Investmentgesellschaften The Vanguard Group (derzeit 9,66 Prozent) und BlackRock (derzeit 6,02 Prozent).

Es lassen sich keine Belege dafür finden, dass Emhoff’s Familie an AbbVie beteiligt ist. Laut Unterlagen, die vom Weißen Haus veröffentlicht wurden, bevorzugen Kamala Harris und Douglas Emhoff weniger riskante Wertpapiere, vor allem börsengehandelte Fonds (ETFs) statt Aktien.

Harris wurde als Staatsanwältin Interessenkonflikt vorgeworfen

Schließlich erinnert das Video an einen Fall aus dem Jahr 2015, in dem Kamala Harris Interessenkonflikte vorgeworfen wurden. Als Generalstaatsanwältin in Kalifornien weigerte sich Harris damals, gegen das Unternehmen Herbalife wegen betrügerischer Marketingmaßnahmen zu ermitteln. Die Firma wurde von der Anwaltskanzlei Venable verteidigt, in der Douglas Emhoff arbeitete.

Emhoff trat 2006 in die Kanzlei ein, erhielt eine Firmenbeteiligung und wurde einige Jahre später Geschäftsführer der Büros in Los Angeles und San Francisco. Emhoff war selbst jedoch nicht an der Verteidigung von Herbalife beteiligt, dennoch sind die Gründe, warum Kamala Harris keine Ermittlungen gegen Herbalife einleitete, bis heute unklar.

(Stand: 24.9.2024)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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