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Es gibt in Belgien vereinzelt sogenannte Solidaritätskühlschränke für Lebensmittelspenden, doch werden dafür keine alten Telefonzellen umfunktioniert. Die Abbildung wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) geschaffen und hat mit Belgien nichts zu tun. Der Kern dieser Geschichte ist erfunden.
Fakten
Öffentliche Telefonzellen gibt es in Belgien schon seit gut zehn Jahren nicht mehr. Die letzten wurden Medienberichten zufolge im Mai 2015 demontiert. Die Kabinen werden jetzt also nicht «umgestaltet», statt sie «abzubauen oder verfallen zu lassen», wie es in dem Facebook-Post heißt. Sie sind längst verschwunden.
Belgische Telefonzellen sahen auch völlig anders aus als jene, die auf der Facebook-Abbildung zu sehen sind. Schaut man sich das Bild genauer an, stellt es sich schnell als KI-Machwerk heraus: In der Zelle links ist hinter den Regalen ein Telefonapparat zu sehen; durch die Zelle rechts kann man hingegen trotz der Regale hindurchschauen. Außerdem fehlt jeder Hinweis darauf, dass hier angeblich kostenlos Lebensmittel an Bedürftige abgegeben werden.
Die Künstliche Intelligenz hat aber nicht nur das irreführende Bild geschaffen, sondern auch gleich die Quelle zu der Geschichte erfunden. Sucht man im Internet nach dem Titel der angeblichen Veröffentlichung, findet man: nichts. Es gibt zwar eine Studie über urbane Räume für Lebensmittel, doch die hat weder mit Telefonzellen, noch mit Kühlschränken noch mit Belgien zu tun.
Ein Kühlschrank bleibt ein Kühlschrank
Tatsächlich gibt es in Belgien seit Jahren ein Foodsharing-Projekt mit sogenannten Solidaritätskühlschränken: Wer zu viel Lebensmittel hat, kann sie dort abgeben, damit arme Leute ihren Hunger stillen können. 2019 gab es nach Angaben der Organisatoren in der Millionenstadt Brüssel sieben solcher Kühlschränke. Der Stadt zufolge sind es mittlerweile acht Stück.
Allerdings handelt es sich den Beschreibungen und Fotos nach um ganz normale Kühlschränke, die für diesen sozialen Zweck verwendet werden. Eine Stichwortsuche nach Bildern, die umgewandelte Telefonzellen zeigen, führt zu keinem einschlägigen Ergebnis. Auch Texte entsprechenden Inhalts finden sich weder auf Französisch, noch auf Niederländisch. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Geschichte in dem Facebook-Post frei erfunden ist.
Eine Telefonzelle für Lesefutter
Was es hingegen vereinzelt gibt, sind ehemalige Telefonzellen, die dem Büchertausch dienen. Eine davon ist in Brüssel an der Ecke Rue de Pavie/Rue de l’Inquisition zu besichtigen. Nur: Sie ist nicht rot, sie wurde nicht zum Kühlschrank umgebaut und es gibt dort keine Lebensmittel, sondern ausschließlich Lesefutter.
(Stand: 14.10.2025)
