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Vermehrt gefälschte Werbeanzeigen auf Facebook

Werbeanzeigen sind ein fester Bestandteil von Sozialen Medien, letztlich finanzieren sich die Plattformen dadurch. Doch zuletzt war auf Facebook ein vermehrtes Aufkommen an gefälschten Werbeanzeigen beispielsweise für kostenlose Zahnimplantate oder Ausbildungen zu erkennen (1). Diese sind oft mit Logos und Schriftzügen vertrauenswürdiger Organisationen geschmückt und geben so vor, offiziell und seriös zu sein (2,3,4). Die Organisationen wissen aber meist gar nichts davon.

Einschätzung: Es handelt sich um gefälschte Werbeanzeigen, die Menschen irreführen und teils auch rechtswidrig sind. Die beworbenen Angebote und Dienstleistungen werden nicht von den genannten Organisationen und Behörden angeboten. Die Facebook-Mutter Meta könnte auf Grundlage des „Digital Services Act“ (DSA) der EU für das Ausspielen solcher Anzeigen mit hohen Bußgeldsummen belegt werden.

Überprüfung: Die Fake-Werbungen funktionieren alle nach dem gleichen Schema: Mithilfe von grellen Sharepics und Bildunterschriften, einem österreichischen Bundesadler oder der Erwähnung von angeblich offiziellen Ankündigungen der Regierung werden diverse Gratis-Angebote beworben. Diese reichen von vermeintlichen Psychologie-Ausbildungsplätzen über von der Bundesregierung angeblichen finanzierten Tankkarten und Zahnimplantaten bis hin zu kostenlosen Bestattungsversicherungen. Hellhörig sollte einen machen, dass davon in etablierten Medien nichts zu lesen war (5,6,7).

Auch die unseriöse Aufmachung der Anzeigen sollte stutzig machen: Die Accounts, von denen die Werbungen aus publiziert werden, existieren oftmals erst seit kurzer Zeit und geben Anschriften im Ausland an (8). Die Werbeanzeigen leiten zudem zu keiner der behaupteten Trägerorganisationen weiter. Sie führen zu Linklisten, die User weiter zu Angeboten von privaten Anbietern führen. Diese sind als „Gesponsert“ gekennzeichnet (9).

Anzeigen sorgen für Verwirrung

Diese Organisationen, auf die solche Links verweisen, zeigen sich selbst überrascht, in solchen Listen aufzuscheinen. Eine davon ist die Bildungseinrichtung ROK-Akademie (10). Auf Anfrage der APA gab diese an, von der Existenz dieser konkreten Werbeanzeigen nichts zu wissen.

Gefälschte Werbeanzeigen auf Facebook sind kein neues Phänomen. Allerdings ist in Österreich zuletzt eine spürbare Häufung von solchen geschalteten Fakes zu erkennen, wie sich in der Meta-Werbebibliothek nachverfolgen lässt (1). Die deutsche Rechercheplattform Correctiv warnte bereits im Mai vor dieser irreführenden Form des „Affiliate Marketing“. Dessen Ziel ist es, durch Klicks auf einen Anzeigenlink Geld für die Werbenden zu lukrieren (11).

Experte ortet mehrere Verstöße gegen DSA

Um den digitalen Raum und somit auch Werbeanzeigen in der Europäischen Union besser zu regulieren sowie Endverbraucherinnen und Endverbraucher zu schützen, ist im November 2022 der „Digital Services Act“ (DSA) in Kraft getreten. Die Verordnung regelt digitale Dienste und Märkte im europäischen Raum (12). Artikel 26 des DSA gibt vor, dass sämtliche Werbungen auf Social Media mit einer klar erkennbaren natürlichen oder juristischen Person gekennzeichnet sein sollen (13).

Das ist bei diesen Facebook-Werbungen nicht der Fall. Matthias Kettemann, Rechtswissenschaftler an der Universität Innsbruck und Projektleiter des DSA Forschungsnetzwerks am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) in Berlin, sieht bei irreführender oder rechtswidriger Werbung auf Online-Plattformen drei Arten von Verstößen gegen den DSA (14).

Dieser verlangt laut Kettemann von den Online-Plattformen, „dass sie ihre Werbekunden kennen und dass alle Nutzer:innen erkennen können, wer eine Werbung geschalten hat“. Dieser Punkt wiegt in den vorliegenden Fällen am schwersten. Der Jurist mutmaßt, dass auch eine verpflichtende, für alle einsehbare und transparente Werbedatenbank bei irreführender Werbung „regelmäßig nicht ausreichend sorgfältig geführt“ werde.

Weiters seien Online-Dienste nach dem DSA verpflichtet, keine rechtswidrigen Inhalte online abrufbar zu halten. Dazu zählen laut Kettemann auch unlautere Äußerungen, Urheberrechtsverletzungen oder Falschbehauptungen. Irreführende Werbung könne zudem „ein systemisches Risiko für demokratische Willensbildungsprozesse darstellen“. Plattformen wie Facebook verpflichten sich zu Berichten über Maßnahmen zur Abmilderung dieser Risiken.

EU-Regelwerk sieht hohe Strafen vor

Plattformen, die gegen den DSA verstoßen, drohen teils hohe Bußgeldstrafen. In Österreich sind diese im entsprechenden Bundesgesetz geregelt (15). Dieses sieht bei einer Verwaltungsübertretung gemäß Paragraf 6 eine „Geldstrafe in Höhe von bis zu 6 % des weltweiten Jahresumsatzes dieses Anbieters von Vermittlungsdiensten im vorangegangenen Geschäftsjahr“ vor.

Die EU-Kommission hatte bereits Ende April 2024 ein Verfahren gegen Meta zu irreführenden Werbungen angestrengt (16). Vor allem mit fragwürdigen politischen Anzeigen hat das Unternehmen seine liebe Not. Deren Entfernung funktioniert von Land zu Land unterschiedlich effizient (17).

Freilich sind auch die Personen hinter den Werbungen selbst nach den allgemeinen Rechtsregeln für deren Inhalte verantwortlich, so Kettemann. Eine Rückverfolgung ist aufgrund der spärlichen öffentlichen Informationen zu den Werbetreibenden allerdings nur schwer möglich.

Quellen:

(1) Meta Werbebibliothek, beispielhaftes Ergebnis: https://go.apa.at/LASyQ3Lt (archiviert: https://go.apa.at/OVHHrvZF)

(2) Werbeanzeige auf Facebook für Gratiskurs inklusive Laptop an der Universität Wien: https://go.apa.at/polINwxV (archiviert: https://perma.cc/8YT5-PDD7)

(3) Werbeanzeige auf Facebook für vermeintlich kostenlose Psychologie-Kurse I: https://go.apa.at/OobmeO4 (archiviert: https://archive.ph/dNobZ)

(4) Werbeanzeige auf Facebook für vermeintlich kostenlose Psychologie-Kurse II: https://go.apa.at/0E3z6EpP (archiviert: https://archive.ph/E7085)

(5) Werbeanzeige auf Facebook für vermeintlich kostenlose Tankkarten: https://go.apa.at/WGCQSBRh (archiviert: https://perma.cc/SW86-3QNZ)

(6) Werbeanzeige auf Facebook für vermeintlich kostenlose Zahnimplantate: https://go.apa.at/dKZWGvY7 (archiviert: https://perma.cc/7CZ5-F9DL)

(7) Werbeanzeige auf Facebook für vermeintlich kostenlose Bestattungsversicherungen: https://go.apa.at/ACWOnV6B (archiviert: https://perma.cc/84H4-9SDA)

(8) Profil mit Anschrift im Ausland: https://go.apa.at/qWFpL2Gi (archiviert: https://ghostarchive.org/archive/XEgm3)

(9) Beispielhafte Linkliste: https://go.apa.at/cW1VVbW0 (archiviert: https://perma.cc/MR98-H86L )

(10) ROK-Akademie: https://go.apa.at/st3n8bO8 (archiviert: https://archive.ph/GRkOk)

(11) Correctiv-Faktencheck: https://go.apa.at/zDQWhFyX (archiviert: https://archive.ph/BdTgg)

(12) Europäische Kommission – Paket zum Gesetz über digitale Dienste: https://go.apa.at/vLbH2vXg (archiviert: https://go.apa.at/kqo3xDWr)

(13) Amtsblatt der Europäischen Union: https://go.apa.at/iOORAKhl (archiviert: https://go.apa.at/4jP4av3B)

(14) Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft: https://go.apa.at/6lQTUn5N (archiviert: https://go.apa.at/XdgGK1Su)

(15) Koordinator-für-digitale-Dienste-Gesetz (KDD-G): https://go.apa.at/layxMxfS (archiviert: https://go.apa.at/xr001YHG)

(16) Pressemitteilung der EU-Kommission: https://go.apa.at/QukSDrHQ (archiviert: https://archive.ph/qy9oy)

(17) Artikel „TBIJ“ zu Facebook: https://go.apa.at/d7sERWBf (archiviert: https://archive.ph/uOKiL)

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Autor(en): APA

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