Ein Sharepic in den sozialen Medien zeigt die vermeintliche Ausgrabung eines alten Gebäudes. Angeblich soll es einen Turm der Porta Nigra in Trier zeigen. Dazu schreibt der User: «Daher halten es einfach alle für normal, dass wir drei bis vier Stockwerke unter der Erde entdecken können!» und fragt: «Was wäre, wenn unsere „offizielle“ Geschichte nur ein riesiger Haufen Lügen wäre!». Was ist da dran? Stimmt es, dass das Bild die Porta Nigra zeigt?
Bewertung
Falsch. Das Bild zeigt nicht die Porta Nigra in Trier, sondern wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) generiert. Zudem erklärt das Stadtarchiv von Trier, dass die Porta Nigra architektonisch völlig anders gebaut wurde.
Fakten
Die Porta Nigra ist ein bekanntes römisches Stadttor in Trier, das im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde. Die Behauptung im Post, dass das Gebäude «eigentlich nur ein Jahrhundert alt sein soll», ist daher falsch. Das Bild erweckt den Eindruck, dass der Boden um das Gebäude herum großflächig abgetragen wurde, sodass mehrere zuvor unsichtbare Stockwerke freigelegt wurden. Es weist jedoch einige Merkmale auf, die auf eine digitale Manipulation hinweisen.
Bild zeigt Hinweise auf Fälschung
Das Erdniveau auf der rechten Seite des Bildes ist deutlich höher als auf der linken Seite, was untypisch für die reale Umgebung der Porta Nigra ist. Ein glatter, langer Gegenstand auf der linken Seite und das versetzte Vorderrad des vordersten Fahrzeugs deuten ebenfalls auf eine künstliche Bearbeitung hin.
Die Porta Nigra ist zudem ein gut erforschtes und dokumentiertes Bauwerk. Ein solch spektakulärer Fund wäre weltweit bekanntgemacht worden, was hier nicht der Fall ist. Es existiert lediglich dieses eine Bild in den sozialen Medien.
Architektonisch unterschiedliche Bauwerke
Gottfried Kerscher von der Universität Trier untersuchte 2014 mit seinem Team die Porta Nigra. Auf Anfrage der dpa erklärte er: «Die Porta Nigra ist ein Stadttor, also sehr viel breiter und – falls man die Ansicht als Seitenansicht deuten möchte – auch tiefer als das gezeigte Gebäude.» Das Tor war ursprünglich 36 Meter lang, 21,50 Meter breit und 29,30 Meter hoch. Zudem seien die architektonischen Details in keiner Weise mit jenen der Porta Nigra identisch, sagte er. Vor allem sei es die Dreidimensionalität, die die beiden Gebäude wesentlich unterscheide.
Die Porta Nigra verkörpert römische Baukunst: eine massive und schlichte Bauweise mit symmetrisch angeordneten und bogenförmigen Fensteröffnungen. Es gibt klar strukturierte und einfache geometrische Formen. Zudem hat sie keinen Turm und auf dem Sharepic fehlen beispielsweise die typischen römischen Halbpfeiler zwischen den Fenstern.
Das gezeigte Gebäude im Post ähnelt eher einem städtischen Bau aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, mit dekorativen Elementen und aufwendigen Details, die vor allem in europäischen Städten gebaut wurden.
Auch das Stadtarchiv von Trier erklärte der dpa schriftlich, dass das gezeigte Gebäude in keiner Weise mit der wissenschaftlich belegten Baugeschichte der Porta Nigra übereinstimmt. «Mit Blick auf das in dem Post dargestellte Objekt und die abgebildete Umgebung sind die Widersprüche zum Trierer Original ebenso groß wie zahlreich», so Francesco Roberg, Direktor der wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier und des Stadtarchivs.
Erzählung um Tartaria und eine Schlammlawine
In den Kommentaren unter dem Post wird das Sharepic mit der Verschwörungserzählung über die Schlammfluthypothese verknüpft. Diese besagt, dass vor etwa zweihundert Jahren eine globale Katastrophe Städte und Landschaften unter Schlammmassen begrub, was zur Zerstörung fortschrittlicher Zivilisationen geführt haben soll.
Eng damit verbunden ist die Theorie über das «Großreich Tartaria», das angeblich ein riesiges und fortschrittliches Reich in Asien war, dessen Existenz von der Schlammflut ausgelöscht und von einer globalen Elite vertuscht wurde. Beide Erzählungen sind erfunden, Belege für eine historische Grundlage gibt es nicht.
(Stand: 2.1.2025)