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Übersterblichkeit in der Pandemie ist gut belegt, Zusammenhang mit Impfungen nicht

In Deutschland ist in den vergangenen Wochen eine Übersterblichkeit festgestellt worden. Es sind also mehr Menschen gestorben, als aufgrund der vergangenen Jahre statistisch zu erwarten gewesen wäre. Ein Blog-Artikel legt sich nun bezüglich der Ursache fest: Es handele sich angeblich um einen «Herbst der Totgeimpften». Behauptet wird ein Zusammenhang zwischen der Corona-Impfkampagne und einem Anstieg von Todesfällen. Die Corona-Pandemie hingegen habe «keine Übersterblichkeit verursacht».

Bewertung

Die Corona-Pandemie hat immer wieder für eine Übersterblichkeit gesorgt – in Deutschland und weltweit. Das ist in Statistiken erkennbar und gut belegt. Keine Belege gibt es hingegen für die Behauptung, dass die derzeit wieder gestiegene Übersterblichkeit auf Impfungen zurückgeht.

Fakten

Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hat es in Deutschland immer wieder Phasen mit einer Übersterblichkeit gegeben. Übersterblichkeit bedeutet, dass in einem Zeitraum mehr Todesfälle verzeichnet werden, als mit Blick auf die Durchschnittswerte zurückliegender Jahre statistisch zu erwarten war.

Das Statistische Bundesamt hat seit Beginn der Pandemie mehrere Auswertungen der Sterbefallzahlen veröffentlicht. Mehrfach haben die Statistiker darin einen Zusammenhang mit den Corona-Fallzahlen beschrieben. Für das Jahr 2020 etwa schreibt die Behörde, dass in den Monaten März und April – also unmittelbar während der ersten Corona-Welle in Deutschland – die Zahl der Todesfälle höher lag als erwartet. Auch zum Jahresende war dies zeitgleich zu wieder steigenden Corona-Infektionen der Fall.

Auch für die erste Hälfte des Jahres 2021 lässt sich laut Statistischem Bundesamt ein Zusammenhang zwischen der Zahl der Corona-Erkrankten und der Zahl der Todesfälle feststellen. Ab dem Herbst stiegen die Todeszahlen ebenfalls wieder. Hierzu schreibt die Behörde jedoch: «Die gemeldeten COVID-19-Todesfälle im Herbst und zum Jahresende 2021 erklären die erhöhten Sterbefallzahlen nur zum Teil.» Weitere mögliche Gründe könnten demnach «Verschiebungen von Sterbefällen» nach der zunächst ausgefallenen Grippewelle sein sowie während der Corona-Wellen verschobene medizinische Untersuchungen und Operationen. Beziffern ließen sich diese Effekte aber nicht.

Für das bisherige Jahr 2022 formuliert das Bundesamt mit Blick auf die mögliche Ursache Covid-19 vorsichtiger. Aber auch in diesem Jahr wurden immer wieder Phasen mit Übersterblichkeit verzeichnet. Richtig ist im Blog-Artikel, dass die im September und Oktober verzeichnete Übersterblichkeit vom Statistischen Bundesamt nicht mehr vorrangig mit Corona-Todesfällen erklärt wird. Zu weiteren Ursachen legt sich die Behörde aber nicht fest.

Auch weltweit ist eine Übersterblichkeit durch die Corona-Pandemie statistisch belegt. Im Mai veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Schätzung für die Jahre 2020 und 2021. In diesem Zeitraum gab es demnach weltweit rund 14,9 Millionen mehr Todesfälle als zu erwarten war. Die WHO spricht von direkten und indirekten Zusammenhängen mit Covid-19: Zum einen Todesfälle durch die Krankheit selbst, zum anderen durch die Auswirkungen der Pandemie zum Beispiel auf die Gesundheitssysteme der Länder.

Eine offenbar pandemiebedingte Übersterblichkeit ist zudem in vielen weiteren wissenschaftlichen Arbeiten belegt worden – für Deutschland und viele weitere Länder.

Nicht belegt ist hingegen der in dem Blog-Artikel behauptete Zusammenhang zwischen der Impfkampagne gegen Corona und der Übersterblichkeit («Herbst der Totgeimpften»). Die im Artikel genannte «Studie» für den Thüringer Landtag aus dem vergangenen Jahr stützt diese Behauptung nicht. Es handelte sich bei dem Papier zweier Wissenschaftler nicht um eine Studie, sondern um «eine kurze Notiz» für eine Abgeordnete – das schrieben beide Verfasser später in einer Stellungnahme. Zudem zeige ihre Auswertung «keineswegs, dass eine erhöhte Impfquote zu einer erhöhten Sterbewahrscheinlichkeit führt. Wir möchten auch nicht, dass sie dahingehend fehlinterpretiert wird.» Zuvor hatte es Kritik an der Methodik gegeben. Die errechneten Werte waren statistisch zudem nicht signifikant.

An den Folgen der Corona-Impfung zu sterben, ist nahezu ausgeschlossen. Das für die Zulassung in Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schreibt in seinem jüngsten Sicherheitsbericht von 120 Todesfällen seit Beginn der Corona-Impfkampagne in Deutschland, bei denen es einen «wahrscheinlichen oder möglichen ursächlichen Zusammenhang» mit einer Corona-Impfung gab. Im vom PEI betrachteten Zeitraum gab es in Deutschland mehr als 180 Millionen Impfungen gegen Covid-19.

Die im Blog-Artikel erwähnten Todesfälle oder schweren Erkrankungen von «Sportlern in den besten Jahren» werden von Impfgegnern immer wieder als angeblicher Beleg für eine vermeintliche Gefährlichkeit der Corona-Impfstoffe verwendet. Dabei handelt es sich in der Regel aber nur um Gerüchte: Nachrichten über Todesfälle oder Erkrankungen von (jungen) Personen des öffentlichen Lebens werden ohne weitere Informationen über Impfstatus oder die genaue Todesursache immer wieder in einen Zusammenhang mit der Impfung gerückt. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat entsprechende Behauptungen mehrfach in Faktenchecks widerlegt.

(Stand: 18.11.2022)

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Corona, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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