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Artikel über deutsch-britischen Freundschaftsvertrag gefälscht

Am 17. Juli 2025 haben Bundeskanzler Friedrich Merz und der britische Premier Keir Starmer in London einen Freundschaftsvertrag unterschrieben. Auf Social Media kursiert nun ein Video mit einem dazugehörigen Artikel – beide angeblich von der «Frankfurter Rundschau». Darin wird behauptet, es habe im sogenannten «Kensington-Vertrag» ein geheimes Zusatzprotokoll gegeben, das nur Außenminister Johann Wadephul und britische Sicherheitsberater unterschrieben hätten. Demnach verpflichte Deutschland sich dazu, jährlich bis zu 500.000 Migranten aus dem Vereinigten Königreich aufzuehmen. Es gebe keine Bedingungen für eine Rückübernahme, und die Zustimmung des deutschen Bundestags sei nicht nötig. Stimmt das?

Bewertung

Die Geschichte ist ein Fälschung: Weder das Video noch der Artikel stammen von der «Frankfurter Rundschau». Es gibt kein geheimes Zusatzprotokoll.

Fakten

Schon die Internetadresse des angeblichen Artikels zeigt, dass es sich nicht um einen echten Artikel der «Frankfurter Rundschau» handelt. Deren Adresse lautet «fr.de». In diesem Fall ist es hingegen «fr-24.de».

Zudem ist kein Artikel der «Frankfurter Rundschau« mit diesem Titel auffindbar. Es fällt außerdem auf, dass der Titel beim gefälschten Artikel in Großbuchstaben geschrieben ist und der Text nicht durch Leerzeilen gegliedert ist. Titel und Formatierung sehen bei echten Artikeln der Frankfurter Rundschau anders aus.

Kein geheimes Zusatzprotokoll laut Auswärtigem Amt

Das Auswärtige Amt teilte der dpa auf Anfrage mit, dass es kein geheimes Zusatzprotokoll gebe. Es handle sich um einen gefälschten Beitrag. Der Vertrag heißt vollständig «Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland über Freundschaft und bilaterale Zusammenarbeit» und ist öffentlich einsehbar. Eine Passage über die Aufnahme von 500.000 Migranten durch Deutschland gibt es darin nicht.

Zum Thema Migration wurde im Vertrag unter Artikel 11 festgehalten, dass Deutschland und das Vereinigte Königreich gemeinsam verstärkt gegen Schleuserkriminalität und Menschenhandel vorgehen wollen. Sie «unterstützen ein sicheres, geregeltes Migrationssystem» und möchten die «vorgelagerten Ursachen der irregulären Migration bekämpfen».

Gefälschte Websites von Medien sind bekanntes Vorgehen

Immer wieder tauchen gefälschte Artikel oder Websites mit Logos seriöser Medien auf: 2024 machte die sogenannte «Doppelgänger»-Kampagne Schlagzeilen. Dabei handelte es sich um eine Desinformationsoperation, bei der Webseiten bekannter Medien gefälscht wurden. Über jene Fake-Nachrichten wurden prorussische Narrative verbreitet und westliche Politik diskreditiert. Die Deutsche Presse-Agentur hat bereits über ähnliche Fälle gefälschter Medien-Websites berichtet.

(Stand: 9.10.2025)

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Migration, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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