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Aussagen von Generalmajor zu Taurus falsch wiedergegeben

Seit langem wird in Deutschland über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine heftig debattiert. Im Internet kursiert nun die Behauptung, dass Bundeswehr-Generalmajor Christian Freuding in einem ZDF-Interview die Lieferung bestätigt habe. Kann das sein?

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Diese Behauptung ist falsch. Freuding sprach in dem Interview davon, dass Deutschland die Ukraine bei der Finanzierung weitreichender Raketen unterstützen werde. Dabei ging es nicht um Waffen vom Typ Taurus.

Fakten

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen eine russische Invasion. Ihr fehlen dabei vor allem weitreichende Waffen zur Zerstörung strategisch wichtiger Militäranlagen im russischen Hinterland und der russischen Kriegslogistik. Aus den USA bekam die Ukraine bisher ATACMS-Raketen, Großbritannien und Frankreich lieferten die Marschflugkörper Storm Shadow/Scalp.

Der Taurus ist einer der modernsten Flugkörper der deutschen Luftwaffe. Er hat eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Um ihn abzufeuern, müssen Piloten nicht in den feindlichen Luftraum eindringen.

Der frühere Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Taurus-Lieferungen an die Ukraine jedoch aus der Sorge heraus abgelehnt, Deutschland zu einer Kriegspartei zu machen. Am 14. März 2024 scheiterte die Unionsfraktion mit ihrem Antrag zur Lieferung des Marschflugkörpers Taurus an die Ukraine im Bundestag. Die Union war damals noch in der Opposition. Als Bundeskanzler schließt Friedrich Merz (CDU) die Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nicht aus – bisher allerdings lediglich als Option.

Interview falsch wiedergegeben

Bundeswehr-Generalmajor Christian Freuding war am 11. Juli 2025 im «heute journal» im ZDF zu sehen (ab Minute 13:20). In dem Interview äußerte er sich jedoch nicht zum Thema Taurus. Er antwortete auf die Fragen von Moderatorin Dunja Hayali lediglich zweimal: «Zu Taurus ist alles gesagt.»

Freudings Aussagen zu weitreichenden Waffensystemen bezogen sich auf eine neue Vereinbarung zwischen dem ukrainischen Verteidigungsministerium und der dortigen Industrie. Bereits Ende Juli sollen die ersten Waffensysteme aus dieser Produktion ausgeliefert werden. Deutschland finanziere das, sagte Freuding. «Das wird die ukrainische Luftverteidigung, die ukrainischen Fähigkeiten massiv verstärken in den nächsten Wochen und Monaten», ergänzte er. Eine solche Unterstützung hatte Merz bereits Ende Mai angekündigt.

Über Rüstungsexporte entscheidet in Deutschland die Bundesregierung. Dass ein Generalmajor in einem Interview nebenbei Taurus-Lieferungen an die Ukraine bestätigen würde – wie im Internet behauptet – ist sehr unrealistisch. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass eine solche Aussage nicht von anderen Medien aufgegriffen würde, wie der Beitrag suggeriert.

(Stand: 31.7.2025)

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Politik, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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