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Bundestagswahl 2025 in Deutschland: Falschmeldungen begleiten den Wahlkampf

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 verbreiten sich Falschinformationen wie ein Lauffeuer in sozialen Medien. AFP überprüfte aus dem Kontext gerissene Videoaufnahmen, erfundene Behauptungen über Politikerinnen und Politiker sowie manipulierte Grafiken. Auch Desinformationskampagnen aus dem Ausland begleiten den Wahlkampf.

Wahlen bieten einen idealen Nährboden für Falschinformationen – das zeigt sich auch im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl am 23. Februar 2025. AFP stellt bei Wahlen immer wieder ähnliche Muster im Bereich der Desinformation fest. Dazu gehören falsche Aussagen über den Wahlprozess, irreführende Behauptungen von Spitzenkandidatinnen und -kandidaten sowie aus dem Kontext gerissene Bilder.

In diesem Artikel sammelt AFP alle Faktenchecks zur Bundestagswahl und erklärt die gängigsten Desinformationsnarrative rund um Wahlen. Der Artikel wird regelmäßig mit neuen Faktenchecks aktualisiert.

Irreführende Aussagen zu angeblichen Plänen einer Wahlannullierung

Häufiger Gegenstand der Diskussion ist eine mögliche Einflussnahme auf die Bundestagswahl vor dem Tag der Abstimmung. In sozialen Medien wurde fälschlich behauptet, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hätte in einer Rede Ende Dezember 2024 gedroht, die vorgezogene Neuwahl im Februar 2025 für nichtig zu erklären, sollte die Alternative für Deutschland (AfD) stärkste Kraft werden. Steinmeier warnte in seiner Rede jedoch vor „Einflussnahme von außen“, besonders auf X. Zudem kann der Bundespräsident laut Grundgesetz keine Bundestagswahlen annullieren.

Anfang Januar 2025 wurde in sozialen Medien außerdem irreführend behauptet, der ehemalige EU-Kommissar Thierry Breton hätte in einem Interview von einer möglichen Annullierung der Wahl durch die EU gesprochen. Tatsächlich sprach er über die Anwendung des Digital Services Acts im Fall von Manipulation in sozialen Medien.

Videos werden fälschlicherweise als Demonstrationen für die AfD ausgegeben

Online wurden außerdem Videos geteilt, die angeblich eine riesige Demonstration für die AfD zeigen sollen. Dabei handelte es sich jedoch um Aufnahmen von Konzerten der Band Coldplay, wie eine AFP-Recherche belegte.

Tiktok-Accounts verbreiteten Anfang 2025 zudem Aufnahmen von Protesten gegen den politischen Rechtsruck und gaben sie fälschlich als Demonstrationen für die AfD aus. Auch die Tonspuren wurden im Nachhinein verändert.

Bilder und Videos werden aus dem Kontext gerissen

Bilder und Videos werden auch vor Wahlen vielfach mit falschen oder irreführenden Aussagen geteilt. In sozialen Medien kursierte zuletzt die Falschbehauptung, dass „Grüne“ einen AfD-Parteitag im Dezember 2024 gestürmt hätten. Die dazu geteilten Videos zeigen allerdings Tumulte bei einer AfD-Veranstaltung im Dezember 2018. AFP fand keine Hinweise, dass es sich bei den Störern um Anhängerinnen und Anhänger der Grünen handelte.

Menschen beobachten auf einem Bildschirm Friedrich Merz (CDU) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer TV-Debatte der Spitzenkandidaten in Berlin am 17. Februar 2025 – RALF HIRSCHBERGER / AFP

Ein Foto von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt, wie Scholz Baerbock auffordern will, ihren Platz zu Beginn der Sitzung des Bundeskabinetts am 15. Januar 2025 einzunehmen. Behauptungen, Baerbock würde wegen einer Blockade der Ukraine-Hilfen aus dem Raum stürmen, sind irreführend. Das bestätigte auch eine Aufnahme aus einem weiteren Blickwinkel.

Nach dem Anschlag in Aschaffenburg am 22. Januar 2025 dominierten die Themen innere Sicherheit und Migration den Wahlkampf. In dem Zusammenhang wurde ein Foto einer Kindergruppe mit einer Polizistin vielfach mit der Falschbehauptung verbreitet, Kindergruppen könnten nur noch unter Polizeischutz Ausflüge machen. Doch wie die Polizei Unterfranken bestätigte, stammt das Foto von einem gewöhnlichen Besuch einer Kindergartengruppe bei einer lokalen Dienststelle. Einen allgemeinen Polizeischutz von Kindergruppen gibt es laut Polizei in Deutschland nicht.

User teilen alte oder verfälschte Wahlumfragen

Umfragen werden oft aus dem Zusammenhang gerissen und vor Wahlen mit Falschbehauptungen geteilt. Kurz vor der Landtagswahl in Brandenburg im September 2024 sahen Umfragen etwa die AfD auf Platz eins. Ein Screenshot einer solchen Umfrage wurde im Vorfeld der Bundestagswahl geteilt und suggeriert, es handele sich dabei um aktuelle Werte. Wahltrends von Anfang Januar 2025 zeigten für die Parteien jedoch andere Werte.

AFP widerlegte in der Vergangenheit zudem einen Post, in dem eine angeblich durch das ZDF verfälschte Grafik in der Sendung „Politbarometer“ gezeigt wurde. Diese zeigte ein verzerrtes Balkendiagramm zur Bundestagswahl, das nicht den damaligen Umfragewerten entsprach. Auf der Website des Senders wurden die Prognosen allerdings korrekt dargestellt, wie AFP-Recherchen ergaben. Laut ZDF wurde das Diagramm weder online noch im Fernsehen gezeigt.

Einflussnahme aus dem Ausland sowie Angriffe auf Politikerinnen und Politiker

Deutsche Geheimdienste schlagen bereits seit Monaten Alarm wegen möglicher russischer Versuche, sich in die deutsche Politik einzumischen. Deutsche Wahlen werden dabei gezielt ins Visier genommen. Aus einem Bericht des Institutes for Strategic Dialogue (ISD) aus dem Jahr 2025 geht hervor, dass Kampagnen direkt auf politische Kandidatinnen und Kandidaten abzielten und Inhalte teilten, die ukrainische Geflüchtete oder die Hilfe für die Ukraine diskreditieren. Es wurden außerdem koordiniert Behauptungen verbreitet, dass die Sicherheit der deutschen Wahlen bedroht sei. Insbesondere der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz sei ins Visier genommen worden, hieß es.

Nach im Herbst 2024 veröffentlichten Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ belegen interne Unterlagen der Moskauer Firma Social Design Agency (SDA), dass russische Desinformationskampagnen in Deutschland direkt aus dem Kreml gesteuert werden. Eines der Ziele sei demnach die Stärkung der AfD in Umfragen.

Die Rechercheplattform „Correctiv“ berichtete Ende Januar 2025 von der russischen Einflussoperation mit dem Spitznamen „Storm-1516“, die seit drei Monaten in den Wahlkampf vor der Bundestagswahl eingreift. Mehrfach wurde sie bereits für Attacken auf Politikerinnen und Politiker genutzt.

Zentrale Wahlkampfthemen im Fokus

Die Finanzierung weiterer Ukraine-Hilfen in Höhe von drei Milliarden Euro wurde zum Zankapfel im Wahlkampf. In sozialen Medien wurde in diesem Zusammenhang behauptet, Deutschland habe die Finanzierung der Ukraine offiziell eingestellt. Doch das ist eine verkürzte Darstellung, wie AFP-Recherchen ergaben. Auch die Bundesregierung dementierte die Behauptung.

Falschbehauptungen zum Wahlprozess häufen sich vor der Stimmabgabe

Auch vor der Bundestagswahl kursierten Falschbehauptungen zur Gültigkeit von Wahlen, die AFP bereits in der Vergangenheit überprüft hat. Online wurde fälschlicherweise behauptet, das deutsche Bundesverfassungsgericht habe alle deutschen Wahlen für nichtig erklärt. Die geteilten Postings missinterpretierten jedoch ein Urteil des Gerichts aus dem Jahr 2012. Damit verwarf das Gericht einen Teil des Bundestagswahlrechts, Wahlen in Deutschland wurden damit allerdings nicht ungültig, wie AFP-Recherchen belegen.

Vor der EU-Wahl im Juni 2024 hat AFP zudem die Falschbehauptung widerlegt, aus dem Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2012 gehe hervor, dass eine Stimmabgabe strafbar sei. AFP überprüfte außerdem die Falschbehauptung, durch ein Loch oder eine abgeschnittene Ecke am Stimmzettel sei die Stimmabgabe ungültig. Tatsächlich hilft das jedoch sehbehinderten Menschen beim Kreuze setzen mit einer speziellen Schablone. Eine Stimme bei der EU-Wahl wurde auch nicht ungültig, sobald das Kreuz über den dafür vorgesehenen Kreis ragt – anders als fälschlicherweise in sozialen Medien behauptet. Auch andere Falschbehauptungen zu angeblichen Unregelmäßigkeiten bei Wahlen, angeblich belegt durch das Bild eines scheinbar offenen Wahlschlosses oder einer Wahlurne mit aufgebrochenem Siegel, konnte AFP bereits widerlegen.

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Autor(en): Katharina ZWINS / AFP Österreich / AFP Schweiz / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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