Angeblicher «Welt»-Beitrag zu Boris Palmer ist eine Fälschung - Featured image

Angeblicher «Welt»-Beitrag zu Boris Palmer ist eine Fälschung

Für seine Äußerungen zum «Judenstern» und der Verwendung des «N-Wortes» ist Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, in den vergangenen Tagen stark kritisiert worden. Im Netz kursiert in diesem Zusammenhang nun ein Screenshot von einem angeblichen Beitrag der «Welt». Unter dem Stichwort «Rassismus ist Freiheit» soll das Medienhaus demnach am 30. April 2023 einen Text mit der Überschrift «Warum Boris Palmer der letzte wirklich liberale Politiker ist» veröffentlicht haben. Stimmt das?

Bewertung

Es handelt sich um eine Fälschung. Auf Twitter weist etwa die Autorin des angeblichen Berichts auf den Fake hin.

Fakten

Der angebliche Meinungsbeitrag der «Welt»-Chefreporterin Anna Schneider soll am 30. April 2023 veröffentlicht worden sein. Bei Twitter wurde der Screenshot aber bereits am 29. April 2023 von Nutzern geteilt, also einen Tag bevor der Text überhaupt veröffentlicht worden sein soll. Dieses Detail verrät bereits, dass es sich um eine Fälschung handelt.

Auf der Webseite der «Welt» lässt sich kein Beitrag finden, der diese Überschrift trägt und im vergangenen Monat veröffentlicht wurde. Auch über diesen Zeitpunkt hinaus existiert kein «Welt»-Text mit dem vermeintlichen Titel.

Auf der Autoren-Übersicht zu Anna Schneider gibt es ebenfalls keine Hinweise auf einen entsprechenden Beitrag. Via Twitter teilte die vermeintliche Autorin des Fake-Textes zudem mit: «Liebe Zartbehirnte, wenn ihr das nächste Mal versucht, einen Artikel von mir zu faken, dann nehmt wenigstens mein aktuelles Autorenfoto.» Mittlerweile verwendet Schneider zur Bebilderung ihrer Meinungsbeiträge ein anderes Motiv als zuvor.

Palmer ist aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten

Boris Palmer hatte am 28. April 2023 mit einem Auftritt bei einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main heftige Debatten ausgelöst. Er hatte sich vor einem Gebäude der Goethe-Universität eine verbale Auseinandersetzung mit einer Protestgruppe über seine Verwendung des «N-Wortes» geliefert. Nachdem er den Begriff mehrmals wiederholt hatte, hatten ihn die Protestierenden mit «Nazis raus»-Rufen konfrontiert. Daraufhin hatte Palmer zu der Menge gesagt: «Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi.»

Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Als Konsequenz war der bis dato Grünen-Politiker am Montag (2. Mai) aus seiner Partei ausgetreten. Die Stadt Tübingen hatte am Dienstag zudem mitgeteilt, dass ihr Oberbürgermeister eine einmonatige Pause einlegen wolle.

(Stand: 5.5.2023)

Fact Checker Logo

Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen