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Altes Video kursiert im Zusammenhang mit Erdbeben in Taiwan

Ein schweres Erdbeben hat am 3. April 2024 den ostasiatischen Inselstaat Taiwan erschüttert. In sozialen Netzwerken verbreiten nun zahlreiche Nutzer Bilder, die das Ausmaß der Schäden zeigen sollen. In dem Zusammenhang scheint ein Video ein teilweise eingestürztes Gebäude auf der Insel zu zeigen, das sich nach dem Beben vom Mittwoch zur Seite neigt. Doch das Video ist nicht aktuell.

Bewertung

Falscher Kontext. In dem Video ist das beschädigte «Yunmen Cuiti​ Building» zu sehen, das bereits bei einem Erdbeben 2018 in Taiwan beschädigt wurde. Mit dem aktuellen Erdbeben vom 3. April 2024 hat der Clip nichts zu tun.

Fakten

Mithilfe von Bilderrückwärtssuchen lässt sich dasselbe Video in früheren Beiträgen finden. So wurde der Clip bereits am 9. Februar 2018 in einem Post bei Facebook hochgeladen. Auch der britische «Guardian» veröffentlichte das Video am 7. Februar 2018 mit Quellenverweis auf die Nachrichtenagentur AP.

In dem Video ist das ehemalige «Yunmen Cuiti​ Building» in der Stadt Hualien im Osten Taiwans zu sehen. Es war im Februar 2018 bei einem Erbeben der Stärke 6,0 stark beschädigt worden. Das zwölfstöckige Wohnhaus neigte sich damals zur Seite, weil die untersten Etagen eingestürzt waren. Bei dem Beben 2018 kamen insgesamt 17 Menschen ums Leben – 14 davon im «Yunmen Cuiti​ Building».

Der Chef der Baufirma, die das zwölfstöckige Wohnhaus errichtet hatte, wurde später festgenommen. Er sowie zwei weitere Beteiligte wurden laut Medienberichten 2019 wegen fahrlässiger Tötung aufgrund von Baumängeln zu Gefängnisstrafen verurteilt. An dem Ort, wo früher das «Yunmen Cuiti​ Building» stand, befindet sich heute ein Parkplatz. Das zeigt ein Abgleich mit Aufnahmen bei Google Maps (hier und hier).

Erdbeben im April 2024 – Bilder zeigen beschädigte Häuser

Mit dem jüngsten Erdbeben in Taiwan hat das Video also nichts zu tun. Am Mittwochmorgen hatte zur Berufsverkehrszeit in ganz Taiwan die Erde gebebt. Das Beben war mit einer von den taiwanischen Behörden gemessenen Stärke von 7,2 so heftig wie seit 1999 nicht mehr. Andere Erdbebenwarten wie in den USA oder Japan hatten sogar Stärken von 7,4 beziehungsweise 7,7 verzeichnet.

Diesmal bebte die Erde in einer relativ geringen Tiefe von 15,5 Kilometern. Das Epizentrum lag im Osten der Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern und nur wenige Kilometer von Hualien entfernt, der wohl am stärksten von Schäden betroffenen Gegend. Auch diesmal wurden Gebäude so beschädigt, dass diese sich zur Seite neigten – das zeigen aktuelle Bilder.

Mindestens 10 Menschen sind bisher nach Behördenangaben ums Leben gekommen. Weitere 1115 Menschen galten als verletzt und Hunderte als von der Außenwelt abgeschnitten. Seit Mittwoch verzeichnete die taiwanische Wetterbehörde mehr als 480 Nachbeben. Die Insel liegt in einer erdbebengefährdeten Zone am Rand zweier tektonischer Platten, der Eurasischen und der Philippinischen.

(Stand: 5.4.2024)

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Katastrophen

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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