APA-Faktencheck: Flüchtlings-Video 1,5 km vor Nickelsdorf entstanden - Featured image

Flüchtlings-Video 1,5 km vor Nickelsdorf entstanden

Ein Video, das Migranten zeigen soll, die aus einem LKW springen, über einen Grenzzaun klettern und weglaufen, ist in den vergangenen Tagen viral gegangen. Durch Medienberichte (1,2) und Postings auf Twitter (3,4) und Facebook (5) erreichte das Video insgesamt fast 200.000 Views. Angeblich sei es in den letzten Tagen entstanden und zeige die ungarisch-österreichische Grenze.

Einschätzung: Das Video entstand tatsächlich am 8. November 2022 in Ungarn nahe der österreichischen Grenze. Um einen Grenzzaun handelt es sich allerdings nicht, sondern um einen Zaun innerhalb des Landes. Laut Polizei wurden kurz darauf 117 Flüchtlinge in Nickelsdorf aufgegriffen.

Überprüfung: Anhand von Google Maps-Aufnahmen (6,7) lässt sich eindeutig der genaue Aufnahmeort des Videos verifizieren. Zu sehen sind etwa das ungarische Autobahn Ende-Straßenschild, die Pyramidenpappeln, der Wildzaun, das Feld sowie die Laternen.

Es ist kein Grenzzaun zu sehen, wie in vielen Social Media-Postings behauptet wurde. Die österreichische Grenze zu Nickelsdorf ist etwa 1,5 Kilometer entfernt. Dort gibt es keine Grenzzäune.

Die Menschen laufen im Video nach Osten in Richtung der Grenzgemeinde Hegyeshalom. Kurze Zeit später dürfte tatsächlich ein Grenzübertritt erfolgt sein. Die Polizei Burgenland verwies auf APA-Anfrage darauf, dass am 8. November 117 Flüchtlinge von Bundesheer-Soldaten in Nickelsdorf aufgegriffen worden sind. Dies wird auch in einem ORF-Artikel berichtet (8).

Der 8. November 2022 lässt sich auch anhand der Tonspur im Video verifizieren. Zu hören ist der ungarische staatliche Radiosender Petôfi Rádió. In den Nachrichten wird über den LKW-Brand auf der ungarischen Autobahn M5 berichtet. Dieser fand am 8. November statt (9).

Auch das damalige Wetter in der Region lässt sich anhand von Bildern vom Nachbarort Mosonmagyaróvár bestätigen (10,11). Der Zustand der Bäume deutet ebenfalls auf die herbstliche Jahreszeit hin, was gegen die Vermutungen von Usern spricht, die an einen Aufnahmezeitpunkt im Sommer glaubten.

Wer das Video aufgenommen hat, ist unklar. In einem Medienartikel (1) wird von einer Leserzusendung gesprochen.

Bei dem zu sehenden Transportauto handelt es sich um ein Mietauto des französischen Autoverleihunternehmens Location. Eine APA-Anfrage, warum die Autos in Ungarn verwendet werden, blieb bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Faktenchecks unbeantwortet.

Quellen:

(1) Medienartikel: http://go.apa.at/1NKzpRsU (archiviert: https://archive.ph/gSv3s, Video archiviert: https://perma.cc/V26D-VR7U)

(2) Medienartikel: http://go.apa.at/FlqfbcPY (archiviert: https://archive.ph/myrT9)

(3) Tweet: http://go.apa.at/NeYm4Urk (archiviert: https://archive.ph/oDLVx)

(4) Tweet: http://go.apa.at/ubfPZje4 (archiviert: https://archive.ph/3gLfV)

(5) Facebook-Post: http://go.apa.at/hRnUXgdV (archiviert: https://perma.cc/B7KK-4VSJ?type=image)

(6) Google Maps-Aufnahme 1: http://go.apa.at/ROG9RP16 (archiviert: https://archive.ph/rvaD2)

(7) Google Maps-Aufnahme 2: http://go.apa.at/r0Ut6ssq (archiviert: https://archive.ph/Gnoo0)

(8) ORF-Artikel: http://go.apa.at/f4lWkwId (archiviert: https://archive.ph/xoFQU)

(9) Ungarischer Artikel über brennenden LKW: http://go.apa.at/yDVIzNLa (archiviert: https://archive.ph/WVuMt)

(10) Foto von Nachbarsort Mosonmagyarovar vom 8. November: http://go.apa.at/REaaoDIi (archiviert: https://archive.ph/lvBMx)

(11) Foto von Nachbarsort Mosonmagyarovar vom 8. November: http://go.apa.at/3D4msvqK (archiviert: https://archive.ph/8GWzR)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): APA

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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